Società | 5. September

Wärter der Autonomie

Am neu gestalteten Magnago-Platz wird am Tag der Autonomie Errungenem gedacht, Geleistetem gedankt und Künftiges beschworen.
Straßenwärter am Magnago-Platz
Foto: Salto.bz

Eine Anekdote soll er erzählen. Die hat Hubert Pfeifer parat. Der Vinschger Hauptstraßenwärter erinnert sich zurück, als es an Ausrüstung fehlte. “Per Autostopp oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln war der Straßenwärter auf der Straße zum Stilfser Joch unterwegs, um seinen Dienst zu tun.” Eines Tages hält er wieder einen Wagen auf – aus steigt Landeshauptmann Luis Durnwalder. “Vielleicht hat er sich da schon Gedanken über die Übernahme der Staatsstraßen gemacht”, schmunzelt Pfeifer und blickt nach rechts. Nur wenige Meter neben ihm steht an diesem Vormittag der Altlandeshauptmann.

Ob sich Luis Durnwalder an die Episode auf der Stilfser Joch Straße erinnert, verrät er nicht. Sie ereignete sich vor 1998. Damals waren die Straßenwärter bei der staatlichen Straßenaufsichtsbehörde ANAS angestellt. Viel hat sich seither getan. “Der heutige Tag ist ein guter Anlass, zurückzublicken”, sagt Durnwalder.
Vor zwanzig Jahren hat das Land Südtirol die Zuständigkeit über die Staatsstraßen erhalten. Dieses Jubiläum wird am heurigen 5. September, dem Tag der Autonomie, besonders gefeiert.

Eingeläutet werden die Feierlichkeiten auf dem Magnago-Platz in Bozen. In den vergangenen Monaten wurde der Platz umgestaltet. Den letzten Schliff soll er noch bekommen. Auch die Arbeit an und für die Autonomie ist noch nicht zu Ende, so die Botschaft der Festredner 72 Jahre nach der Unterzeichnung des Gruber-Degasperi-Abkommens. Am 5. September 1946 wurde der Grundstein der Südtiroler Autonomie gelegt. Als “ein zartes Pflänzchen” bezeichnet der heutige Landeshauptmann das Abkommen. Bei vielen, auch in der SVP, war die Enttäuschung damals groß, die Hoffnungen, zu Österreich zurückzukehren, waren zunichte. Doch des einen Ende war des anderen Anfang.
Das Versprechen Italiens, Kompetenzen zugestanden zu bekommen, hat man in Südtirol ernst genommen. “Es war nicht immer leicht, aber wir sind nicht stehen geblieben”, betont Arno Kompatscher. “Rückblickend können wir sagen, wir haben das Bestmögliche getan”, pflichtet ihm Altlandeshauptmann Durnwalder bei.

Erfahrbar – im wahrsten Sinne des Wortes – sind einige der autonomiepolitischen Errungenschaften seit 1946 in zwei Ausstellungen, die am Mittwoch zum Thema “20 Jahre Kompetenz Straßen” eröffnet wurden. “Auch dank einer günstigen politischen Konstellation in Rom, mit einer Regierung Prodi, die uns gewogen war”, erinnert sich Luis Durnwalder, der 1998 als Landeshauptmann die Verhandlungen mit geführt hat, sei dieser “Coup für Südtirol”, gelungen, freut sich Florian Mussner: 200 Straßenwärter, 94 ANAS-Häuser, 56 Tunnels, 912 Brücken – und 43 Prozent zusätzliche Straßenstrecken gehen in die Zuständigkeit des Landes über.

Zahlreiche der rund 500 Straßenwärter im Landesdienst haben sich am Magnago-Platz eingefunden. Bei ihnen bedanken sich die politischen Vertreter ganz besonders. “Ihr seid die, die bei Hitze, Kälte, Regen und Schnee auf uns schauen – wir brauchen euch!”, meint ein selten bewegt wirkender Florian Mussner. 17 der 20 Jahre seit 1998 hat er als Landesrat “den Schlüssel zur Mobilität, den Südtirol in der Hand hält” verwalten dürfen und damit die “Tür zu Entwicklung, Fortschritt, Wohlstand” aufsperren können, so Mussner.

2.826 Straßenkilometer stehen heute unter der Verwaltung des Landes, 206 Tunnels, 1.662 Brücken. “Und unsere Straßen sind sicher”, versichern Mussner, Kompatscher und Durnwalder unisono.

Die Gelegenheit, sich an Errungenes zu erinnern, nutzt man am 5. September dazu, sich zu besinnen, dass man sich nicht ausruhen will. “Es gibt noch teuflisch viel zu tun”, mahnt Luis Durnwalder die, die die Geschicke des Landes heute in den Händen halten. Arno Kompatscher nickt. Stück für Stück – oder “step by step”, wie Durnwalder sagt – gelte es, die Autonomie abzusichern, zu festigen, auszubauen, sind sich der Landeshauptmann und sein Vorgänger einig. “Im Bewusstsein, dass Kompetenzen nicht nur mehr Rechte, sondern zugleich mehr Verantwortung bedeutet.”