Economia | Bahnhofsareal

Auflauf der Bauherren

Der Markttest für das Bahnhofsareal Bozen hat ergeben, dass 14 Unternehmen konkretes Interesse angemeldet haben. Jetzt wird die europaweite Ausschreibung vorbereitet.
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Foto: AROB
 
Es ist ein Jahrhundertprojekt bei dem es um viel Geld, die raumordnerische Zukunft der Stadt Bozen aber auch darum geht, wer in den nächsten Jahrzehnten in der Landeshauptstadt das Sagen hat. Seit über einem Jahrzehnt laufen die Vorbereitungen für das umfassende Entwicklungsprojekt für das Bahnhofsareal in Bozen. Jetzt geht das Projekt in die entscheidende Phase.
Am Mittwoch fand am Sitz der Handelskammer in Bozen in Anwesenheit von Spitzenvertretern des Landes Südtirol, der Gemeinde Bozen, der Gesellschaft ARBO (Areal Bozen ABZ AG) und der italienischen Eisenbahngesellschaft die Roadshow, also die öffentliche Präsentation statt, mit der der sogenannte Markttest abgeschlossen wird.
Dass die Vorstellung in der Handelskammer erfolgt, dürfte kein Zufall sein. Der Präsident der Handelskammer Michl Ebner, dessen Berufung es ist, der Landesregierung in vielen Bereichen öffentlichen Nachhilfeunterricht zu erteilen, in dem die Handelskammer periodisch politische Vorgaben in den verschiedensten Bereichen macht, scheint auch bei diesem Jahrhundertprojekt mitmischen zu wollen.
 
 
Michl Ebner war es dann auch, der diese Vorstellung maßgeblich beeinflusst hat. Denn die Roadshow hätte eigentlich bereits vor rund einem Monat stattfinden sollen. Nach Informationen von Salto.bz hat der Handelskammerpräsident in einem Schreiben an Landeshauptmann Arno Kompatscher aber ersucht, die Präsentation um ein paar Wochen zu verschieben. Der Grund für die Bitte: Es gebe eine Interessentengruppe, die noch etwas Zeit zur Vorbereitung brauche. Aus „Vertraulichkeitsgründen“ könnte der Direktor des Athesia-Konzerns aber keine weiteren Angaben machen.
Dass man jetzt die Roadshow nicht im Innenhof des Palais Widmann, sondern im großen Saal der Handelskammer macht, dürfte deshalb nicht nur logistische Gründe haben. Es geht hier auch darum, wer am Regiebuch um das Bozner Großprojekt mitschreiben darf.
 

14 Bekundungen

 
Spätestens seit Mittwoch ist klar, dass das Interesse am Projekt zur städtebaulichen Aufwertung des 48 Hektar umfassenden Geländes nordöstlich des historischen Zentrums der Landeshauptstadt zwischen dem Bahnhof und dem Bozner Bozen groß ist. Denn 14 Wirtschaftsteilnehmende haben eine Interessenbekundung für Arbeiten vorgelegt, die im Rahmen des einheitlichen Programms zur territorialen Aufwertung (PUVaT) geplant sind. Die interessierten Unternehmen haben jetzt zwei Tage lang die Möglichkeit, sich bei Vertretern und Planern der Areal Bozen AG über Projektinhalte zu informieren. Zudem können technische Aspekte und Fragen vertieft werden.
Die zahlreichen Interessenbekundungen unterstreichen die Bedeutung des Projekts und den Willen zu dessen Umsetzung“, zeigt sich Landeshauptmann Arno Kompatscher bei der Vorstellung erfreut. „Dank der Beteiligung Privater wird es möglich sein,  große nicht genutzte Flächen wiederzugewinnen und aufzuwerten", so Kompatscher.
 
 
Auch Daniel Alfreider bläst ins selbe Horn. Als zuständiger Landesrat bezeichnet er die Neugestaltung des Bahnhofsareals „als einmalige Chance, um Bozens Mobilität einfacher, bequemer und kundenorientierter zu gestalten". Der neue Bahnhof soll zu einem intermodalen Knotenpunkt für alle sanfte Mobilitätsformen werden, wobei man auch an fahrrad- und fußgängerfreundliche Angebote denke. Die Zusammenarbeit mit dem Schienennetzbetreiber RFI bezeichnete der Mobilitätslandesrat als sehr gut: „Es ist uns wichtig dieses Projekt in enger Abstimmung weiter voranzutreiben“, meint Alfreider.
Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi zeigte sich "zufrieden über die Fortschritte im Verfahren zur Realisierung dieses wichtigen Projekts und insbesondere mit der ausgezeichneten Zusammenarbeit mit dem Land Südtirol". Ebenso lobten die Vertreter der der italienischen Eisenbahnen Umberto Lebruto und Roger Hopfinger die Zusammenarebeit.
 

Meilensteine

 
ARBO-Präsident Hans Schmiedhofer ist sichtlich stolz. Er bezeichnet die Roadshow und den Markttest als Meilensteine für die Realisierung des Projekts. „Private können sich hier mit unserem Beraterstab treffen, um alle Aspekte des Entwicklungsprogramms zu klären“, erklärte der Schmiedhofer.
Vertieft wurden in diesem Zusammenhang vor allem raumordnerische Fragen, auf welche die künftige Abteilungsdirektorin für Natur und Landschaft, Virna Bussadori, Antworten lieferte. Fragen rund um das Eisenbahnprojekt beantwortete Roberto D'Orazio. Zu wirtschaftlich-finanziellen Themen nahm Silvio Falcone Stellung, Rechtsfragen beantwortete Maria Ferrante.
 
 
Auf der Grundlage dieser Gespräche wird bis Jahresende die europäische Ausschreibung vorbereitet. Über diese europaweite Ausschreibung werden dann die Wirtschaftsteilnehmenden ermittelt, welche die vom Masterplan vorgesehenen Arbeiten durchführen werden. Sobald feststeht, wer das Projekt durchführen wird, werden die öffentlichen ARBO-Teilhaber, das Land Südtirol und die Gemeinde Bozen, ihre Anteile verkaufen. Die Gesellschaft wird privatisiert.  Mit den Bauarbeiten soll dann 2022 begonnen werden. Voraussichtlich werden die Arbeiten zehn Jahre in Anspruch nehmen.
 

Die Eckdaten

 
Das Vorhaben sieht ein Bauvolumen von 1,2 Millionen Kubikmetern und Investitionen von über einer Milliarde Euro vor. Die Gebäude, darunter Wohn-, Büro- und Geschäftsgebäude und öffentliche Einrichtungen, werden zum Teil auf Flächen errichtet, die durch die Bahnhofsverlegung frei werden. 26 bis 45 Prozent des gesamten Bauvolumens sollen dem Wohnbau vorbehalten werden. Demnach könnten bis zu 1800 Wohnungen entstehen.