Economia | Alperia

Wohin geht die Reise?

Der Energie-Riese Alperia stellt seine Marschroute für die kommenden fünf Jahre vor. Mehr Service, mehr Nachhaltigkeit und mehr Dividenden.
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Foto: Alperia

Wachstum, Effizienz, Wertschöpfung für das regionale Umfeld und Investitionen: Das sind die vier Pfeiler, auf denen der erste Strategieplan von Südtirols jungem Energiekoloss Alperia ruht. Wohin will das aus der Fusion von SEL und Etschwerke hervorgegangene Unternehmen in den kommenden fünf Jahren, also im Zeitraum 2017 bis 2021, haben Vorstand und Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft darin festgelegt. Es ist der nächste Schritt nach der Neuorganisation und Verschlankung im ersten Jahr nach der Fusion, in dem 2016 laut Generaldirektor Johann Wohlfarter gut die Hälfte der 1000 Beschäftigten ihren Arbeitsplatz in irgendeiner Form wechselten und die Gesellschaft in vier sogenannte Business Units gegliedert wurde. In den kommenden fünf Jahren will man das Potential der nun entstanden Synergien voll ausnutzen. Und noch größer sowie effizienter werden als heute.

Um das zu erreichen, sollen im Fünf-Jahres-Zeitraum bis 2021 insgesamt über 400 Millionen Euro investiert werden. 40 Millionen sollen in die Großkraftwerke  des Energieunternehmens fließen, 160 Millionen in die Vereinheitlichung und Vereinfachung des Stromnetzes. Weitere 50 Millionen sind für den weiteren Ausbau der Fernwärme vorgesehen, allen voran in Meran und Bozen, wo  unter anderem das Krankenhaus und der Technologiepark angeschlossen werden sollen.

Dass Alperia in Zukunft weit mehr als ein Strom- und Gaslieferant sein wird, zeigen auch geplante Investitionen in Höhe von mehr als 300 Millionen Euro in das Glasfasernetz, das bis 2021 für 76 Prozent der Bevölkerung zur Verfügung stehen soll, und die sogenannte Smart Region Südtirol. Darunter fallen sowohl neue bzw. modernisierte Infrastrukturen für Gemeinden wie öffentliche Beleuchtung, Glasfasernetze, Angebote zur Steigerung der Energieeffizienz für Klein- und Mittelbetriebe sowie die öffentliche Verwaltung oder technologische Lösungen für die Kontrolle von Lärm ode Luft, Ampeln oder Parkplätzen. Einen wichtigen Bereich nimmt das Kapitel E-Mobility ein, in dem das Unternehmen über die eigene Gesellschaft bis 2021 über 8000 Ladestationen bei Privaten, Unternehmen und im öffentlichen Raum installiert haben will.

Stromerzeugung verliert an Gewicht

„Der erste Industrieplan will aus einem traditionellen Multiutility-Unternehmen ein Unternehmen machen, das sich auf intelligente Netze, hochentwickelte Mehrwertdienste und die zentrale Rolle des Kunden konzentriert“, brachte Generaldirektor Wohlfahrer die Stoßrichtung auf den Punkt. Finanz- und Strategiechef Paolo Vanoni verdeutlichte dies auch anhand der Gewinnprognosen. Demnach soll der Gewinn vor Steuern von 220 Millionen Euro im Jahr 2015 auf 310  Millionen Euro steigen. Während dieses Ergebnis 2015 noch zu 71 Prozent von der Stromerzeugung bestimmt wurde, soll deren Gewicht für den Gewinn bis 2021 auf nur mehr 42 Prozent rutschen.

Profitieren von diesem Wachstum sollen auch die Alperia-Aktionäre, allen voran das Land mit einem Anteil von mehr als 54 Prozent sowie die Gemeinden Bozen und Meran mit je 21 Prozent. Mit ihnen einigte man sich im Rahmen des Strategieplans auch auf Zielwerte für die Dividenden. Genaue Zahlen wollte die Unternehmensführung am Mittwoch nicht bekannt geben. Paolo Vanoni verriet aber zumindestens, dass die Gewinnausschüttungen in den kommenden Jahren steigen sollen – und das eine in den Fusionsvereinbarungen für 2030 in Aussicht gestellte Dividende von 55 Millionen Euro im Jahr bereits 2022 erreicht werden soll. Zum Vergleich: „In den vergangenen drei Jahren wurden Dividenden von insgesamt 100 Millionen Euro ausgeschüttet“, so Vanoni. Nicht nur die Aktionäre, die gesamte Bevölkerung soll jedoch laut Vorstandsvorsitzendem Wolfram Sparber von ihrem Energie-Unternehmen profitieren. Dafür soll nicht zuletzt ein prognostizierter Mehrwert in Höhe von 1, 2 Milliarden Euro sorgen.

Leicht rückläufig ist die prognostizierte Energieerzeugung, die auch infolge von strengeren Restwasser-Vorschriften und der Abtretung der Beteiligung an Kleinkraftwerken von 4,3 TwH im Jahr 2015 bis 2021 auf 4,1 TWh zurück gehen soll. 1,5 TWh davon sollen direkt von der Alperia vermarktet werden. Dabei setzt man beim Unternehmen auf ein neuerliches Anziehen der Strompreise, die von 2015 auf 2016 um ganze 10 Euro pro Megawattstunde fielen.

Unbesetzter Aufsichtsrats-Stuhl 

Auch wenn im Vorjahr bereits vieles neu organsiert wurde, ist das Aufräumen bei Alperia nicht beendet. So will sich das Unternehmen von seinen Minderheitenbeteiligungen in Geschäftsfeldern trennen, die nicht zum Kerngeschäft zählen. Dazu zählen unter anderem die verlustreiche Beteiligung der ehemaligen Etschwerke  am Palmöl-Werk Biopower Sardegna Srl, ein Kraftwerk in Bulgarien oder Beteiligungen an Windkraftwerken. Im Gegenzug will Alperia vor allem auf norditalienischen Markt auf Einkaufstour gehen, um das geplante Wachstum über gezielte Fusionen und Übernahmen zu erreichen. Konkrete Pläne wollte Wolfram Sparber noch nicht verraten. Von besonderem Interesse seien aber Unternehmen, die neues Know-how im Bereich der Energieeffizienz, für dezentrale Stromerzeugungsplattformen und neuen Dienstleistungen für Kunden mitbringen.

Auch in Sachen Büros will man eine Verstreuung auf zu viele Sitze und vor allem unnötige Mietausgaben vermeiden. Längerfrsitig wird ein zentraler Sitz in Bozen und Meran angestrebt, wo je 500 bzw. 300 Mitarbeiter unterkommen sollen, hieß es am Mittwoch. Da der historische Etschwerke-Stammsitz in der Bozner Zwölfmagreinerstraße zu klein für eine solche Konzentration der Mitarbeiter ist, überprüft man derzeit, ob die Niederlassung in der Reschenstraße dafür geeignet wäre.  

Zur Freude aller QuotenverfechterInnen war bei der Präsentation am Mittwoch übrigens auch eine Frau präsent: Luitgard Spögler, stellvertretende Vorsitzende des Alperia-Aufsichtsrates. Sie vertrat nicht nur bei der Presskonferenz Aufsichtsratsvorsitzenden Mauro Marchi, der sein Amt Mitte Jänner wegen einer Unvereinbarkeit mit seiner beruflichen Tätigkeit niederlegte. Wie das Vakuum an der Spitze des Aufsichtsrates gelöst werden soll, soll im Rahmen der kommenden Gesellschafterversammlung entschieden werden. „Sicher ist, dass wir die schnellste Lösung suchen werden“, erklärte Spögler.