Politik | Entscheidung

Nein zu Langtaufers-Kaunertal

Die Landesregerung hat die Skiverbindung Langtaufers-Kaunertal abgelehnt. “Unser Auftrag ist es, die Vielfalt zu erhalten”, sagt Landesrätin Hochgruber Kuenzer.
Liftstützen im Melagtal
Foto: AVS

Die Entscheidung ist gefallen: Am Mittwoch Vormittag hat sich die Landesregierung mit der skitechnischen Verbindung zwischen Langtaufers und dem Kaunertal in Nordtirol befasst – und das Projekt abgelehnt. Damit ist die Landesregierung der Empfehlung der zuständigen Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer gefolgt.

Jahrelang war um das Vorhaben, eine Seilbahnverbindung zwischen dem Langtauferer Tal und dem Nordtiroler Skigebiet Kaunertaler Gletscher zu errichten, gerungen worden. Auf der einen Seite die Befürworter, zu denen vor allem Wirtschafts- und Tourismustreibende der Gemeinde Graun, dem Obervinschgau und aus Nordtirol zählen. Sie erhoffen sich einen wirtschaftlichen Aufschwung für die Region. Auf der anderen Seite die Gegner: Umweltschützer, AVS, Heimatpfleger und zuletzt immer mehr Stimmen aus dem Oberen Vinschgau, darunter auch Vertreter der Ferienregion Reschenpass. Sie sprechen sich für einen sanften Tourismus in dem naturbelassenen Tal aus. Und dazwischen die Landesregierung, der ein positiver Beschluss des Grauner Gemeinderats aus dem Jahr 2016 sowie mehrere negative Gutachten vorlagen, die sich aber lange Zeit zu keiner Entscheidung durchringen konnte. Nun aber ist das politische Machtwort gesprochen.

Der Beschluss liegt noch nicht vor, die Hintergründe der Entscheidung der Landesregierung aber wird die Landespresseagentur im Laufe der nächsten Stunden in einer Aussendung mitteilen.

 

++ Update 14.15 Uhr: Nun ist die Aussendung eingetroffen. Im Folgenden der Wortlaut. ++

 

Die Landesregierung hat sich am heutigen Mittwoch (15. April) erneut mit dem Vorschlag für einen “ergänzenden Eingriff in der Skizone ‘Langtaufers’ in der Gemeinde Graun in Vinschgau für die skitechnische Verbindung mit der Zone Kaunertal” befasst und das Vorhaben abgelehnt.

Bevor die Landesrätin für Raumentwicklung Maria Hochgruber Kuenzer den Beschluss auf die Tagesordnung der heutigen Landesregierungssitzung gesetzt hatte, waren zahlreiche Gutachten und Überprüfungen der Auswirkungen des Vorhabens eingeholt worden.

Gutachten von Umweltbeirat und sozio-ökonomischer Kommission

Der Umweltbeirat des Landes hielt fest, dass das Melagtal, ein Seitental des Langtauferer Tals, in dem die Skiverbindung geplant war, als unberührtes Gebiet gelte. Zudem enthalte das Tal auf 1.900 Metern Meereshöhe urtümliche charakteristische Geländekammern, es gebe unzählige, kleinflächige Lebensräume mit einer hohen Biodiversität, darunter auch Arten, die international unter Schutz stehen. Die Gesamtbewertung des Standortes veranlasste den Umweltbeirat zu einem negativen Gutachten. “Südtirol zeichnet sich durch Vielfalt und Einzigartigkeit aus. Das gilt vor allem für die Naturlandschaften. Diese Vielfalt haben unsere Vorfahren geprägt und wir haben den Auftrag, sie zu erhalten”, beschreibt Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer ihre Verantwortung.

Darüber hinaus hatte die Landesregierung ein sozio-ökonomisches Gutachten an Experten der Freien Universität Bozen in Auftrag gegeben. Doch auch diese Überprüfung erkannte nicht eindeutig positive Auswirkungen für die Region Obervinschgau: Die Vollständigkeit dieses Gutachtens wurde für diese Bewertung für die Landesregierung von der Anwaltschaft des Landes bestätigt.

Für Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer ist es “völlig nachvollziehbar, dass es unterschiedliche Meinungen über eine wirtschaftliche Entwicklung in Langtaufers und im oberen Vinschgau gibt. Doch gerade die aktuelle Situation regt zum Nachdenken an und zeigt auf, dass unberührte Natur eine wertvolle Ressource für zukünftige Entwicklung sein kann”.

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m s Do., 16.04.2020 - 16:46

Ich begrüße diese Entscheidung. Hoffentlich geht's wirklich vermehrt Richtung Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Gut so.

Do., 16.04.2020 - 16:46 Permalink
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Hartmuth Staffler Do., 16.04.2020 - 18:27

Man hat einen Umweltfrevel verhindert, weil der wirtschaftliche Nutzen zu gering gewesen wäre. In Brixen hat man einen Umweltfrevel, die Zerstörung des letzten Auwaldes, genehmigt, weil die wirtschaftlichen Interessen zu groß waren. Wirtschaft bleibt also weiterhin wichtiger als Umwelt.

Do., 16.04.2020 - 18:27 Permalink
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Johann Georg B… Fr., 17.04.2020 - 12:15

An alle welche das Projekt Kaunertal abgelehnt und verhindert haben,jetzt seit ihr dran zu liefern,schau was raus kommt. Jetzt könnt ihr zeigen und Vorschläge bringen wie Langtaufers belebt und geholfen werden kann.
Viele Einbringer sind nicht aus der Gegend und protestieren nur ,ohne sich Gedanken zumachen.
Lagtaufers hat auch ein Recht auf Fortschritt.
Burger Fliri und Patscheider wo seits Ihr.

Fr., 17.04.2020 - 12:15 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Fr., 17.04.2020 - 12:41

Antwort auf von Johann Georg B…

Ich habe zwar nichts verhindert oder abgelehnt, aber ich war und bin ein Gegner. Und mein Beitrag ist seit Jahren derselbe, 2-3 Wochenenden im Jahr eines der schönsten und unberührtesten Täler Südtirols erwandern. Ob das reicht? Wenn es mir andere gleichtun, müßte das klappen.

Fr., 17.04.2020 - 12:41 Permalink