Ambiente | Schulen

Das Plastik-Paradox

Apfelspalten in Plastikverpackung an Südtirols Schulen – dagegen läuft eine Online-Petition. Und im Landtag hat die Opposition nachgehakt.
Plastikgabeln
Foto: Pixabay

Es mutet wirklich paradox an: Da will man Kinder und Jugendliche für mehr Klima- und Umweltschutz sensibilisieren – und setzt ihnen andererseits in Plastik verpackte Apfelspalten vor. Ausgerechnet in den Schulen. Das Projekt unter dem Titel “Obst an Schulen” läuft an 87 Südtiroler Grundschulen. Die Äpfel bzw. Apfelschnitze werden außerhalb des Landes verpackt und in Plastiktüten geliefert. “Jüngst wurden auch Trinkjoghurts in Plastikfläschchen an die Schüler verteilt”, berichtet Myriam Atz-Tammerle. Sie ist, wie zahlreiche Eltern, die sich an die Landtagsabgeordnete der Südtiroler Freiheit und andere Oppositionsvertreter gewandt haben, verärgert.

 

Seit einigen Tagen läuft eine Online-Petition, mit der die Landesregierung zum Einschreiten aufgefordert wird. Über 2.500 Unterschriften sind bereits eingegangen. Gestartet hat die Petition die Südtiroler Umweltaktivistin Magdalena Gschnitzer.
“Als Umweltaktivistin bin ich seit Jahren in Südtirols Schulen unterwegs und setze mich für eine plastikfreie Zukunft ein. Ich erzähle Kindern davon, wie wichtig es ist, auf Plastik zu verzichten und wie schlimm die Folgen des Plastiks auf die Umwelt sind”, erklärt Gschnitzer. “Und dann kommt  da eine ‘Gesunde Jause’ daher, die all diese wieder zunichte zu machen scheint. Aktionen wie diese machen nicht nur mein Engagement sonder auch jenes der Schulen und aller beteiligten Lehrpersonen, Eltern und Vereine zunichte, die Überzeugungsarbeit leisten und sich für dieses wichtige Thema einsetzen. Darum muss sich etwas ändern!”

Das findet auch Myriam Atz Tammerle. Sie hat, ebenso wie Franz Ploner (Team Köllensperger) diese Woche im Landtag nachgefragt. Wie sieht die Landesregierung diesen “abnormen Plastikgebrauch” und den an den Schulen produzierten Plastikmüll? Wie stehen die Bildungslandesräte zu diesem Projekt “mit fraglich edukativen und ernährungswissenschaftlichen Effekten”?
In seiner Antwort betont der Landesrat für die deutsche Schule, Philipp Achammer, dass es sich bei “Obst an Schulen” um ein von der EU finanziertes Programm handelt, dass über das italienische Bildungsministerium abgewickelt wird. Die in Südtirol autonomen Schulen würden selbst entscheiden, ob sie daran teilnehmen. Nichtsdestotrotz habe man als Land schon mehrmals versucht zu intervenieren und “eine Ausgabe mit weniger Verpackung zu erreichen”, so Achammer. Etwa, den Schulen das Obst in Kartons oder Kisten zur Verfügung zu stellen.
Die Beschwerden und Klagen der Eltern seien berechtigt und man nehme sie ernst. “Wir werden uns jedenfalls weiter um ein besseres Angebot bemühen”, versichert Achammer. Immerhin will das Land in den kommenden Jahren das Vorhaben “plastikfreie Schulen” umsetzen.

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Peter Gasser Gio, 06/06/2019 - 13:49

laut Achammer bleibt also alles beim Alten:
weiterhin in Plastik verpackte und mit dem LKW angelieferte Apfelspalten, anstelle von ganzen Äpfeln aus vollen regionalen Lagern...
Ein Bürger darf dafür mit einem Euro 3 nicht mehr von Eppan nach Bozen.
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Widersprüchlicher kann man Politik nicht betreiben.

Gio, 06/06/2019 - 13:49 Collegamento permanente
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G. P. Ven, 06/07/2019 - 21:08

Ha, da ist er wieder, der Achammer mit seinem absoluten Lieblingswort: Bemühen. "Wir werden uns bemühen". Tausendmal gehört, tausendmal ist nix passiert!

Ven, 06/07/2019 - 21:08 Collegamento permanente