Politik | Gemeindewahlen

Igor, der Vereinende?

Am Freitag wird die Lega ihren Bürgermeisterkandidaten für Bozen präsentieren. Es könnte Igor Janes sein, als Anführer einer italienischen Mitte-Rechts-Koalition.
Meloni, Berlusconi, Salvini
Foto: upi

“Ich kann nichts sagen.” “Ich bin nicht befugt, etwas zu sagen.” Das sind die Standardantworten der Leghisti, wenn sie dieser Tage nach ihrem Bürgermeisterkandidaten für Bozen gefragt werden. Seit Wochen zieht sich die Suche hin. Zunächst hieß es, die Entscheidung über den Kandidaten werde nach den Regionalwahlen in der Emilia-Romagna fallen. Dann wurde auf Ende Februar vertröstet. Inzwischen haben bereits mehrere mögliche Kandidaten – darunter der hohe Landesbeamte Paolo Montagner und der Vizepräsident des FC Südtirol Roberto Zanin – der Lega einen Korb gegeben. Der Koordinator für die Gemeinderatswahlen in Bozen, der Kammerabgeordnete Filippo Maturi, reagiert auf Nachfragen entnervt.

Nun steht zumindest eine weitere Deadline fest: Am Freitag (6. März) Nachmittag soll der bzw. die Auserwählte vorgestellt werden. Und die Anzeichen verdichten sich, dass die Lega in Bozen – anders als in Meran, wo man von einem Bündnis mit Fratelli d’Italia nichts wissen will – am 3. Mai nicht alleine antreten, sondern einen Kandidaten ins Rennen schicken wird, der eine Koalition der italienischen Mitte-Rechtsparteien anführen soll – und kann.

 

Einer, der einen könnte

 

Igor Janes wäre dafür geeignet. Der bekannte Verwaltungsrechtler, der in der Vergangenheit Befürworter des Benko-Projekts vor Gericht vertreten hat und eine Anwaltskanzlei in der Bozner Freiheitsstraße führt, wurde bereits bei den Gemeinderatswahlen 2016 von Michaela Biancofiore als gemeinsamer Kandidat einer breiten Allianz vorgeschlagen. Janes selbst zeigte sich bereit, stellte aber eine Bedingung: “Amministrare Bolzano è la cosa più bella che possa capitare. Questa la premessa. L'altra è che tutti si vada uniti. Altrimenti grazie e arrivederci.” Das Szenario zerschlug sich aufgrund der Streitigkeiten im italienischen Mitte-Rechts-Lager. 2018 wurde Janes – erneut von Biancofiore – als Kandidat für die Parlamentswahlen ins Spiel gebracht. Und gilt jetzt erneut als die Person, die dem amtierenden Bürgermeister Renzo Caramaschi als Gegenkandidat für das Bürgermeisteramt ernsthafte Konkurrenz machen könnte.

 

Perfekt zweisprachig, kein Leghista, sondern moderater Rechter mit guten Kontakten zur Südtiroler Volkspartei. Sollten sich Lega, Fratelli d’Italia und Forza Italia ihre Differenzen beilegen und sich tatsächlich hinter Janes versammeln, wäre es für die SVP wohl auch einfacher, eine mögliche Regierungskoalition mit einem von ihm angeführten italienischen Mitte-Rechts-Lager einzugehen, in dem trotz allem mit Fratelli d’Italia eine Partei säße, die aufgrund ihrer nationalistischen Ideologie bisher für die SVP ein rotes Tuch war.

 

Kandidaten-Karussell dreht noch

 

Ein zweiter Name, der zirkuliert, ist jener der ehemaligen Direktorin des Bozner Gefängnisses Anna Rita Nuzzacci. Obwohl seit Längerem fest steht, dass die Lega einen “unabhängigen” Bürgermeisterkandidaten bevorzugen würde, waren auch “politische” Anwärter wie der Bozner Lega-Gemeinderat Luigi Nevola oder Filippo Maturi selbst im Gespräch gewesen. Doch Maturi genießt in SVP-Kreisen kein großes Ansehen. Und Nevola dementiert gegenüber den Dolomiten: “Ich werde es nicht sein.”

Offizielle Gewissheit über den Kandidaten und ob wie das Bündnis aussehen wird, das ihn unterstützt, wird es, wie erwähnt, in wenigen Tagen geben. Indes laufen die Gespräche auf Hochtouren. Am Montag Abend verschicken Lega, Fratelli d’Italia bzw. der ihr nahestehende Alto Adige nel Cuore und Forza Italia erstmals eine gemeinsame Aussendung. “Wir arbeiten an einem ernsthaften und konkreten Abkommen”, teilt Maturi mit. Personalismen, die das Mitte-Rechts-Lager in der Vergangenheit geschwächt haben, wolle man beiseite legen und sich auf das gemeinsame Ziel konzentrieren, “Bozen von der schlechten Verwaltung zu befreien”. “Das Klima ist sehr gut und positiv und ich bin zuversichtlich, dass wir bald eine Übereinkunft finden”, stimmt der Landtagsabgeordnete von Alto Adige nel Cuore, Alessandro Urzì, ein. Und Giorgio Leonardi, der nach dem Austritt von Michaela Biancofiore die Parteileitung von Forza Italia im Trentino und in Südtirol übernommen hat, meint: “Wir rechnen damit, den Namen des Bürgermeisterkandidaten und das Programm in wenigen Tagen bekannt geben zu können.” Am Freitag wird es so weit sein.