Politik | Medienmonopol

"Massive politische Einschüchterung“

Athesia-Präsident Michl Ebner nimmt zur aktuellen Diskussion zum Medienmonopol Stellung, den Bressa-Antrag im Senat und erläutert in sieben Punkten seine Sicht der Dinge.
Ebner, Michl
Foto: Iocaccio.it
Wiederholt wurde über das angebliche Medienmonopol von Athesia berichtet. Laut Definition spricht man in der Regel von einem Monopol, „wenn der gesamte Markt von einem einzigen Anbieter bedient wird“.
 
1. In Südtirol gibt es zweifelsfrei eine Medienvielfalt, berichten doch über das lokale Geschehen außer den Athesia Medien noch zwei Tageszeitungen und zwei Wochenzeitschriften, mehrere öffentlich-rechtliche Sender, ein Dutzend private Fernseh- und Radiostationen, eine stattliche Anzahl von Bezirks- und Gemeindeblättern sowie ein halbes Dutzend Online-Portale und Soziale Medien. Herr und Frau Südtiroler können täglich frei auswählen, woher sie ihre Informationen beziehen. Von Monopol kann keine Rede sein.
 
2. Aus dem breiten Informationsangebot greift eine politisch motivierte Kampagne jetzt bewusst nur die Tageszeitungen heraus. Ganz so, als ob Bürgerinnen und Bürger nur Zeitung lesen und sonst keine Medien nutzen würden.
 
 
Herr und Frau Südtiroler können täglich frei auswählen, woher sie ihre Informationen beziehen. Von Monopol kann keine Rede sein.
 
3. Aber selbst, wenn das Kriterium der Informationsvielfalt – in unzulässiger Weise - nur für Tageszeitungen gelten würde: in Südtirol gibt es davon deren vier. Gleichwohl wird die Intervention des Staates gefordert. Der Vorstoß: keine Tageszeitung in Südtirol darf die Hälfte der gesamten Druckauflage übertreffen.
 
4. Was bedeutet das und was wären die unmittelbaren Folgen?
Weil laut Minderheitenrecht zwischen Sprachgruppen unterschieden wird, ergäbe sich folgende Situation: die Druckauflage der zwei deutschen Tageszeitungen liegt bei rund 45.000 Exemplaren. Die „Dolomiten“ müsste ihre tägliche Auflage um zirka 35.000 Zeitungen reduzieren, um nicht die Auflage der zweiten Tageszeitung zu übertreffen. Gleiches gilt für den italienischsprachigen Markt. Die Druckauflage der zwei Zeitungen liegt bei etwa 15.000 Stück. Laut Vorstellung von PD-Senator Bressa müsste der „Alto Adige“ 10.000 Exemplare vom Markt nehmen.
 
 
 
5. Diese Variante von Medienvielfalt würde dazu führen, dass es in Südtirol statt 60.000 Stück lokaler Tageszeitungen künftig höchstens 15.000 gibt. Bressas Vorschlag hätte somit zur Folge, dass sich das Angebot an lokalen Zeitungen um 75 Prozent reduzieren würde, während alle übrigen Medien, unabhängig von ihrer Auflage oder Reichweite, weiter aktiv sein dürften.
 
6. Für die zwei auflagenstarken Zeitungen würde dies freilich das Aus bedeuten. Sie würden wohl vom Markt verschwinden, und viele Arbeitsplätze wären damit mit einem Schlag vernichtet!
 
Kann so ein Vorschlag „beklatscht“ werden? Wohl kaum. Was aber ist er dann? Wohl nichts anderes als der Versuch einer massiven politischen Einschüchterung.
 
7. Bressa fordert weitere Zwangsmaßnahmen, weil Athesia seiner Ansicht nach 80 Prozent des lokalen Werbemarktes kontrollieren würde. Dabei hat die Europäische Union festgestellt, dass die Hälfte (!) des gesamten europäischen Werbemarktes bereits in der Hand digitaler US-Konzerne liegt.
 
Kann so ein Vorschlag „beklatscht“ werden? Wohl kaum. Was aber ist er dann? Wohl nichts anderes als der Versuch einer massiven politischen Einschüchterung.
 
Dr. Michl Ebner Präsident der Athesia
 
Lesen Sie heute Abend: Warum Michl Ebners Rechnung nicht aufgeht und welche Fragen zu stellen, der Athesia-Präsident vergessen hat.
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Hartmuth Staffler Mi., 16.02.2022 - 14:22

In den angeführten sieben Punkten kann man dem Michl Ebner nur zustimmen. Es würde mich aber freuen, wenn er noch einen achten Punkt anfügen würde: Wenn die Athesia-Medien wirklich die Medien der deutschsprachigen Minderheit Italiens bzw. der deutschsprachigen Mehrheit Südtirols sein wollen, dann sollten sie sich auch darum, bemühen, eine halbwegs korrekte deutsche Sprache zu verwenden. Von den anderen sogenannten deutschsprachigen Medien in Südtirol erwartet man sich ja nichts, deshalb kann man von denen auch kaum enttäuscht werden, von den Athesia-Medien würde man sich aber, wenn man an historische Größen wie Kanonikus Gamper oder Josef Rampold denkt, schon erwarten, dass sie Rechtschreibung, Grammatik und Syntax nicht vollständig in den Müllkübel werfen, sofern wie überhaupt noch wissen, was diese Begriffe bedeuten. Die furchtbare Sprachverschandelungsplattform Südtirol News z.B. lässt keine Kritik an ihren sprachlichen Eskapaden zu. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Auf Salto, also außerhalb des Athesia-Imperiums, kommt man zwar ab und zu mit einer Kritik an dem hier ebenfalls sehr fragwürdigen Sprachgebrauch durch, aber reagiert wird darauf auch nicht. Aber der Staat finanziert die Minderheitenpresse ganz unabhängig von ihrer Qualität.

Mi., 16.02.2022 - 14:22 Permalink
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Peter Gasser Mi., 16.02.2022 - 14:37

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Ja, das mit der Sprache ist so eine Sache, Grammatik scheint auszusterben.
Ich hatte bei einem Salto-Artikel mit zu vielen Grammatikfehlern, als dass es Nachlässigkeit hätte sein können, deshalb Kritik angemerkt;
der nächste Artikel derselben Autorin enthielt noch mehr Grammatikfehler.
Ein Handwerker, der Bohrer und Meißel und auch den Hammer und den Schraubenzieher in der Handhabung nicht beherrscht, geht doch auch nicht aufs Podium und werkelt öffentlich an einem Möbelstück herum.
Ein erneutes höfliches Anmerken, dass man doch das Handwerk beherrschen solle, wenn man öffentlich mit Sprache auftritt, brachte mir negative Aufmerksamkeit.

Mi., 16.02.2022 - 14:37 Permalink
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Martin Ancient Mi., 16.02.2022 - 14:41

Ich habe beim Satz "In Südtirol gibt es zweifelsfrei eine Medienvielfalt ..." mit dem Lesen aufgehört. Ich denke, das sagt ohnehin schon alles.

Es ist ganz einfach: Geben Sie ihre Kontrollmehrheit am Verlagshaus Athesia an eine breite Öffentlichkeit ab, sorgen Sie dafür, dass andere Aktionäre dieselben Stimmrechtanteile wie sie selbst halten, dann reden wir weiter.

Mi., 16.02.2022 - 14:41 Permalink
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Georg Peintner Mi., 16.02.2022 - 15:17

Die Athesia und ihre Medien haben sich freiwillig und insistierend in die "Schusslinie" gestellt, indem sie zu offensichtlich (im vermeintlichen Eigeninteresse) politisch agieren, anstatt möglichst sachlich, umfassend und neutral zu informieren.
Der "Fluch des Wolfes" schlägt zu!!!

Mi., 16.02.2022 - 15:17 Permalink
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gorgias Mi., 16.02.2022 - 19:57

Zu Punkt 4: Diese Milchmädchenrechnung geht nicht wirklich auf. Würde die Dolomiten Ihre Auflage um 2/3 reduzieren, würden einige als Alternative auf die Südtiroler Tageszeitung zurückgreifen und somit könnte die Athesia auch wieder Ihre Auflage erhöhen. Des Weiteren bestünde die Möglichkeit, dass eine weitere Tageszeitung gegründet würde.

Was man sicher nicht nachweinen müsste, wäre dass es zur Folge hütte, dass das de facto Quasimonopol für Todesanzeigen endlich gebrochen wäre.

Mi., 16.02.2022 - 19:57 Permalink
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Josef Fulterer Do., 17.02.2022 - 06:46

Bei der deutschen Rechtschreibreform haben sich 1996, leider "die Fachleute mit ihren heiß geliebten Eigenheiten der deutschen Sprache" durchgesetzt. Staat für die gebotene Mehrsprachigkeit, auch die deutsche Sprache von den vielen Ausnahmeregeln zu entrümpeln, wurde mit den zusätzlichen Änderungen 2006 und 2020, für die Rechtschreibung weitere Stolpersteine erfunden.
Mein Vorschlag: Bei salto ein Korrekturpramm für die derzeit geltenden Regeln der deutsche Sprache zur Verfügung zu stellen, damit sich die Hüter der deutschen Rechtschreibung nicht aufregen müssen.

Do., 17.02.2022 - 06:46 Permalink
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Factum Est Do., 17.02.2022 - 12:30

Antwort auf von Günther Alois …

Es liegt an der Erziehung. Als Beispiel fällt mir immer der englische Prinz Charles ein. Dieser ist nicht im Stande selbst die Zahnpaste auf die Bürste aufzutragen. Auch diesem Herrn wurde von Kindesbeinen an nur Etikette beigebracht. Was Richtig und Falsch ist wurde Ihm vorenthalten.

Do., 17.02.2022 - 12:30 Permalink