Kultur | Salto Afternoon

Fremde, Intellektuelle, Emanze

Im Filmclub läuft ab heute der Film Marie Curie – ein Spielfilm über die bedeutende polnisch-französische Wissenschaftlerin und ihren Kampf um Anerkennung.
Marie
Foto: Female Views/Filmclub

Marie Curie: Jeder kennt diesen Namen im Zusammenhang mit der Entdeckung der Radioaktivität und der Krebsforschung und weiß, dass der Name einer der bedeutendsten Frauen der Wissenschaft gehörte. In Meran ist die Fachoberschule für Tourismus und Biotechnologie nach ihr benannt und ehrt damit die erste Frau unter den Mehrfachnobelpreisträgern (1903 erhielt sie zusammen mit ihrem Mann Pierre Curie den Nobelpreis für Physik, 1911 den Nobelpreis für Chemie), die ab 1908 als erste Frau einen Lehrstuhl an der Sorbonne inne hatte. Wie hart erkämpft diese Erfolge für die als Maria Sklodowska 1891 aus Warschau nach Paris gekommene junge Frau gewesen sein müssen und in einem bis weit ins 20. Jahrhundert herauf ausschließlich männlich dominierten Wissenschaftsumfeld ihr Leben lang waren, versucht der neue Film Marie Curie zu erzählen. 

Nach dem Schwarz-Weiß-Biopic „Madame Curie“ (1943) mit Greer Garson und der Tragikomödie „Marie Curie – Forscherin mit Leidenschaft“ (1997) mit Isabelle Huppert kommt nun zum dritten Mal ein Film, der das Leben der 1936 (übrigens und tragisch-sinnigerweise an Leukämie) verstorbenen Wissenschaftlerin thematisiert, ins Kino. Die Regisseurin Marie Noëlle wirft darin einen sehr persönlichen Blick auf das bewegte Leben der zweifachen Nobelpreisträgerin. Sie konzentriert sich in ihrem Film auf die Jahre zwischen der Verleihung der beiden Preise, die für Marie Curie von tragischen Ereignissen wie dem Tod ihres Mannes und wissenschaftlichen Mitstreiters Pierre genauso geprägt waren wie von privaten und beruflichen Erfolgen und Niederlagen – und von einer großen neuen Liebe zu ihrem Kollegen Paul Langevin. Diese mündete in einem öffentlichen Skandal, der von der damals bereits deutlich rassistisch und misogyn ausgerichteten Boulevardpresse angeheizt wurde. Es reichte offensichtlich, als Frau „fremd, Intellektuell und emanzipiert“ zu gelten, um seinen ehrbar erworbenen Weltruf als Wissenschaftlerin zu gefährden.

Der Filmclub zeigt den Film als Auftakt zum Frühjahrsprogramm der Reihe Female Views, in der 1 x im Monat Filme von Filmemacherinnen, häufig über herausragende weibliche Persönlichkeiten gezeigt werden. Ina Tartler, Dramaturgin der VBB und Mitverantwortliche für die Filmauswahl der Reihe, stellt den Film heute um 20 Uhr im Saal 2 des Filmclubs vor.

Marie Curie
Regie: Marie Noëlle
mit: Karolina Gruszka, Arieh Worthalter, Charles Berling, Izabela Kuna. 
FR/PL/DE 2016, 95 Min. 

MARIE CURIE / Female Views Filmclub, Youtube

 

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gorgias Do., 05.01.2017 - 15:46

Madame Curie als Naturwissenschaftlerin würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie sehen würde, wer sie heutzutage als "feministische Galeonfigur" hernehmen möchte. Und zwar jene Witzfiguren und Knallköpfe die Fächer studieren wie Human Animal Studies, Gender Studies , Post Colonial Studies, Kulturanthropologie und was weiss ich noch, Disziplinen, die kaum mehr tun als Physik, Chemie und Biologie auszublenden um Platz für eine bigotte Weltanschauung zu machen.

Do., 05.01.2017 - 15:46 Permalink