Chronik | fehlerhaft?

Grödner Tests mit Fragezeichen

Das ARD-Investigativmagazin Report München hat sich mit der angeblichen Herdenimmunität gegen SARS-CoV-2 in St. Ulrich befasst. Eine Virologin stellt Zweifel in den Raum.
Report München 12. Mai
Foto: Screenshot/ARD

Als die Nachricht vor knapp vier Wochen bekannt wurde, schlug sie weltweit hohe Wellen. Im besonders vom Coronavirus betroffenen St. Ulrich soll es bereits eine bestimmte Herdenimmunität gegen SARS-CoV-2, wie das neuartige Coronavirus in der Fachsprache heißt, geben.
Darauf ließen zumindest die Ergebnisse von 1.000 Antikörper-Schnelltests schließen, die das Hotel “Adler” organisiert und unter der Bevölkerung der Grödner Gemeinde durchgeführt hat. Bei 49 Prozent der getesteten Personen wurden Antikörper festgestellt.

 

Kann es sein, dass die Hälfte der Bevölkerung in diesem Tal schon immun ist? Dieser Frage ist nun auch das Team des ARD-Investigativmagazins Report München nachgegangen. In der Sendung vom 12. Mai wird der Beitrag ausgestrahlt, in der der Bürgermeister von St. Ulrich, Tobia Moroder, mehrere Passanten, Franziska Sanoner von der Hoteliersfamilie, der das “Adler” gehört und schließlich Prof. Ulrike Protzer von der TU München zu Wort kommen. Die renommierte Virologin hat sich die Grödner Tests angeschaut – und schmälert die Erfolgsstimmung deutlich.

 

Der in St. Ulrich eingesetzte Test “stammt von der Firma Screen Italia. Im Beipackzettel gibt der Hersteller an, dass Kreuzreaktionen mit Viren wie Influenza A und B ausgeschlossen werden können. Nicht angegeben wird allerdings, ob der Test auf harmlosere Corona-Viren anschlagen könnte, die Erkältungskrankheiten auslösen und weit verbreitet sind, heißt es im Report-München-Bericht.

Prof. Protzer kommt zu folgendem Schluss: “Ich befürchte, dass man für die Bestimmung einen Test genommen hat, der nicht valide genug war. Das heißt, dessen Spezifität einfach nicht ausreichend war, der vielleicht Antikörper gegen die normalen, saisonalen Corona-Viren nachgewiesen hat und man hat gedacht, oh, das sind ja Antikörper gegen das neue Corona-Virus, sind es aber nicht. Und vermutlich liegt da der Fehler.”

 

Laut Protzer gibt es bisher keine absolut zuverlässigen Antikörper-Schnelltests. Gegen Ende des Report-München-Berichts meint die Virologin: “Ich habe natürlich nicht alle Tests dieser Welt durchprobiert. Die, die wir bisher gesehen haben, die schaffen das nicht, mir ist auch keiner bekannt, der das schaffen kann, aber vielleicht gibt es ihn irgendwo auf der Welt. Ich halte es für relativ unwahrscheinlich, dass bei diesen kleinen Tests in den Kartuschen, das möglich ist.”