Chronik | Biolandwirtschaft

Nachruf auf einen Vordenker und Pionier

Traurigen Herzens schreiben wir diesen Nachruf auf Michael Oberhollenzer, unseren Bioland Obmann von 2011 bis 2017.
Michael Oberhollenzer
Foto: Bioland Südtirol

Für eine Beschreibung von Michael Oberhollenzer könnten Bücher gefüllt werden, so vielfältig war sein unternehmerischer Geist und seine aktive Persönlichkeit. Ständig auf der Suche nach Lösungen, getragen von philosophisch-politischen Impulsen, immer die Vision vor Augen und die Zeichen der Zeit erkennend. Als Pionier, Vordenker, Impulsgeber, Kritiker, Motivator und Idealist war Michael Oberhollenzer seiner Zeit immer wieder voraus. „Ich habe oft den Eindruck, dass ich die Sachen immer zehn Jahre zu früh angesprochen habe. Und da hat mich halt keiner verstanden“, so eine seiner Aussagen.
Als er den elterlichen Moserhof übernommen hat, war das klassische „Milchstellen“ nicht sein Ding, er hat sich der Geflügelzucht verschrieben, mit Erfolg, bis die Vogelgrippe mit den darauffolgenden bürokratischen Auflagen den Betriebszweig auflösten. Gemeinsam mit Freunden und Weggefährten hat der immer unternehmerisch denkende „Michl“, wie er auch genannt wurde, die Vermarktungsplattform Ahrntal Natur gegründet.


Anschließend hat Michael den Weg zu Bioland gefunden. Er hat ein Netzwerk mit innovativen Bioland Bäuerinnen und Bauern aufgebaut, das er über Jahre, zuerst als Vorstandsmitglied, dann als Obmann, für zwei Legislaturperioden begleitet und nachhaltig mitbestimmt hat. Durch sein politisches Denken, seinen Mut zur Umsetzung, verbunden mit seiner ruhigen und authentischen Art des „Teldra Bergbauern“ hatte Michael Oberhollenzer die einzigartige Fähigkeit, neue Wege anzusprechen und zu initiieren, um so Menschen zusammen zu bringen und Brücken zu bauen. Ob gegenüber den Verbänden oder gegenüber der Politik, Michael Oberhollenzer konnte Themen klar ansprechen, ohne verletzend zu werden, mit Würde und Respekt vor sich und den anderen.
Das hat ihn südtirolweit zu einer schillernden Figur einer innovativen und ökologisch denkenden bäuerlichen Bewegung gemacht. Immer wieder trieb ihn sein Idealismus an, viele tausende Kilometer im Jahr ist er vom Moserhof in Steinhaus im Ahrntal zur Geschäftsstelle nach Terlan gefahren. Die Vorstandssitzungen gingen bis in die tiefe Nacht, anschließend fuhr Michael wieder zwei Stunden nach Hause. Am Morgen war dann wieder die Stallarbeit angesagt. Als Vergütung gab es im damaligen ehrenamtlichen Verein Bioland Südtirol lediglich die Rückerstattung der Fahrtkosten. Die restliche Zeit hat Michael Oberhollenzer ehrenamtlich in den Biolandbau in Südtirol investiert. Eine aus heutiger Sicht nicht hoch genug anzurechnende Geste, die von Betrieb und Familie erst mitgetragen werden musste. Besonders für diesen Einsatz gilt aus Bioland-Sicht Michael, aber auch seiner Frau und seiner ganzen Familie, ein herzliches Vergelt’s Gott.


Immer wieder flexibel und innovativ unterwegs hat Michael nun seinen Betrieb gemeinsam mit zwei Bioland Wegbegleitern zu einer Betriebskooperation zusammengeschlossen. Ziel war es, die drei Betriebe so zusammenzuschließen, dass Arbeitsabläufe vereinfacht und professionalisiert und Investitionen gemeinsam getätigt werden konnten.
Michael Oberhollenzer war einer der ersten in Südtirol, die Bioland Schafmilchprodukte hergestellt haben. Die Milchschafe wurden am eigenen Hof gehalten und gemolken und die Schafmilch in der eigenen Käserei verarbeitet. Zudem hat Michael wertvolle Pionierarbeit in der Direktvermarktung geleistet zum Vorbild vieler Bäuerinnen und Bauern. Ein gut sortierter Detailhandel mit eigenen und regional bezogenen bäuerlichen Produkten wurde am Moserhof eingerichtet. Die Produkte wurden sowohl von Einheimischen als auch von Touristen geschätzt und gekauft.
Schließlich entdeckte Michael Oberhollenzer im Tourismus seine Begeisterung und ein weiteres Standbein seines Betriebes. Am Moserhof wurden Spezialitäten zubereitet, authentisch, kreativ und wohlschmeckend. Ob Vertreter*innen der Wirtschaft, des Tourismus, der Medien oder der Politik, das Spezialitäten Restaurant am Moserhof wurde zum Geheimtipp in Südtirol und über dessen Grenzen hinaus.


Anschließend machte Michael Oberhollenzer den nächsten Schritt im Tourismus im Ahrntal und dann kam die Pandemie und mit ihm das Erliegen der touristischen Tätigkeit und der wirtschaftliche Druck stieg, leider zu stark.
Wir werden Michael Oberhollenzer immer in ehrenvoller und wertschätzender Erinnerung behalten als Vordenker, Idealist und Umsetzer. Der Frau und den vier Kindern, sowie den Eltern, Geschwistern und allen Verwandten und Freunden sprechen wir unser tief empfundenes Beileid aus.

„Irgendwie, irgendwo, irgendwann sind wir alle eins“, in diesem Sinne rufen wir zu solidarischer Hilfe der hinterbliebenen Familie und des Moserhofes mit einem Spendenaufruf auf:
Kennwort/Begründung: „Familie Michael Oberhollenzer“
Bank: Raiffeisen Landesbank
IBAN: IT30 D 03493 11600 000300011231
SWIFT-BIC: RZSBIT2B
Spendenkonto lautend auf „Bäuerlicher Notstandsfonds – Menschen helfen“.
Die Spenden können steuerlich abgesetzt werden.

In tiefer Anteilnahme,
Bioland Südtirol
Parte/Traueranzeige: www.pax.bz.it/media/3743/parte-michael-oberhollenzer-2.jpg