Gesellschaft | Wer hat’s erfunden?

Mit fremden Füßen

Das Plakat der Südtiroler Freiheit hat es heuer schon einmal gegeben – in Wien.
Leichenfüße auf Plakaten
Foto: AEK Wien/STF

Dass die Südtiroler Freiheit ihren Blick starr auf Österreich gerichtet hat, ist nichts Neues. Dass man sich auch bei der vorige Woche gestarteten fragwürdigen Plakatkampagne mit dem Totschlagargument “Der Arzt konnte kein Deutsch” Inspiration im Mutterland geholt hat, verschweigt man aber.

Tatsächlich hat die Ärztekammer in Wien Anfang des Jahres eine Kampagne lanciert, um mit der Warnung “Ärztemangel kann tödlich enden” gegen Sparmaßnahmen im Gesundheitssektor zu protestieren. Auf einem Plakat der Kampagne prangt unter der Aufschrift, die im Stile der Warnhinweise auf den Zigarettenschachteln gehalten ist, der Körper eines Toten auf dem Obduktionstisch, dessen Füße unter dem Leichentuch hervorragen – mit einem Schildchen um die große Zehe des rechten Fußes, auf dem steht: “Patient: Wiens Spitäler – Todesursache: ausgehungert”.

 

“Schützen wir unsere Spitäler!”, so der Slogan der Kampagne. In Österreich bzw. Wien setzt die Ärztekammer also auf Schock-Bilder und -Sprüche. Südlich des Brenners goutiert man die Nachahmer-Aktion der Südtiroler Freiheit hingegen gar nicht. Als “fragwürdig” kritisiert die Präsidentin der hiesigen Ärztekammer, Monica Oberrauch, die STF-Kampagne. Und nach dem 5-Sterne-Landtagsabgeordneten Diego Nicolini hat nun auch die nationale Vereinigung der Ärztekammern für Chirurgen und Zahnmediziner FNOMCeD eine Eingabe bei der Staatsanwaltschaft gemacht.
Die Südtiroler Kammer der Krankenpflegeberufe verurteilt die Aktion indes als “unzivilisierte, politische Instrumentalisierung” und erhofft sich eine “starke Position”  der Politik dagegen.

 

Die Kampagne, die noch bis Anfang nächster Woche läuft – 15 Plakate mit dem makabren Motiv hat die STF in der Nähe der Krankenhäuser in Bozen, Meran und Brixen angebracht –, hat weit über die Provinzgrenzen hinaus für Aufsehen gesorgt. Die Empörung in Italien ist auch im Ausland nicht unbemerkt geblieben. Am Montag Vormittag erscheint in der Onlineausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein Artikel über den “Sprachenstreit in Südtirol”, der, so FAZ-Korrespondent Matthias Rüb “makabre Blüten” treibe.