Economia | Landesverwaltung

Der Abgang

Der Direktor der Agentur für Presse und Kommunikation Marco Pappalardo verlässt die Landesverwaltung und geht zu Dolomiti Superski. Die Hintergründe.
Marco Pappalardo
Foto: SMG
Der Tisch war angerichtet.
Am 14. August 2019 wurde im Amtsblatt der Region und auf der Internetseite des Landes die Ausschreibung für die Direktion der Agentur für Presse und Kommunikation veröffentlicht. Interessierte, die die Voraussetzungen für die Stelle besitzen, mussten bis zum 13. September ein Gesuch einreichen.
Insgesamt fünf Bewerber meldeten sich. Unter ihnen auch der Mann, der bis Anfang des Jahres diese Funktion innehatte: Marco Pappalardo.
Vergangene Woche ernannte der Landeshauptmann per Dekret die Prüfungskommission. Ihr gehören der Generalsekretär der Landesverwaltung Eros Magnago, die Leiterin des Landesrechtsamtes Renate von Guggenberg und der Direktor der Abteilung „Innovation und ForschungVito Zingerle an. Damit waren eigentlich nur mehr die Prüfungstermine für den Wettbewerb zu fixieren.
Dann aber sagte der eigentliche Gast plötzlich ab.
Nach Informationen von salto.bz verlässt Marco Pappalardo die Landesverwaltung in Richtung Privatwirtschaft. Der bisherige Direktor der Agentur für Presse und Kommunikation übernimmt mit 2. November den Job eines Marketingbeauftragten im Skiverbund „Dolomiti Superski“.
Es ist ein Paukenschlag, mit dem niemand so gerechnet hat.
 

Die Agentur

 
Die Agentur für Presse und Kommunikation war vor einigen Jahren von Arno Kompatscher aus dem traditionellen Landespresseamt geschaffen worden. Als deren Leiter wurde der damalige IDM-Kommunikationschef Marco Pappalardo berufen.
Marco Pappalardo hat dabei seinen Vertrag als Führungskraft bei der IDM beibehalten. Er wurde nur an die Landesverwaltung abkommandiert. Bezahlt wurde der Pressechef des Landes aber weiterhin von der IDM. Wie im ursprünglichen Arbeitsvertrag vorgesehen: 120.000 Euro brutto im Jahr. Weil für die Personalkosten dieser gemeinsamen Gesellschaft von Land und Handelskammer ausschließlich das Land aufkommt, war es eine Art Nullsummenspiel.
 
 
Die Ernennungen in der Agentur für Presse und Kommunikation sind aber an die politische Legislatur gebunden. Demnach mussten Anfang 2019 nicht nur alle Verträge der Mitarbeiter erneuert werden, auch die Chefredaktion musste neu ausgeschrieben werden. Im Frühjahr wurde der langjährige Bauernbund-Pressereferent Guido Steinegger nach einem Auswahlverfahren zum neuen Chefredakteur im Landespresseamt berufen.
Ebenso musste die Ernennung des Direktors erneuert werden. Marco Pappalardo war 2017 per Dekret des Landeshauptmannes zum Agenturchef ernannt worden. Eigentlich sollte er so auch bestätigt werden, doch dann kamen rechtliche Bedenken innerhalb der Landesverwaltung auf. Man optierte für eine Ausschreibung. Die Agentur für Presse und Kommunikation wird als Abteilung eingestuft und die Direktionsstelle sollte deshalb im Range eines Abteilungsdirektors ausgeschrieben werden. Für alle Beteiligten war dabei klar, dass Pappalardo diese Ausschreibung gewinnen würde.
 

Polemiken und Verzögerung

 
Marco Pappalardo selbst war nach Informationen von salto.bz nicht unbedingt begeistert und erpicht darauf zum Landesbeamten auf Lebzeiten zu werden. Obwohl er als Abteilungsdirektor kaum finanzielle Einbußen gehabt hätte.
Da aber nicht nur Landeshauptmann Arno Kompatscher auf ihn als Vertrauensperson setzte, sondern auch der Großteil der Frau- und Mannschaft im Landespresseamt hinter ihm stand, entschied er sich das Projekt fortzusetzen, das er im Mai 2017 begonnen hatte.
Doch dann kam es bei der anstehenden Vertragsverlängerung innerhalb der Agentur mit zwei Mitarbeiterinnen zu schweren Differenzen. Unmittelbar danach tauchten in der Öffentlichkeit in mehreren Anfragen im Landtag unbequeme Fragen zur Rolle des Agenturchefs auf.
Kann Pappalardo ohne Führungsauftrag überhaupt die Agentur leiten? Und wie kann jemand, der keinen solchen Auftrag hat, weiterhin eine Führungszulage kassieren?
 
 
Die Polemiken ziehen sich bis heute hin. Erst vergangene Woche schoss die Tageszeitung hart gegen seine Person. Dabei waren und sind es Schattengefechte. Denn Pappalardo hat zwar die Anstellungsgespräche geführt und die Agentur auch geleitet, doch auf dem Papier steht seit über einem halben Jahr Klaus Luther der Agentur vor.
Auch die Frage nach der Führungszulage erübrigt sich. Marco Pappalardo bezieht keine. Er hat einen Angestelltenvertrag (dirigente) mit der IDM, der ohne Zulagen gestaltet ist. Demnach muss er sein Geld bekommen. Auch wenn er nur als einfacher Angestellter arbeitet.
 

Die Entscheidung

 
Die anhaltenden Polemiken haben die Entscheidung Pappalardos sicher beeinflusst, sie sind aber nicht ausschlaggebend für seinen Abgang. Der Hauptgrund für den überraschenden Wechsel des Agenturchefs in die Privatwirtschaft war die Tatsache, dass sich seine Wiederbestätigung als Direktor so lange hinausgezogen hat. Zu Jahresbeginn hieß es zwei, drei Monate. Inzwischen sind aber zehn Monate vergangen. Demnach wäre ein Jahr vergangen bis Pappalardo formal wieder zum Direktor geworden wäre.
 
 
Letztlich war es Marco Pappalardo selbst, der die Reißleine gezogen hat „Er hat uns vor rund einem Monat mitgeteilt, dass er gehen wird“, sagt ein hoher Funktionsträger des Landes. Erst danach geschah etwas, was Pappalardo in seiner Entscheidung bestärkt haben dürfte. Eines der Projekte, für die Arno Kompatscher ihn geholt hatte, war die Verbesserung des angeschlagenen Images des Landes Südtirol in Italien. In dieses Projekt investierte der Agenturdirektor viel Zeit und Engagement. 
Vor zwei Wochen passierte dann mit der „Alto Adige“-Polemik im Landtag der SuperGAU. Die Streichung eines Wortes machte zwei Jahre Marketing-Arbeit völlig zunichte. „Wir haben in den vergangenen Jahren zwei Schritte nach vorne gemacht und mit dieser Aktion jetzt wieder zehn zurück“, soll Marco Pappalardo im privaten Kreis diesen politischen Fehltritt interpretiert haben.
Nach knapp 30 Monaten wechselt der 50jährige Marketingfachmann jetzt zum Skiriesen „Dolomiti Superski“. Sein Job an der Spitze der Landesagentur wird – trotz der laufenden Ausschreibung – wahrscheinlich nicht so schnell nachbesetzt werden.
Nach Informationen von salto.bz sollen den anderen Mitbewerbern die Voraussetzungen dafür fehlen.
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Sepp.Bacher Lun, 10/28/2019 - 14:57

In risposta a di Hartmuth Staffler

Da gebe ich Ihnen recht: Aus einem Presseamt, das die Aufgabe hat, über die Tätigkeit der Landesverwaltung (neutral?) zu berichten, hat er eine Werbe-Agentur gemacht, das den Südtiroler und Italienischen Bürgern wohl Träume, Erfolge und schönes Wetter verkaufen soll! Kompatscher und seine Leute werden sicher wieder jemandem finden, der/die diese die Realität verzerrende Aufgaben übernehmen wird!

Lun, 10/28/2019 - 14:57 Collegamento permanente
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Stereo Typ Mar, 10/29/2019 - 09:59

Es ist die Aufgabe eines "Kommunikationschefs", Träume, Erfolge und schönes Wetter zu verkaufen. Die Aufgabe eines Presseamtes allerdings nicht. Wie kann man eine Agentur "für Presse und Kommunikation" gründen? Das eine sind Inhalte und Informationen über die Arbeit von Landesverwaltung und Landesregierung, das andere ist eben Kommunikation mit Schlagseite hin zu politischer Kommunikation. Ein gelernter Journalist hat sich zur Objektivität und Wahrheitsfindung verpflichtet. Bei Kommunikation geht es um anderes.

Mar, 10/29/2019 - 09:59 Collegamento permanente