Cultura | Museen

Kritisierte Krönung

Die 3 Millionen Euro für das Bergfotografie-Museum am Kronplatz werden mit dem Nachtragshaushalt ausgeschüttet. Der Schlussstrich unter einem “fragwürdigen Sonderweg”?
Museum für Bergfotografie
Foto: Stadtgemeinde Bruneck

Nun ist es so weit: Mit dem Nachtragshaushalt 2018, den der Landtag diese Woche verabschiedet, werden die 3 Millionen Euro für das Museum für Bergfotografie am Kronplatz freigegeben. Damit geht eine Geschichte zu Ende, die vor eineinhalb Jahren begonnen hatte, viele Fragen aufwarf und immer noch scharfe Kritik erntet.

 

Tür auf, Tür zu

Ende 2016 wendet sich die Kronplatz Seilbahn AG an den Landeshauptmann. Auf dem Brunecker Hausberg soll ein Museum für Bergfotografie entstehen. Privat errichtet und verwaltet. Ob es dennoch möglich sei, öffentliche Beiträge für den Bau zu erhalten, so die Frage an Arno Kompatscher. Nein. Zumindest nicht bis Februar 2017 als die Landesregierung die Kriterien zur Museumsförderung abändert und die Tür für die Kronplatz AG zum Geldtopf des Landes öffnet. Über die Gemeinde Bruneck soll die private Seilbahngesellschaft 3 Millionen Euro erhalten. Als salto.bz die Geschichte im August 2017 aufdeckt, bricht Empörung aus. Oppositionspolitiker auf Gemeinde- und Landesebene sowie Südtiroler Kulturschaffende kritisieren das Vorgehen der Landesregierung scharf. Insbesondere, weil andere Kultur- und Museumsprojekte stiefmütterlich behandelt würden, so der Tenor.

Die Optik wird umso schiefer als die Landesregierung im Februar 2018 den “Kronplatz-Paragraphen” wieder aus den Förderrichtlinien für Museen streicht. Die 3 Millionen Euro sind da noch nicht ausbezahlt. Indes wird am Kronplatz eifrig gebaut und geplant. In der Wintersaison 2018/19 soll das Bergfotografie-Museum seine Pforten öffnen. “Ein interessantes und anerkennenswertes Projekt, das mit dem Foto- und Kulturhistoriker Martin Kofler adäquat besetzt ist”, stellt Hans Heiss fest. Doch für den Grünen Landtagsabgeordneten ändert das nichts an der Tatsache, dass der öffentliche Beitrag für ein Privatmuseum “mehr als fragwürdig, ja wohl kaum akzeptabel ist”.

 

Konsequentes Ungleichgewicht?

Das lässt Heiss auch den Landeshauptmann wissen, der am frühen Mittwoch Abend im Landtag verkündet, dass 3 der 244 Millionen Euro im Nachtragshaushalt für das Kronplatz-Museum bestimmt sind. Den “Sonderweg”, die “Vorzugsspur für ein privates Museum, während andere Projekte vor sich hindümpeln” könne er nie und nimmer begrüßen, stellt Heiss klar. Es wäre konsequenter gewesen, wenn sich die Kronplatz AG “nicht hätte lumpen lassen” und Unternehmen oder Privatpersonen als Sponsoren für das Museum gesucht hätte, so der Grüne.

“Klar wäre es schöner, wenn es Mäzene geben würde, die das alleine machen”, pflichtet der Landeshauptmann Heiss bei. Aber man müsse “die ganze Wahrheit sagen”, so Kompatscher. Die da wäre? Die drei Millionen Euro werden die einzige öffentliche Förderung sein, die das Bergfotografie-Museum in den nächsten 20 Jahren bekommen wird – so lange wird das Haus mindestens geführt und öffentlich zugänglich sein. “Das ist vertraglich festgelegt”, betont der Landeshauptmann. Die Mitarbeiter der Abteilung Museen – über die Abteilung wird der Millionen-Beitrag an die Gemeinde Bruneck und dann weiter an die Kronplatz AG gehen – hätten den Businessplan sorgfältig überprüft, berichtet Kompatscher. Demnach werde das Museum für Bergfotografie jährlich ein Defizit von 400.000 bis 600.000 Euro schreiben. “Zu den anfänglichen Investitionen kommen also noch die Kosten – und die tragen wir nicht!”, unterstreicht der Landeshauptmann. Alles in allem, so Kompatscher, seien die drei Millionen Euro “gerechtfertigt, finde ich”.

Das finden bei weitem nicht alle so. “Auch wenn die Träger des Museums für die künftigen 20 Jahre über die Subvention des Landes hinaus alle weiteren Kosten in Eigenregie tragen wollen, ist die maßgeschneiderte, dann wieder korrigierte Kriterienänderung, wie der nun fließende 3 Millionen-Beitrag mehr als problematisch. Denn sie demonstrieren, welchen Druck finanzstarke Subventionswerber auf die Waagschale bringen können, während kleinere Museen und Kulturinitativen auf keine vergleichbare Hilfestellung bauen können”, sagt Hans Heiss. Für ihn steht fest: “Weitblickende, gerechte und transparente Kulturpolitik sieht anders aus.”