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Der Messias wird kommen

Die zweite Hälfte des Science-Fiction-Klassikers Dune ist in der Verfilmung von Denis Villeneuve in den Kinos angelaufen. Der Film ist Bombast und Meditation zugleich.
Dune 2
Foto: Warner
  • Der erste Teil von Dune in der Version des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve hörte unvermittelt auf. Paul Atreides und seine Mutter sind mit den Fremen, den Bewohnern des Wüstenplaneten Arrakis unterwegs. Das Haus Atreides ist gefallen, die Harkonnen drohen, den Planeten wieder für sich zu gewinnen. 
    Beinahe ohne Zeitsprung setzt Dune 2 ein. Der Film wirft sein Publikum ohne große Erklärung inmitten sandige Dünen. Es ist heiß, trocken und gefährlich. Paul, gespielt von Timothée Chalamet, wird sich mit seiner Mutter Jessica (Rebecca Fergueson) bald in einer für sie fremden Kultur wiederfinden. Die Fremen nehmen sie, zunächst skeptisch, in ihre Reihen auf. Auch da ein Teil von ihnen glaubt, in Paul den Messias zu erkennen, auf den sie so lange warten. Paul selbst glaubt weniger an diesen Mythos als seine Mutter, die darin auch eine Möglichkeit sieht, geschützt zu werden und letztlich zu überleben.
    Von diesem Punkt ab nimmt die Handlung des Films schnell an Fahrt auf. Action und Drama bestimmen die knapp dreistündige Laufzeit. Trotzdem sind es Momente wie das Innehalten in den höhlenartigen Häusern und Tempeln der Fremen, die immer wieder für Ruhe sorgen, für Balance – das komplexe Konstrukt des Films nicht einstürzen lassen.

  • Zendaya als Chani. Foto: Warner
  • Ein Universum entsteht

    Während der erste Film, der eben nur die erste Hälfte des ersten Buchs abdeckt, in sich kleiner und abgeschlossener wirkt, öffnet Villeneuve mit dem zweiten Teil das weite Universum von Frank Herberts Vorlage. Erstmal bekommt man ein Gefühl für die Verhältnisse, etwa politischer Art. Wir erfahren und sehen mehr vom Imperator, von den Machenschaften der Bene Gesserit, lernen mehr Figuren innerhalb der unterschiedlichen Adelshäuser und Fraktionen kennen. Wem Namen wie die Bene Gesserit nichts sagen, sollte sich zuvor informieren, denn wie bereits erwähnt hält sich der zweite Teil nicht mit der Erklärungen auf. Er setzt voraus, dass man den ersten Teil gesehen hat. Darauf aufbauend entfaltet sich ein Spektakel sondergleichen. Dune 2 sollte im Kino gesehen werden, denn dafür ist der Film gemacht. Auf visueller Ebene bestechen einerseits herrliche Panoramen des Wüstenplaneten, aber auch monochrome Aufnahmen des Reichs der Harkonnen. Im Kontrast dazu zeigt Villeneuve aber auch viele Nahaufnahmen von Gesichtern. Sie erzählen dann noch einmal so viel mehr, lassen uns in die Figuren hineinsehen – was auch am durchweg hervorragenden Casting liegt. 

  • Stellan Skarsgård als Baron Harkonnen. Foto: Warner
  • Ein Best-Of-Hollywood

    Neben Timothée Chalamet liest sich die Liste der Haupt-und Nebendarsteller wie ein Best-Of aktueller Stars aus Hollywood. Insbesondere mit Chalamet, Zendaya, Austin Butler und Florence Pugh konnte Denis Villeneuve die aktuelle High Society der Jungstars gewinnen. Sie sind vermutlich mit daran schuld, dass Dune 2 an den Kinokassen aktuell sehr gut läuft. Doch auch die restliche Besetzung kann sich sehen lassen: Rebecca Fergueson, Stellan Skarsgård, Javier Bardem, Léa Seydoux, Charlotte Rampling, Josh Brolin, Dave Bautista, Christoper Walken und einige mehr. Ein anderer Star ist nicht sichtbar, doch hörbar. Es sind einerseits die Geräusche von Arrakis, die den Planeten sehr lebendig wirken lassen. Es ist aber auch abermals die Musik, man mag es teils eher Geräuschteppiche nennen, von Hans Zimmer. Er findet die richtige Balance aus wunderbar fremd klingenden Gesängen und Schreien, nutzt dann aber wieder zarte, atmosphärische Melodien – und geht in die Vollen, wenn es ordentlich kracht. Dune 2 drückt in den Kinosessel und vergisst dabei niemals die ökonomischen und politischen Aspekte der Vorlage. Dass Paul als weißer, privilegierter Mann ein ihm fremdes Volk anführen soll, es dadurch quasi retten soll, ist natürlich eine klassische Geschichte des sogenannten White Saviors. Doch darum geht es, davon erzählt Dune. Gerade die Ablehnung der jungen Fremen, die skeptische Grundhaltung gegenüber des angeblichen Messias, ist deutlicher herausgearbeitet als im Buch und kommentiert unseren realen Umgang mit Religion und Hoffnung. Spannend wird es dann, wenn auch der angebliche Messias beginnt, an die eigene, ihm auferlegte Rolle zu glauben. An diesem Punkt reißt Dune 2 abermals ab. Ein dritter Teil muss folgen, wird angesichts des aktuellen Erfolgs vermutlich folgen. Stoff gibt es genug. Allein Herberts originale Buchreihe zählt sechs Bücher.

  • (c) Warner