Gesellschaft | Bürgerbefragung

Tram Ja, Tram Nein

Vier Argumente für das Ja, vier Argumente für das Nein: Was in der Info-Broschüre der Gemeinde Bozen zur Tram-Abstimmung am 24. November steht.
Tram Bozen
Foto: STA AG

Die letzten zehn Tage vor der Tram-Abstimmung in Bozen sind angebrochen. Und nun ist auch die Info-Broschüre der Gemeinde mit den Ja- und Nein-Argumenten fertig. Innerhalb Mittwoch, 20. November, werden 50.000 Exemplare davon an die Bozner Haushalte verschickt.

Inzwischen steht das zweisprachig verfasste Info-Heft auf der Webseite der Stadtgemeinde Bozen zum Download bereit. Auf einer Seite werden vier Argumente für das Ja vier Argumenten für das Nein gegenübergestellt. salto.bz listet sie hier abwechselnd auf:

Ja

Die Tram ist ein elektrisch betriebenes, umweltfreundliches, bequemes und sicheres Verkehrsmittel. Sie ist mit moderner Technologie ausgestattet, nachhaltig und fährt völlig emissionsfrei. Die Tram führt zu weniger Autoverkehr, weniger Lärm und weniger Schadstoffen und sorgt daher für eine bessere Luft in der Stadt.

Nein

Eine schienengebundene Trambahn ist als Verkehrsmittel überholt. Mittlerweile gibt es modernere, technologisch innovative Lösungen, etwa Straßenbahnen ohne Schienen und Oberleitungen oder Elektrobusse mit hoher Beförderungskapazität. Die Tram verläuft hingegen auf einer festen Fahrbahn. Sie kann daher nicht auf anderen Strecken eingesetzt werden und bedient zudem nicht alle Stadtviertel.

Ja

Die Tram kann im Vergleich zum Bus mehr Menschen befördern, und dies bei einer kürzeren Fahrzeit. Dadurch wird sowohl der Pendlerverkehr aus dem Überetsch als auch der innerstädtische Verkehr abnehmen. Straßen, auf denen gerade zu den Hauptverkehrszeiten starker Verkehr herrscht, werden durch die Tram entlastet. Schülerinnen und Schüler kommen pünktlich und sicher zur Schule. Die Tram wird das Herzstück der zukünftigen Stadtmobilität sein und den Fahrgästen einen einfachen Umstieg auf andere Verkehrsmittel ermöglichen.

Nein

Das Verkehrsaufkommen wird nur geringfügig sinken, da die Tram nur in kurzen Abschnitten auf einer eigenen Spur verkehren wird. Wo sich die Tram die Straße mit anderen Fahrzeugen teilen muss, wird auch sie eingebremst, wenn auf der Straße viel Verkehr herrscht. Darüber hinaus ist die Beförderungskapazität der Tram angesichts der hohen Pendlerzahlen nicht ausreichend. Andere Verkehrsmittel wären besser geeignet, um das Pendlerproblem zu lösen, etwa eine Stadtseilbahn.

Ja

Die Tram ist ein barrierefreies Verkehrsmittel, das auch von Seniorinnen und Senioren sowie von Menschen mit Behinderung und Personen mit Kinderwagen problemlos genutzt werden kann. Sie ist geräuscharm, fährt völlig vibrationsfrei und bietet den Fahrgästen einen deutlich höheren Beförderungskomfort als ein herkömmlicher Bus. Außerdem ist die Tram an das Radwegenetz und an das Fahrradverleihsystem angebunden.

Nein

Die Gleise der Tram verlaufen auf der Straße und stellen eine Gefahr für Rad und Motorradfahrer dar. Entlang der Strecke werden zahlreiche Parkplätze und Grünflächen wegfallen. Die Bauarbeiten werden mehrere Jahre dauern und nicht ohne Behinderungen vonstattengehen. Zwischen der Talferbrücke und der Endhaltestelle in Sigmundskron müssen zudem Oberleitungen angebracht werden.

Ja

Der Bau der Tram ist eine Investition in die Zukunft und die Grundlage eines modernen Mobilitätssystems für die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger. Die Kosten für den Bau der Tram, die nach Abzug etwaiger staatlicher bzw. EU-Fördergelder jeweils zur Hälfte von der Stadt Bozen und vom Land Südtirol getragen werden, sind in ihrem Umfang für eine Landeshauptstadt angemessen.

Nein

Der Bau der Tram verursacht hohe Kosten, die noch nicht genau beziffert werden können und von der Allgemeinheit getragen werden. Besonders kostenintensiv ist dabei der Bau des Gleisbetts und der gesamten Tram-Infrastruktur.

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Luis Durni Mi., 13.11.2019 - 17:08

Kann ich bitte die gleiche fotomontage ohne tram nur mit den oberleitungen sehn?
Wenn schon oberleitungen, dann gibt es die geeigneten busse dafür: sie haben alle vorteile der tram + können auch an das Radwegenetz und an das Fahrradverleihsystem angebunden werden.
Födermenge pro sitzplatz wird dieselbe sein. Nach meinen erfahrungen ( wien) je länger ein zug/ bus umso mehr zeit steht er an den haltestellen.
Mich begeistern filobusse, die kann man in vielen grossen und kleine städte europas sehn. Selten von siemens meistens von iris ;-)

Mi., 13.11.2019 - 17:08 Permalink
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Elisabeth Ladinser Mi., 13.11.2019 - 17:50

Antwort auf von Luis Durni

Das AUTO muss weitgehend aus der Stadt verbannt werden, dann erreichen wir eine Verbesserung der Luftwerte und eine Entflechtung des Stadtverkehrs! Dazu braucht es mutige Entscheidungen der Politik. Eine einzige Tram-Linie vom Zentrum bis Sigmundskron wird keine bedeutenden Änderungen bringen, leider.

Mi., 13.11.2019 - 17:50 Permalink
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Manni Schneiderbauer Do., 14.11.2019 - 18:12

Antwort auf von Luis Durni

Das Contra-Tram-Argument mit den Bussen stimmt aus zwei Gründen nicht:
1. Spurgeführte Verkehrsmittel haben eine deutlich höhere Kapazität. Busse sind maximal 18 m lang, in Ausnahmefällen 24 m. Die geplanten Bozner Trams sind aber 38 m lang. In Innsbruck verkehren sogar Tramzüge mit 56 m Länge. Man kann also mit weniger Personal viel mehr Passagiere befördern.
2. Trolleybusse, Filobusse, E-Busse... Bus ist Bus ist Bus. Ein Bus rollt auf Gummirädern auf teils holprigem Untergrund und weist unerwartete Querbeschleunigungen auf. Der Fahrkomfort von Bussen ist immer viel schlechter als jener von modernen Schienenfahrzeugen auf ordnungsgemäß gewartetem Gleis. Unter anderem deshalb fahren mit einer Tram von vornherein mehr Menschen als mit einem Bus - nur weil es eine Tram ist. (Dieses Phänomen nennt sich "Schienenbonus").

Do., 14.11.2019 - 18:12 Permalink
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King Arthur Mi., 13.11.2019 - 20:44

Nicht vergessen: Es reicht ein einziges falsch geparktes Auto oder eine defekte Tram, und alles steht. In Innsbruck stehen nicht sooo selten 5-10 Trams hintereinander (surreales Bild!) und der ganze (öffentliche) Verkehr bricht zusammen...

Mi., 13.11.2019 - 20:44 Permalink
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Frei Erfunden Do., 14.11.2019 - 08:36

Bin für Stadtseilbahn. Tradition trifft Moderne. Wäre ein mutiger Schritt in die richtige Richtung , finde ich; bis nach Kaltern, inclusive Fahrradtransport, bitte , danke!

Do., 14.11.2019 - 08:36 Permalink
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Frei Erfunden Do., 14.11.2019 - 09:56

Antwort auf von Sepp.Bacher

Tram soll 260 Fahrgäste befördern, im 10 Minuten Takt.
Stadtseilbahn in LaPaz schafft 3000 Fahrgäste in der Stunde und ist unabhängig vom Verkehrsaufkommen; und Fahrrad kommt mit rein, in der Tram wär das nicht möglich. Weniger Parkplätze und Grünflächen würden verbaut. Nahezu geräuschlos. Kein Unfallrisiko. Radler haben weniger Problem mit Gleisen.

Do., 14.11.2019 - 09:56 Permalink
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Frei Erfunden Fr., 15.11.2019 - 13:39

Antwort auf von Manni Schneiderbauer

...von Fahrradmitnahme ist in der Info-Broschüre der Gemeinde nichts zu lesen. Bin nicht prinzipiell gegen eine Trambahn; vorerst braucht es aber Verkehrbeschränkungen z.B. für Privatverkehr im Zentrum, für Touristen und vor allem auch Touristenbusse zur 'mercatino' Zeit; maximale Disponibilität der Gemeinde hinsichtlich Radverkehr (Radfahren gegen die Einbahn; Schwerpunktkontrollen bei Radübergängen u.s.w.).
Rad vor Tram, Tram vor Privatverkehr. Schwerverkehr und Touriverkehr minimieren. Deshalb bin ich auch für die Ötziubersiedelung auf den Virgl, inklusive Virgl-Seilbahn-Reaktivierung.

Fr., 15.11.2019 - 13:39 Permalink
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Manni Schneiderbauer Do., 14.11.2019 - 18:26

Antwort auf von Frei Erfunden

Stadtseilbahnen werden seit ca. 20 Jahren von Seilbahnherstellern gepusht. Die Seilbahnlobby versucht vor allem, sie gegen das System Tram/Stadtbahn zu positionieren. Die Nachteile überwiegen aber bei weitem, denn Seilbahnen sind nicht zu 100% wettersicher, vergleichsweise langsam, sehr geräuschvoll in der Nähe der Rollenbatterien und noch geräuschvoller, wenn Standseilbahnen (ständiges Betriebsgeräusch entlang der gesamten Trasse!), störanfällig, je nach Rechtslage nicht günstiger vom Grundbedarf her (in vielen Ländern fallen auch in der Luft Grundstücksablösekosten an), die Stationen sind (je nach System) ähnlich kompliziert nur mit Liften/Rolltreppen zugänglich wie bei U-Bahnen, es kann nicht frei trassiert werden (Kurven sind immer teuer und problematisch)... und so weiter, und so weiter. Die Reihe der Nachteile ist ellenlang, Vorteile im Vergleich zur Tram gibt es aber so gut wie gar keine. Selbst die Errichtungszeit ist in dicht bebautem Gebiet nicht nennenswert kürzer, weil es nun mal sehr viele Menschen gibt, die sich nicht ins Wohnzimmer schauen lassen wollen, und dementsprechend auch lange Verfahren.
Stadtseilbahnen können nur und ausschließlich in Städten mit speziellen topografischen Gegebenheiten (Stadtberge, Hangkanten, sehr hügeliges Terrain) konkurrenzlose Stärken ausspielen. Die Trasse der Bozner Tram verläuft aber pfannkuchengleich platt.

Do., 14.11.2019 - 18:26 Permalink
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Sepp.Bacher Fr., 15.11.2019 - 08:42

Antwort auf von Manni Schneiderbauer

Sehr wichtige Information manni schneiderbauer (14.11.2019, 18:26)!
Aufgrund Ihres folgenden Satzes möchte ich ergänzen: "Selbst die Errichtungszeit ist in dicht bebautem Gebiet nicht nennenswert kürzer, weil es nun mal sehr viele Menschen gibt, die sich nicht ins Wohnzimmer schauen lassen wollen, und dementsprechend auch lange Verfahren."
Wir erinnern uns an den Streit in Brixen vor wenigen Jahren. Bei der Volksabstimmung haben die Brixner das Projekt, die Seilbahn zur Plose vom Bahnhof aus über die Dächer zu führen, haushoch abgelehnt. So wie ich mich erinnere waren die häufigsten Argumente genau jene, welche Sie anführen. Dazu hatten sie Sicherheitsbedenken.

Fr., 15.11.2019 - 08:42 Permalink
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Sepp.Bacher Do., 14.11.2019 - 08:58

Kunze: "feste Fahrbahn" - also Gleisbett - hat viele Vorteile für den Fahrgast!
Vorschlag: fahren Sie die selbe Strecke hin mit dem Zug und zurück mit dem Bus: z. B. Bozen - Meran bzw. Meran - Schlanders oder umgekehrt und sagen Sie mir dann, was als Fahrgast, noch dazu als Senior/in, angenehmer usw. ist?
Unsinn: Sie täten es nie zugeben!?

Do., 14.11.2019 - 08:58 Permalink
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m s Do., 14.11.2019 - 10:17

Einige schienengebundene Tramlinien als Grundstock für den ÖPNV in Bozen sind genau das Richtige, weil zuverlässig, wartungsärmer und attraktiv für die Fahrgäste. Seilbahnen machen Sinn wenn es auf Berge und Anhöhen geht, wo zudem wenige Zustiege erfolgen. Für das Stadtgebiet von Bozen sicher nicht sinnvoll. Franzosen und Luxemburger machen es uns vor wie man moderne Tramlinien ausgestaltet, die sind hier vorbildlich unterwegs. Von ihnen sollte man einiges übernehmen.

Do., 14.11.2019 - 10:17 Permalink
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Profil für Benutzer Manni Schneiderbauer
Manni Schneiderbauer Do., 14.11.2019 - 18:18

Leider stimmt das mit der alternativen "Tram ohne Schienen und ohne Oberleitung" nicht. Ich weiß nicht, wie so eine unseriöse Aussage im offiziellen Argumentarium landen konnte.
Solche Systeme mit elektronischer Spurführung und Akku sind noch lange nicht serienreif, und selbst wenn sie es eines Tages vielleicht (!) sein sollten (das ist nicht sicher, weil das physische Rad-/Schiene-System kaum in allen Aspekten elektronisch simulierbar ist), werden sie auch nur den vergleichsweise niedrigen Fahrkomfort von Bussen aufweisen, denn sie verkehren ja auf normalen Fahrbahnen.

Do., 14.11.2019 - 18:18 Permalink
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Michael Thalmann Di., 19.11.2019 - 11:22

Die Verkehrssituation in Bozen und der Pendlerverkehr aus den anliegenden Gebieten ist ein zukunftsweisendes und hoch komplexes Thema. Eine Straßenbahnlinie in Bozen kann hier nicht als Lösung für irgendetwas angesehen werden, sondern ist bestenfalls ein Puzzleteil. Ich verstehe nicht wie man zu so einem Thema eine Volksbefragung abhalten kann. Der normale Bürger kann nie im Stande sein das Thema als Ganzes zu durchblicken und so ein fundiertes Urteil abzugeben. Es gibt viel zu wenig Sachlichkeit, es werden von unterschiedlichen Seiten Emotionen geschürt. Das Große und Ganze hat aber niemand im Blick. Die Politik sollte endlich ihre eigentliche Aufgabe wahrnehmen und Entscheidungen treffen, die langfristig zum Wohle möglichst vieler Bürger führen. Sich in solchen Fällen hinter Volksbefragungen zu verstecken empfinde ich als sehr schwach.

Di., 19.11.2019 - 11:22 Permalink