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„Wir zahlen sogar den Strom“

RAS-Präsident Rudi Gamper über den Protest der lokalen Radiobetreiber gegen die Ausstrahlung von DRadio Wissen und die Rolle der RAS als Kulturvermittler.
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Foto: RAS
Salto.bz: Herr Gamper, die RAS stellt heute ihre Digitalprogramm von DAB auf DAB+ um. Seit Tagen gibt es jetzt Proteste und Polemiken. Haben Sie sich das erwartet?
 
Rudi Gamper: Immer wenn es Umstellungen gibt, ärgern sich die Leute und protestieren. Das liegt irgendwie in der Natur der Sache. Es war genauso als man im Fernsehen von analog auf digital umgestellt hat. Auch damals haben die Menschen protestiert. Aber die Umstellung war damals gesetzlich vorgeschrieben. Genauso wie jetzt.
 
Sie sagen: Der Wechsel auf DAB+ ist nicht ein Projekt der RAS mit dem man Italienweit wieder einmal vorausschreitet?
 
Nein, im Gegenteil. Man sendet in Italien schon seit 20 Jahren Digitalprogramme. Wir in Südtirol waren dabei die einzige Provinz die einen Puffer von vier Jahren zur Umstellung auf DAB+ bekommen hat. Dabei muss man sagen, dass alle Geräte, die man in den letzten fünf, sechs Jahren gekauft hat mit diesem Standard ausgestattet sind. Dazu kommt: Die meisten Geräte empfangen auch weiterhin auf UKW.
 
Also ein Sturm im Wasserglas?
 
Ja. Schauen Sie, wir leben in einer Zeit in der die meisten Leute sich alle zwei Jahre ein Handy um 600 Euro kaufen. Ein Digitalradio kostet ab 70 Euro und man kann es sicher zehn Jahre lang benutzen.
 
Zusammen mit dem Intendanten von Deutschlandradio Willi Steul stellen Sie heute auch ein neues Hörfunkprogramm vor, das die RAS in Südtirol ab sofort ausstrahlt: „DRadio Wissen“.
 
Durch die Umstellung auf DAB+ werden im Sendenetz Kapazitäten frei. Man kann noch mehr in dieses Bouquet von Digitalprogramme hineingeben. Wir haben damals dem Landeshauptmann versprochen, keinen Sender hereinzuholen, der den Privatsendern Konkurrenz macht, sondern nur Nischenprogramme. Das heißt Programme in der Bereichen, die von den Lokalsendern nicht abgedeckt werden. Wie zum Beispiel die Wissenschaft. Diese Sparte wird in Südtirol von niemandem abgedeckt. Also ein Programm, das die Privaten nicht wahrnehmen können.
 
Trotzdem schreien die Südtiroler Radiobetreiber jetzt „unlautere Konkurrenz“.
 
Genau das ist es nicht. Wie gesagt, es handelt sich um ein Programm, das es in Südtirol nicht geben kann. Vor allem aber ist DRadio Wissen werbefrei. Damit nimmt es auch niemandem etwas vom Werbekuchen weg. Zudem ist es ein Sender, der auch in Deutschland nur digital ausgestrahlt wird. Es wird ihn in Südtirol deshalb nicht auf UKW geben. Damit kann er keine Konkurrenz sein.
„Es handelt sich um ein Programm, das es in Südtirol nicht geben kann. Vor allem aber ist DRadio Wissen werbefrei. Damit nimmt es auch niemandem etwas vom Werbekuchen weg.“
Das sehen Heiner Feuer & Co aber anders?
 
Bitte, vergessen wir nicht, dass wir im 21. Jahrhundert leben. Man kann doch nicht den ganzen Tagen immer das Gleiche hören. Zwischendurch will jemand Klassik hören, dann schaltet er halt vielleicht mal eine Stunde „Swiss Klassik“ ein. Genauso wird es mit DRadio Wissen. Man soll froh sein, dass Südtirol wie fast niemand in Europa über so viele hochkarätige Digitalprogramme verfügt. Hier wird ganz sicher niemandem etwas weggenommen.
 
Was halten Sie vom Vorwurf Feuers, man sei „wortbrüchig“ geworden?
 
Dazu möchte ich nichts sagen. Diese Polemik wird sich schon wieder legen. Ich sage nur: Es ist auch der kulturelle Auftrag der RAS solche Sender den Menschen in Südtirol zur Verfügung zu stellen.
 
Auch Ihr Nachfolger als RAI-Südtirol-Koordinator, Markus Perwanger, hat sich dem Chor der Protestierer angeschlossen. Verwundert?
 
Nein. Ich akzeptiere alles. Wobei man aufpassen muss, wenn man immer wieder von Steuergeldern spricht, die hier angeblich beim Fenster hinausgeworfen werden. Achtung: DRadio Wissen wird Südtirol gratis zur Verfügung gestellt. Ob ich in dem Bouquet der Digitalprogramme einen Sender mehr oder weniger haben, ändern überhaupt nichts. Es fallen nur die Kosten der Erstinstallierung an. Danach kostet es keinen Cent mehr.
 
Vor allem aber leistet die RAS für RAI Südtirol und für die Privatradios unentgeltlich wichtige technische Dienste?
 
Ich sage nur soviel: Die RAS verbreitet die Digitalprogramme von RAI-Südtirol in ganz Südtirol. RAI strahlt seine Programme digital zwar vom Penegal aus, aber draußen in der Peripherie übernimmt es die RAS diese Programme zu übertragen. Ohne dafür irgendetwas zu verlangen. Selbst der Strom wird von der RAS gezahlt. Wir tun also durchaus etwas für die lokalen Sender. Es hat immer eine gute Zusammenarbeit zwischen RAI Südtirol und RAS gegeben und es wird auch weiterhin so sein.
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Michael Kerschbaumer Mar, 01/31/2017 - 13:00

Man sollte doch wissen wieso ein Rai Südtirol Koordinator dagegen ist. Schliesslich hätte Rai Südtirol weitaus größeres Hörerpotential wenn man auch moderne Musik spielen würde die auf S1 und ähnlichen Sendern läuft. Das ist keine Geldfrage. Aber darauf haben sich die Herren und Damen ganz oben schon länger verständigt. Das gleiche gilt so nebenbei auch für die online Berichterstattung und den dazugehörigen Internetauftritt...das moderne Medienhaus sieht anders aus. Ein sogenannter Nichtangriffspakt. Mit dem alleinigen Vorteil auf der Seite des unbekannten Monopols.

Mar, 01/31/2017 - 13:00 Collegamento permanente
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kulum kuri Sab, 02/04/2017 - 10:30

Das _Fernsehprogramm stockt auch immer wiedermal seit dem Umstieg auf Digital, im Besonderen der RAI-Sender Bozen - Rai-Südtirol , während der Nachrichten. Ich könnte auf dieses Digital-schnickschnak gerne verzichten. Bis dato habe ich keine Vorteile erkennen können. Umschalten geht auch viel langsamer, alles sehr mühsam. DAB+ , das wird sicher eine gehörige Portion Strahlung werden. Radio im Haus am liebsten über Glasfaser, unterwegs brauche ich nicht digitale Bombardements. Dankeschön.

Sab, 02/04/2017 - 10:30 Collegamento permanente