Gesellschaft | Start.Klar

Was Männer kosten

Das Patriarchat ist teuer. Und es fängt bei der Sprache an. Zu diesem Thema diskutieren Karoline Irschara und Boris von Heesen am Mittwoch, den 14. Februar, im Jugend- und Kulturzentrum UFO in Bruneck.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Irschara & von Heesen
Foto: UFO Bruneck
  • „Wir arbeiten uns an symptomatischen Debatten ab und haben dann keine Lust mehr, tiefer zu gehen und die Komplexität hinter den Dingen zu erkennen“, sagt der Gestalter und Moderator der start.klar Reihe, Markus Lobis. Worum es in dieser Aussage geht? Natürlich ums Gendern, um die endlosen Debatten darüber – und um all das, was dahintersteckt.

    Denn: Sprache schwimmt nicht nur an der Oberfläche. Sie ist ein Grundbaustein unserer Gesellschaft. Sie schafft Bilder in unseren Köpfen – und mit ihnen Handlungsmöglichkeiten, Rollenmuster und Realitäten, in denen wir uns bewegen. Sprache ist aber auch eine Möglichkeit, um aus alten Mustern auszubrechen.

    Zu diesem Thema, das Sprache(n) mit einer von Männern dominierten Welt verknüpft, treten Boris von Heesen und Karoline Irschara am Mittwoch, den 14. Februar, im Rahmen der start.klar-Reihe miteinander ins Gespräch. Unter dem Titel „Was Männer kosten. Die vielen Facetten des Patriarchats“ diskutieren von Heesen und Irschara im Jugend- und Kulturzentrum UFO über Rollenmuster und Sprache, über politische Bestrebungen, das Gendern zu verbieten, über die Kosten des Patriarchats, die Rolle der Männer und über eine geschlechtergerechte Welt für alle.

    Karolina Irschara ist Linguistin mit den Schwerpunkten Korpuslinguistik, Genderlinguistik und medizinische Kommunikation. In ihrer Arbeit konzentriert sie sich auf genderspezifische Unterschiede, die sich im Sprachgebrauch zeigen und wie sich diese auf unsere Lebensrealitäten auswirken: „Es gibt Studien, die zeigen, dass sich Mädchen nicht vorstellen können, einen bestimmten Beruf zu ergreifen, wenn immer nur die männliche Form verwendet wird“, so Irschara. Andere Forschungsergebnisse gehen darauf ein, dass der Gebrauch der maskulinen Form zum mentalen Ausschluss von Frauen führt: „Die Sprache hat einen Einfluss auf die Bilder, die in meinem Kopf entstehen. Wenn die Frauen nicht repräsentiert sind, sind sie auch in den Köpfen nicht präsent“, erklärt Irschara.

    Die Sprache hat einen Einfluss auf die Bilder, die in meinem Kopf entstehen.

    Während sie die positiven Folgen einer gendergerechten Sprache für mehr Chancengleichheit betont, erkiärt sie, wie unterschiedlich eine gendergerechte Sprache aussehen kann: „Es gibt hier kein richtig oder falsch, wir experimentieren“, sagt Irschara. Häufig entstehe der Eindruck, dass Gendern etwas Mühsames, etwas Belehrendes sei. „Dabei ist sie im besten Fall eine Möglichkeit, um kreativ an die Sprache heranzutreten und mit ihr zu spielen.“

    Boris von Heesen ist Wirtschaftswissenschaftler, Marktforscher und Männerberater und hat ein Buch mit dem Titel „Was Männer kosten. Der hohe Preis des Patriarchats“ geschrieben, das im Mai 2022 für den Heyne-Verlag erschienen ist. Er sagt: „Mir geht es eigentlich um Einzelschicksale im Patriarchat, um die Menschen, die dahinterstecken: die Frauen, die geschlagen werden, die Kinder, die traumatisiert werden, die Männer, die früher sterben, weil sie sich ungesund ernähren oder risikoreich leben.“ Weil sich niemand für sie interessiert, hat er das Thema aus kapitalistischer Perspektive beleuchtet. „Und schwupp, war die Aufmerksamkeit da!“, so von Heesen.

    Rollenstereotype fangen mit der Sprache an.

    Wenn er von einer geschlechtergerechten Welt für alle spricht, schließt Boris von Heesen auch die Männer mit ein: „Wir müssen den Männern Perspektiven aufzeigen. Sie müssen verstehen, dass sie durch die Beteiligung an dieser Transformation nur gewinnen können“, sagt von Heesen. Und zwar allen Männern: „Am Diskussionsabend haben wir vielleicht ein aufgeklärtes Publikum vor uns, aber viele der Jungs, die bei mir in der Jugendhilfe in den Beratungsgesprächen landen, haben noch nie was von #metoo gehört. Wir müssen dafür sorgen, dass der Diskurs aus bestimmten Kreisen hinausgetragen wird.“ Denn damit, dass wir die Rollenstereotype aufbrechen, wird es auch leichter, über Dinge zu sprechen: „Über Sucht zum Beispiel. Oder über den Wunsch, die Arbeitszeit zu reduzieren, um sich um das eigene Kind kümmern zu können“, so von Heesen. „Und diese Rollenstereotype fangen mit der Sprache an.“

     

    Ein Beitrag von Valentina Gianera

  • UFO start.klar

    Der Dialogoabend findet im UFO statt und kann zudem via Live-Stream auf www.salto.bz & www.facebook.com/UFObruneck verfolgt werden. Info & Links: www.ufobruneck.it

    Für den Livestream ist keine Anmeldung bzw. Passwort erforderlich.

    Die Veranstaltungsreihe „UFO | start.klar.“ ist ein offenes Forum für Begegnung und Debatte, moderiert & gestaltet von Markus Lobis. Die Reihe wird vom UFO gemeinsam mit KVW-Bezirk Pustertal und Zigori LAB organisiert.