Books | Bibliophile Fragen

„Ich hab’s nicht so mit Shakespeare“

Monika Obrist leitet die Sprachstelle im Südtiroler Kulturinstitut. In der Rubrik "Immer die gleichen Fragen" spricht sie über Nulllinien, Leseproben und Telefonbücher.
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Foto: SKI
  • SALTO: Rückblickend betrachtet. Welches Buch hat Sie in Ihrer Kindheit nachhaltiger geprägt, als Sie damals je vermutet hätten?

    Monika Obrist: Im Kindergarten wurde uns „Die dumme Augustine“ von Otfried Preußler vorgelesen. Warum mir das so lange in Erinnerung geblieben ist, mag mit den bunten Illustrationen des Buches zusammenhängen, die mich damals fasziniert haben müssen. Oder lag es doch an der Geschichte der Augustine selbst, die gar nicht dumm ist und ihre Talente ausleben will, anstatt nur den Haushalt zu führen? Was das betrifft, sind Augustine und ich jedenfalls heute wie damals einer Meinung. 

    So in etwa. Welcher letzte Satz eines Romans ist und bleibt für Sie ganz großes Kopfkino?

    „Hier, genau hier ist die Nulllinie, die den Verrat von der Angst trennt. Dazwischen ist das Niemandsland. Du musst dich nur entscheiden.“ Artur Weigandt „Die Verräter“ (Hanser Berlin, 2023)
     

    Aber am Ende wird alles gut. Commissario Vernatschio sei Dank.


    Reimen ist doof, Schleimen ist noch doofer. Auf welches – anscheinend gute – Buch konnten Sie sich nie wirklich einen Reim machen? Bis heute!

    Ich hab’s nicht so mit Shakespeare. Aber vielleicht entdecke ich ja irgendwann noch eine Inszenierung seines „Sommernachtstraums“, die sogar bei mir zum Titel passende Hochgefühle auslöst.

    Ein Fall für Commissario Vernatschio. Wie erklären Sie einem Außerirdischen die geheimnisvolle Banalität von Lokalkrimis?

    Auch die Welt in Hintertupfing ist böse. Aber am Ende wird alles gut. Commissario Vernatschio sei Dank. So was wirkt beruhigend vor dem Einschlafen, liebe Außerirdische. 

  • Sachlich und fachlich: Diskussion vor wenigen Tagen über Sachbücher bei den Bücherwelten im Waltherhaus: Monika Obrist (Sprachstelle im Südtiroler Kulturinstitut und Moderatorin) Hermann Atz, Leiter des Sozialforschungsinstituts Apollis, Eva Cescutti (Mitarbeiterin des Deutschen Bildungsressorts), Roland Psenner (em. Univ.-Prof. für Ökologie an der Uni Innsbruck, Präsident der Eurac), Roger Pycha (Primar der Psychiatrie Brixen) Foto: Sprachstelle SKI
  • Gewichtig! Welchen Buch-Tipps schenken Sie noch uneingeschränkt Vertrauen?

    Ich schaue mir – berufsbedingt – schon sehr früh die Verlagskataloge an und notiere mir Bücher, die mich interessieren oder zu geplanten Veranstaltungen passen könnten. Meine Vorauswahl ist also oft schon getroffen, bevor Bücher und Rezensionen erscheinen. Und ich nutze intensiv die Leseproben, die Verlage zur Verfügung stellen. Ob ich ein Buch lesen möchte oder nicht, darüber entscheiden sehr oft die ersten Seiten. Weniger irgendwelche Buch-Tipps. 

    Was für ein Fehlschlag! Welches Buch würden Sie ohne mit der Wimper zu zucken auf einer einsamen Insel zurücklassen?

    Gestrandet auf einer einsamen Insel würde ich mich selbst noch an den Namen eines Telefonbuchs erfreuen, bevor es dort gar nichts zu lesen gibt! So „fehlgeschlagen“ kann ein Buch also gar nicht sein, dass es für Lesehungrige wie mich auf einer einsamen Insel nicht doch noch zum Rettungsanker wird. 

    Das Rauschen des Blätterns. Welches Buch würden Sie auf keinen Fall am E-Book-Reader lesen?

    Jene Bücher, die bei den diesjährigen „Bücherwelten im Waltherhaus“ unter dem Schwerpunkt „Bildhaft gesagt“ ausgestellt sind. 

  • Bücherwelten im Waltherhaus: Bis Sa 17.02.2024
    Öffnungszeiten: montags bis samstags von 9-18 Uhr