Cultura | Salto Return

#260218

In Salto Return geht es nicht um Medaillenspiegel oder Wahlurnen. Es geht um angesagte Versprechensformen, im Traum und in der Wirklichkeit.
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Foto: Foto: Salto.bz

Wahlversprechen?
Völlig durchnässt lag ich im Schlafanzug auf meiner Matratze. Hatte ich Fieber? Oder war es mein eben abgebrochener Traum gewesen, der mich ins Schwitzen brachte? Ich hatte soeben von einer nebelverhangenen Landschaft geträumt, in der ich orientierungslos umherirrte und einer leisen Stimme lauschte, die mir zuflüsterte: Ankreuzen! Kreuz doch bitte an! Die Stimme wurde lauter, die Zurufe schneller und  schlampiger, manchmal schwer verständlich.

„Ich bin dein Wahlversprechen“, sagte das nebelige Traum-Orakel und: „Es kann vorkommen, dass ich mich zu und ab spervreche.“ Ich träumte und lauschte weiter.
Nach dem Aufstehen versuchte ich die Vorkommnisse meines Traumes zu deuten, schrieb die verschiedenen Versprecher des Wahlversprechens an die Duschwand, addierte sie zusammen, zog aus der Summe nicht die Konsequenzen, sondern die Wurzel und rundete das Ergebnis auf. Das Ergebnis hätte nicht klarer sein können: 17!

Pahlversprechen!
„Das sind doch alles nur läppische Pahlversprechen!“ sagt der Südtiroler Volksmund, wenn er stupides Gerede pensionierter Lokalpolitiker meint. Man findet Pahlversprechen auch in Liederbüchern schlagender Burschenschafter oder auf faschistoiden Internet-Plattformen. Und man hört sie in ganz gewöhnlichen Gaststuben und auf Dorfpätzen. Oft aus dem Mund ganz unscheinbarer Menschen.

Etymologisch lässt sich das Wort Pahlversprechen von der scheinheiligen Märtyrer-Figur F. Pahl (vulgo Dio Santo) ableiten, einem völlig unbedeutenden Kritiker zeitgenössischer Kunst (und ehemaligen Politiker). Er lebt in der Nähe von Bergen und ist gegenwärtig geistiger Mitanführer im F(l)achkreis für Altmadatare (vulgo Manda via). Die prahlenden Herren haben sich jüngst einen Namen gemacht, da sie im Sinne Erich Honeckers eine verstärkte bardeipoliddische Berichtärstaddung im volkstumspoliddischem Stil eines Josef Rampöld fordern. 
Einem jungen engagierten Südtirol Heute-Journalisten haben sie sogar mit noch böseren Pahlversprechen widersprochen, ordentlich nachgetreten und einen Brief (!!!) zum ORF (!!!) nach Wien (!!!) geschrieben.

Infal-Versprechen?!
„Der Begriff infal hat sich in Südtirol infal erhalten“ schilderte mir ein Forscher frühneuhochdeutschen Wortschatzes und berichtete von einigen Südtiroler Gemeinden, in welchen der Begriff noch in der Umgangssprache gebraucht wird. Infal steht selten für fälschlicherweise, sagte er mir, vor allem aber für Unerwartetes, Zufälliges... Infal ist deshalb ein besonderes Fundstück für Spracharchäologen, die den alten Begriff hier noch finden. Ein Beispiel:

Er ist mir infal auf die Zehenspitzen getreten.
(Zeitzeugin am Maturaball)

Es gibt aber auch infal-Momente, wie den folgenen:

„Süttirool-ist-ein-tholes-land…“ lautete ein erster Sager, zu einem Versprechen der Politikerin, die mit dem Video Interview das Aufbessern ihrer Fremdsprachen-Kenntnisse manifestieren wollte. In einem zweiten Satz meinte sie dann „Ich-fühle-mich-wohl-hier“ sagte aber mit ihrem feinen Akzent: „Ich-fühle-mich-voll-hier“. In der Tat ein feiner, mehrfach interpretierbarer, Wahlversprecher. So wie ich sie liebe.