Gesellschaft | Kryptowährungen

Ein Fenster in die Welt von Bitcoin

In Innsbruck findet heuer wieder die Bitcoin Konferenz statt. Veranstalter und Organisator Peter Taschler gibt einen Überblick in die Welt der Kryptos.
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Foto: Foto: BTC22
Die Kryptowährung Bitcoin wird oftmals als das digitale Gold bezeichnet und sorgt oft für negative Schlagzeilen. Viele sehen Bitcoin als das Geld von Kriminellen im Internet oder als eine riskante Spekulation. Aber ist das wirklich alles, was hinter dieser Kryptowährung steckt? Peter Taschler, Organisator der BTC23 Messe und gebürtiger Gsieser, gibt in einem Interview Einblicke in diese faszinierende Technologie.

Ein missverstandenes Thema

„Bitcoin polarisiert und wird oft missverstanden“, erklärt Taschler. „Es gibt hierbei oft viele Missverständnisse, da hinter Bitcoin kein traditionelles Unternehmen oder eine PR-Agentur steckt. Deswegen sind die meisten Medienberichte über Bitcoin negativ. Aber wir sind hier, um aufzuklären“, meint Peter Taschler.
Taschler erklärt, dass ein sehr umstrittenes Thema der Energieverbrauch von Bitcoin ist. Durch das sogenannte „Mining“ werden Kryptowährungen mit spezieller Hardware geschürft. Die gesamte Mining-Industrie verbraucht weltweit so viel Strom wie ganz Schweden in einem Jahr. Taschler argumentiert, dass Strom nicht gleich Strom ist. „Bitcoin-Mining wird dort effizienter, wo es überschüssigen Strom gibt. Es kann als Möglichkeit gesehen werden, diesen überschüssigen Strom zu nutzen“, betont er. Taschler fügt hinzu, dass er im Austausch mit einigen Energieproduzenten steht, welche in Windkraft bzw. in Windparks investieren. Die Betreiber der Parks stellen hierbei fest, dass Windkraft viel profitabler ist, wenn sie mit Mining kombiniert wird.
 
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Peter Taschler: "Bitcoin wird oft missverstanden." (Foto: Peter Taschler) 

Das negative Stigma von Bitcoin

Obwohl Bitcoin seine Schattenseiten hat, wie die Nutzung im Darknet und Fälle wie Silk Road (ein ehemaliger Online-Drogenshop), ist es wichtig zu betonen, dass Bitcoin heute nicht nur eine Währung für Kriminelle ist. „Bitcoin ist längst nicht mehr das, was es einmal war. Es ist eine ganz langweilige Spartechnologie für den Durchschnittsbürger“, sagt Taschler. Er sieht Bitcoin als einen sicheren Hafen für Investitionen. Dies macht aber nur Sinn, wenn man langfristig investiert. Vom klassischen „Trading“ rät Taschler hierbei ab. „Wenn man Geld investieren kann, das man 5-10 Jahre liegen lassen kann, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es sich in diesem Zeitraum vervielfacht hat.“
Bitcoin ist längst nicht mehr das, was es einmal war. Es ist eine ganz langweilige Spartechnologie für den Durchschnittsbürger.
Auf die Frage, wie Taschler selbst zum Thema Krypto gekommen sei, meint er: „Ich bin ziemlich krisenerfahren: Ich habe meine Eventagentur am 11. September 2001 gegründet und der Finanzcrash von 2008 hat meinen Blick auf die Finanzwelt für immer verändert. 2008/09 hatte ich einen vollen Terminkalender, nach dem Crash von Lehmann Brothers verlor ich 75% meiner Buchungen. Ich wollte verstehen, was vor sich geht und wie es sein kann, dass nur weil eine Bank in Amerika sich verzettelt hat, ich als kleiner Unternehmer in Innsbruck die Auswirkungen zu spüren bekomme.“ Diese Erfahrungen führten Taschler dann zur Lehre der Österreichischen Schule. „Ich investierte zunächst in Silber und Gold und dann schließlich in Bitcoin.“
 
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Bitcoin: Das neue digitale Gold? (Foto: David McBee) 
 
Rückblickend fragt sich Taschler, warum er diese Möglichkeit nicht schon früher verstanden hatte. „Auch ich habe Jahre gebraucht, bis ich verstanden habe, dass Bitcoin das neue digitale Gold ist. Mir war früher immer wichtig „etwas in der Hand zu haben“, wie es bei einer Unze Gold der Fall ist Es ist digital, grenzenüberschreitend und deflationäres Geld“. Taschler beschreibt im Folgenden, dass dies einmalig ist. „Aktuell können ohne große Kosten Milliarden aus dem Nichts gedruckt werden und das ist bedenklich. Hierbei sollte man sich immer im Kopf behalten: „There is no free lunch“ – irgendwer zahlt immer. Bei Bitcoin ist dies ganz anders, es gibt eine Obergrenze von 21 Millionen Coins und dies kann nicht geändert werden. Zudem stehen die Miner hinter Bitcoin, welche mit ihren Maschinen und Stromverbrauch wortwörtlich für das Netzwerk arbeiten. Die Zukunft unseres Währungssystems ist Bitcoin und nicht der Euro!“
 
Die Zukunft unseres Währungssystems ist Bitcoin und nicht der Euro!

Die BTC23 Messe

Die Idee hinter der BTC23 ist einfach: Wir wollen den Menschen zeigen, dass Bitcoin nicht nur etwas für Nerds oder Kriminelle ist. Es ist eine zukunftsweisende Technologie. Wir wollen raus aus der Schmuddelecke“, sagt Taschler. Bei der ersten Messe im letzten Jahr kamen knapp 850 Teilnehmer. „Es war ein guter Anfang, um das negative Stigma um Bitcoin zu beseitigen und zu zeigen, dass es für jeden zugänglich ist.“
 
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Die BTC22: "Ein Raum voller Optimisten" (Foto: BTC22)
 
Abschließend hält Taschler fest: „Bitcoin steht gerade erst am Anfang, ähnlich wie das Internet in den 1990er Jahren. Ich kann mich erinnern an meinen ersten Besuch im Internet: Ich studierte gerade in Innsbruck und besuchte 1992 das erste Mal das Internet – es war ziemlich langweilig und nichts Spezielles. Nach einem Sommer auf der Gsierser Alm besuchte ich erneut das Internet und ich war überwältig was sich nur in 3-4 Monaten getan hatte.“
Nächstes Jahr um diese Zeit werden die Titelseiten der Zeitungen voller Nachrichten über Bitcoin sein.
Auf der Messe erwarten die Besucher und Besucherinnen Vorträge über Wirtschaft, Technologie, Künstliche Intelligenz und Kryptowährungen. Es geht hierbei um die Rolle und Regulierung von Banken, Adaptionen und Trends, Zahlungen und Lightning Netzwerk und Mining sowie Energie. Bekannte Persönlichkeiten aus der Kryptoszene und Unternehmensszene sind hierbei Experten wie Michael Saylor, Daniel Stelter, Giacomo Zucco, Max Hillebrand und Rahim Taghizadegan. Die Messe findet vom 14.-17. September in Innsbruck statt.
 
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Die BTC22: Auch heuer werden die Flaggen wieder gehisst. (Foto: BTC22) 
 
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Profil für Benutzer Karl Trojer
Karl Trojer Fr., 15.09.2023 - 13:15

Voraussetzung für eine gemeinwohlorientierte Finanzpolitik ist Transparenz und das Fehlen einer Pyramidenlogik. Die Behauptung, "Die Zukunft unseres Währungssystems ist Bitcoin und nicht der Euro!“, finde ich überzogen und gefährlich. Sicher braucht das bestehende, global-narrenfreie Finanzsystem klarer und einschränkender gesetzlicher Bedingungen. Solche sollten, zumindest innerhalb des EU-Raumes, im Sinne des Geminwohls, ehestens Geltung erhalten.

Fr., 15.09.2023 - 13:15 Permalink