Gesellschaft | Pisa 2018

Das Südtiroler Ergebnis

Wie haben die Südtiroler Schülerinnen und Schüler beim PISA-Test abgeschnitten? Der Evaluierungsfachmann Franz Hilpold hat für Salto.bz die Ergebnisse vorab errechnet.
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Foto: upi
Mit 79 Teilnehmerländern- und Regionen ist die PISA-Studie bisher die weltweit größte Untersuchung im Bildungsbereich. Heuer erstmals dabei waren Schülerinnen und Schüler aus Bosnien und Herzegowina, Brunei Darussalam, den Philippinen, Saudi-Arabien, der Ukraine und Weißrussland. Schwerpunkt war dieses Mal die Lesekompetenz.
Die Vorgaben der OECD für Pisa 2018:
 
„Lesekompetenz beinhaltet die Fähigkeit relevante Informationen aus Texten zu lokalisieren, Texte zu verstehen, sie zu bewerten und über sie zu reflektieren. Zudem wird die Fähigkeit und Motivation erfasst, sich auf Texte einzulassen und sich mit deren Inhalten auseinanderzusetzen. Um diese breit gefächerte Lesekompetenz zu messen, wird sie bei PISA als komplexe Kompetenz mit mehreren Facetten beschrieben. So beinhalten die Testaufgaben sowohl verschiedene Situationen als auch unterschiedliche Textformate. Neu bei der PISA-Studie 2018 sind interaktive Aufgaben mit mehreren zu lesenden Texten in einer simulierten Web-Umgebung. Hierbei werden Aspekte der Lesekompetenz im digitalen Zeitalter erfasst, beispielsweise die Fähigkeit, Informationen durch das Navigieren auf Webseiten zu finden, zu vernetzen und zu beurteilen“.
 

Spitzenreiter China

 
Die Ergebnisse bestätigen die bereits in früheren Zyklen bewiesene Performance der ostasiatischen Länder. So steht China (Beijing, Shangai, Jiangsu und Zhejiang) in allen drei Kompetenzen Lesen ( 555), Mathematik (591) und Naturwissenschaften an erster Stelle aller 79 Länder und Volkswirtschaften. Dahinter reihen sich Singapur, Macao, und Hongkong ein, allerdings mit beträchtlichem Abstand,
 
 
In Europa stehen wieder Estland (523, 523, 530)  und Finnland (520, 507, 522) vorne, in Übersee ist es Kanada, das am besten abschneidet.
Am unteren Ende der Skala finden wir Marokko, Libanon, Kosovo, die Dominikanische Republik und die Philippinen.
Deutschland liegt im oberen Mittelfeld. Es hat mit Lesen 498, Mathematik 500 und Naturwissenschaften 503 nicht schlecht abgeschnitten, aber auch nicht besonders glanzvoll; der OECD – Durchschnitt liegt nämlich bei 487,489,489.  Knapp am Durchschnitt liegt Österreich mit 484,499,490.
Italien weist immer noch ein großes Nord-Süd Gefälle auf.
Italien weist immer noch ein großes Nord-Süd Gefälle auf.
Es fällt auf, dass die Naturwissenschaften in ganz Italien schwächeln.
Interessant ist auch, dass der Unterschied zwischen den Geschlechtern im Textverständnis in Italien mit 30 Punkten besonders groß ist.
 

 

Das Südtiroler Ergebnis

 
In Südtirol konnten die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in den deutschen und ladinischen Schulen erhoben werden, welche den Test (es waren keine Testhefte vorgesehen, der Test wurde am Computer durchgeführt) in deutscher Sprache absolvierten,
Die Leistungen im Leseverständnis sind gegenüber den Ergebnissen der deutschen Schulen in PISA 2015 etwas rückläufig, dafür aber in Mathematik besser. In den Naturwissenschaften ist ein deutlicher Rückgang gegenüber 2015 zu verzeichnen. (Vergleiche mit Pisa 2015 können auch der Homepage  www.schulevaluation.it entnommen werden.)
 
 
Innerhalb der deutschsprachigen Schüler ist der Geschlechterunterschied vor allem in den Naturwissenschaften und Mathematik zugunsten der Buben beträchtlich. Im Lesen sind die Mädchen besser.
 
 
 
Am heutigen Mitwochvormittag wird Roberto Ricci (INVALSI) an der Freien Universität Bozen im Beisein der zuständigen Bildungslandesräte Philipp Achammer, Daniel Alfreider und Giuliano Vettorato und Vertreterinnen und Vertreter der Bildungsdirektionen der deutsch-, italienischsprachigen und der ladinischen Schule die Südtiroler Ergebnisse im Detail vorstellen.
 
 
Der Autor: Franz Hilpold, Mathematiklehrer, von 1994 bis 2016 Schuldirektor, hat als Leiter der Evaluationsstelle (2004 -2012) von Anfang an die PISA-Studien in Südtirol organisatorisch durchgeführt und die Auswertungen vorgenommen.  2017 ist er in den Stab der gesamtstaatlichen Evaluatoren aufgenommen worden.