Cultura | Kulturpolitik

Bozen, Stadt der Musik?

Die Stadt Bozen will sich im Sektor Musik als eine von 300 Cities of Creativity der UNESCO bewerben. Stichtag ist im März 2023, die Vorbereitungen der Kandidatur laufen.
Chiara Rabini
Foto: Chiara Rabini
Auf die Möglichkeit einer Bewerbung sei man beim im vergangenen Monat, beim Beitritt zum Netzwerk europäischer Universitätsstädte „EUniverCities“ aufmerksam geworden, berichtet Kulturstadträtin Chiara Rabini, welche das Projekt gemeinsam mit dem Bürgermeister der Stadt, Renzo Caramaschi, lanciert hat. Man habe auch den Kontakt nach Pesaro und Bologna, derzeit Teil des Netzwerks „UNESCO Cities of Music“, aufgenommen. Unter den sieben Sektoren - Literatur, Film, Musik, Volkskunst, Design, Medien und Gastronomie - habe man angesichts der Erfahrungswerte und Exzellenzen der Stadt auf den Bereich Musik gesetzt, um Teil des Netzwerks für interkulturellen Austausch zu werden. Derzeit gibt es, über die Erde verteilt knapp unter 60 Cities of Music auf allen besiedelten Kontinenten.
Die Kandidatur sieht eine nachhaltige Entwicklung im Bereich Kultur vor und dass diese ins Zentrum der Stadtpolitik rückt. Die zweite Chance, die sich biete sehe man im Austausch mit den rund 300 Cities of Creativity weltweit. Man arbeite zusammen mit kulturellen Akteuren „vom kleinsten bis zum Größten“, berichtet Rabini. Nach einer ersten Präsentation mit zahlreichen Teilnehmern wurden vier Arbeitstische - Musik-Genres, Studium und Bildung, Künstler und Interpreten, sowie Kultur-Unternehmen - gebildet, von welchen sich die erste gestern traf. Im ersten von drei Treffen der Arbeitsgruppe wurde der Status Quo der Stadt in Sachen Musik festgehalten, wo die Schwächen und wo Stärken auszumachen seien. „Eine Kandidatur muss auch eine Herausforderung zur Verbesserung sein“, ist Rabini überzeugt.
 
Eine Kandidatur muss auch eine Herausforderung zur Verbesserung sein
 
Beim nächsten Treffen, am 5. Dezember gehe es dann darum, Bedürfnisse und in der Bewerbung anzuführenden Projekte auszuarbeiten. Bei den Genres möchte man nicht nur auf bereits starke Bereiche setzen, sondern auch „alle Musiken die sich derzeit etwas unterrepräsentiert fühlen, etwa die Ethnischen Musiken neuer Bürger, oder mehr Musik für junge Menschen“ in die Diskussion mit aufnehmen, so Rabini.
Das Bedürfnis nach neuen Räumen und verstärkter Zusammenarbeit sind beim gestrigen Treffen auch Thema gewesen. Rabini sieht das Projekt mehr als eine Möglichkeit für nachhaltige städtische Entwicklung, denn als weiteren touristischen Anziehungspunkt. Die Absicht sei es derzeit zu analysieren, welche Bedürfnisse die einzelnen Musikfelder haben, um - ausgehend von der Musik und später auf andere Kulturbereiche ausdehnend - nachhaltig sozial und wirtschaftlich zu wachsen. Während man in den bislang ausformulierten Zielen bei den musikalischen Bildungseinrichtungen - vom Amateur-Niveau bis zur höchsten Spezialisierung - sowie im Bereich der Unternehmer Wachstumsmöglichkeiten ausloten will, würde es bei Künstlern und Interpreten „Sinn machen, ein Hub zu haben, an welchem die Kompetenzen gesammelt werden“, ist in den  vorläufigen Zielen ausformuliert.
Finanziell werden die UNESCO Cities of Creativity nicht unterstützt, wieviel die Kandidatur kosten könnte sei derzeit auch noch nicht abzusehen, es gäbe dadurch aber auch „mehr Möglichkeiten externe Geldmittel zu finden“. Man habe derzeit „eine klare Vorstellung von der Stadt und will diesem Bereich Wichtigkeit beimessen und daran auch in Zukunft festhalten“, meint die Stadträtin schließlich.