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Essen bei Flüchtlingen

Auf „Book a Cook“ folgt Südtirols erstes afrikanisches Restaurant - ein Praktikums- und Arbeitsplatz für Flüchtlinge. Nun steht auch die Betreibergenossenschaft Spirit.
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Foto: Facebook/Empezamos

„Es ist vollbracht!!“, postete Mitgründerin Isabel Hansen am Donnerstag auf Facebook. „Danke allen Geburtshelfern!!! Und jetzt: mit voller Kraft voraus!“ Gefeiert wird zu Ende dieser Woche nicht nur die Gründung der neuen Sozialgenossenschaft Spirit, die am Mittwoch Abend von 30 Gründungsmitgliedern offiziell aus der Taufe gehoben wurde. Verbunden damit ist eine für Südtirol neue und äußerst konkrete Form von Flüchtlingshilfe. Denn Ziel der Spirit-Gründer ist die Eröffnung des ersten afrikanischen Restaurants im Land, in dem (fast) ausschließlich Flüchtlinge arbeiten. Ein Projekt, das neben seinem gastronomischem Reiz darauf abzielt, eine der größten Hürden zu mildern, die freiwillige Helfer bei ihrer Begleitung von Asylwerbern und Migranten beobachten: die Arbeitssuche. Vor allem der erste Job ist immer das größte Problem, weiß das Kern-Gründungsteam um Isabelle Hansen, Gabi Waldner, Markus Michael und der frischgekürten Spirit-Präsidentin Angela Wagner. Dem will man nun mit dem Arbeitsintegrations-Projekt entgegenwirken. Sprich: Flüchtlinge sollen im Restaurant zeitlich beschränkte Praktika absolvieren können, bei denen sie unter Begleitung von Fachpersonal Erfahrungen in Bereichen sammeln können, für die in der Gastronomie laufend Personal gesucht wird – ob als Hilfskoch, Abspüler oder Bedienung. Mit solchen Hilfsjobs erhalten die Praktikanten zwar keine reguläre Ausbildung, doch können danach zumindest Berufserfahrung vorweisen, erzählen die Spirit-Gründer. Außerdem werden sie in ihrer Praktikumszeit auch konkret bei der Arbeitssuche und Bewerbungsgesprächen begleitet. Neben den Praktikanten soll es im Restaurant, das in einer ehemaligen Pizzeria in Meran entsteht, auch eine kleine, feste Crew aus Festangestellten geben.

Der „kleine Traum“, der nun laut den Spirit-Gründern wahr werden soll, ist keineswegs aus der Luft gegriffen. Immerhin haben einige der neuen Genossenschaftsmitglieder im vergangenen Jahr mit „Book a Cook“, einem Projekt des Vereins Empezamos, schon äußerst positive Erfahrungen mit der Qualität, aber auch der Nachfrage nach Kochkünsten aus aller Herren Länder gemacht. Der kleine Bruder des Restaurant-Projekts, der es auch in die Finalisten-Runde des Arge-Alp-Preis 2017 schaffte, macht es seit vergangenem Mai möglich, Köche aus Afrika, Asien oder Südamerika zu „buchen“, also gegen eine Spende zu sich nach Hause oder auf Feste einzuladen. „Über Book a Cook haben wir herausgefunden, dass die Jungs tatsächlich super kochen und das entgegen aller Rollenklischees vielfach mit viel Leidenschaft machen“, erzählt Empezamos-Präsidentin Isabel Hansen. Umso mehr in der Fremde, wo generell alles was die Menschen mitbringen, seinen Wert verliere – von der Sprache über Zeugnisse bis hin zu nicht anerkannten Führerscheinen. „Es ist als hättest du nie etwas gemacht", sagt Hansen, "doch über das Kochen können Menschen ihre Talente und die Kultur ihrer Heimat vorzeigen und ernten dafür auch Anerkennung." Ausreichend Möglichkeit dafür soll nun das neue Meraner Restaurant in bringen, das laut Plan noch in diesem Sommer eröffnen soll.