Gesellschaft | Gastkommentar

Coronaphobie – Die Macht der Angst

Die Angst vor dem neuen Erreger lähmt öffentliches Leben, Wirtschaft und das Denken der Menschen in ganz Europa. Wie gefährlich sind die Folgen dieser Irrationalität?
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Europa ist infiziert. Aber nicht nur vom Coronavirus, sondern auch von der Coronaphobie – der Angst vor dem Virus. Als Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte am vergangenen Dienstag vor die Kamera tritt, ist es bereits spät am Abend. Seine Stimme klingt tief und ernst, die Atmosphäre ist dramatisch. Der Appell geht unter die Haut, darin sind sich alle einig. Es ist der Auftritt eines Mannes, von dem erwartet wird in dieser schwierigen Zeit das Richtige zu tun – das Beste zum Schutze von Volk und Staat. 

Die Befürchtungen bestätigen sich bald: Es kommt zu noch drastischeren Maßnahmen. Geschäfte und Bars müssen schließen, alle Großveranstaltungen werden abgesagt. Nur noch Apotheken und Lebensmittelläden dürfen offenhalten. Daneben noch Tankstellen, Tabaktrafiken, Banken und Wäschereien. Ja sogar Messen werden ausgesetzt. Eine Ausgangssperre wird auch verhängt. Man darf nur noch aus schwerwiegenden Gründen das Haus verlassen – jedoch stets im Beisein einer Selbsterklärung, sonst wird gestraft. 

Contes Strategie ist klar: Er will das Virus eindämmen, die sanitären Strukturen entlasten und die Normalität wiederherstellen. Hierfür setzt er jene Maßnahmen, die er für richtig hält. Doch sind sie das?

Die gesundheitlichen Folgen der Coronakrise sind akut, die ökonomischen jedoch verzögert spürbar.

Während seiner Rede verliert der Premier kaum ein Wort darüber, wie er die drohenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise zu stemmen beabsichtigt. Erst spät schiebt Conte en passant ein, dass ein 25 Milliarden schweres Rettungspaket die wirtschaftliche Krise abwenden und Unternehmen und Betriebe vor dem Konkurs bewahren soll. Doch die Aussagen darüber, wie diese finanziellen Mittel konkret eingesetzt werden sollen, bleiben vage. Man belässt die Bevölkerung weiterhin in Unsicherheit darüber, wie es weitergehen soll. Einzig die sonst häufig gescholtenen Banken finden in diesen dunklen Stunden klare Worte: Kredite können gestundet oder deren Laufzeit verlängert werden. Das beruhigt – zumindest vorläufig. 

Doch die Weitsichtigen im Stiefelstaat haben längst begriffen, dass das eigentliche Desaster kein gesundheitliches oder medizinisches ist, sondern ein gesellschaftliches und ökonomisches. Das wahre Problem sind nicht die Überlastung der sanitären Strukturen und die vermeintlich hohe Mortalitätsrate der Sars-CoV-2-Infizierten, sondern der Kollaps des öffentlichen Lebens und ein kollektiver Systemausfall. Das mag für viele Ohren steil, ja womöglich inhuman klingen, doch wäre es ungleich steiler, Maßnahmen zu billigen, die einen ganzen Staat und damit unzählige Familien in den Abgrund stürzen. 

Die redliche Forderung, Gesundheit müsse doch über wirtschaftlichen Interessen stehen verkommt zu einem rhetorischen Trick. Diejenigen, die sie aussprechen, verkennen die Tragweite einer schweren wirtschaftlichen Rezession. Gesundheit und Wirtschaft sind in einer verwobenen Welt wie der heutigen nicht mehr zu entkoppeln. Vielmehr bedingen sie einander. Dieser Zusammenhang wird leider noch von den Wenigsten durchschaut. 

Führende Virologen proklamieren nahezu unisono, dass der Höhepunkt der Pandemie vermutlich erst in 2-3 Monaten erreicht ist. Der Ausnahmezustand wird dann wohl eher Monate als Wochen andauern. Was das für den einzelnen Bürger und die ökonomische Lage bedeutet, bedarf keiner ausgefeilten Analyse. Die gesundheitlichen Folgen der Coronakrise sind akut, die ökonomischen jedoch verzögert spürbar. Dies dürfte auch der Grund sein, weshalb die meisten in der Bevölkerung Italiens sich vom Sicherheitswahn der Politik haben infizieren lassen. Ein Indiz dafür sind die zahlreichen #IoStoAcasa-Hashtags in den sozialen Netzwerken. Die Medien tun ihr Übriges. Allenthalben kursieren Bilder von überfüllten Krankenhäusern und erschöpftem ärztlichen Personal. Intubierte Corona-Patienten und Sterbende zieren die Titelseiten der Boulevardpresse. Die Büchse der Pandora ist geöffnet, die Angstepidemie ist losgetreten. 

Auch die EZB hat keine unbegrenzten monetären Ressourcen für solche Notfälle.

Vermutlich schwant dem Ministerpräsidenten insgeheim bereits das destruktive Potenzial, das seine restriktive Sicherheitspolitik für die Industrie und Gesellschaft Italiens haben könnte. Vor allem weil man eh schon hoch verschuldet ist, sind solche Maßnahmen heikel. Doch jetzt zurückzurudern kommt für Italiens Premier wohl nicht in Frage. Man vertraut stattdessen auf die Expertise des wissenschaftlichen Beraterstabs. Der Preis dafür könnte jedoch unverhältnismäßig hoch sein.

Gleichwohl dürften viele bereits jetzt die wirtschaftlichen Folgen des gesellschaftlichen Stillstands spüren. Nicht alle haben für solche Fälle finanzielle Reserven auf der hohen Kante. Sollte die wirtschaftliche Stagnation tatsächlich länger anhalten werden Familien bald ihre Mieten nicht mehr zahlen können, auch ärztliche Visiten und Medikamente sind dann ein Privileg der Vermögenden. Produktionsketten werden unterbrochen, Unternehmen gehen bankrott, Angestellte werden entlassen und diejenigen, denen Hilfskredite eingeräumt werden, werden nach Ablauf der Rückzahlungsfristen trotz Stundung damit beschäftigt sein, Kredite zurückzuzahlen, anstatt neue Investitionen zu tätigen und damit die Wirtschaft anzukurbeln.

Auch nach der Coronapandemie wird längst nicht alles so sein wie bisher. Das Geld in den Haushalten wird knapp sein, der Konsum wird stark gedrosselt. Investitionen werden, falls Geld vorhanden, nur noch zögerlich getätigt werden. Wichtige Sektoren wie Tourismus, Luftfahrt und Handel werden nachhaltig geschädigt bleiben und laufend mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen haben. Vor diesem Hintergrund ist es keine schaurige Dystopie, dass viele bald nicht mehr das Geld haben könnten, sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Es kommt zum Anstieg von Psychopathologien und die Zunahme der Suizidraten ist ebenfalls nicht ausgeschlossen. Sozialfälle mehren sich, viele Menschen werden an den Rand ihrer Existenz gedrängt. 

Auch die EZB hat keine unbegrenzten monetären Ressourcen für solche Notfälle. Erst recht nicht, wenn die Pandemie in den Nachbarstaaten Italiens ihren Höhepunkt erreicht haben wird und es weiterer Geldpakete bedarf. Zulange hat man Niedrigzinspolitik betrieben, um mit billigem Geld die Investitionsfreudigkeit zu stimulieren und die Wirtschaft zu beleben. Eine an sich sicherlich lautere Maßnahme könnte sich nun als fatal erweisen.

Nun ist es freilich immer einfach, von außen zu urteilen und zu polemisieren. Jetzt sind vielmehr echte alternative Lösungsansätze gefragt, doch gibt es die?

Angst und Hysterie sind in diesen Tagen ein schlechter Wegbegleiter.

Ja, die gibt es. Eine Möglichkeit bestünde etwa darin, Risikogruppen zu isolieren, die hygienischen Mindeststandards weiterhin einzuhalten aber die restlichen Strukturen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens wieder zu aktivieren. Zu den Risikogruppen gehören mitunter ältere Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen wie etwa Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronischen Atemwegserkrankungen und auch Menschen, die aus anderweitigen Gründen eine Immunsuppression aufweisen. Dass sich Menschen, die sich mit den genannten Indikatoren dennoch nach draußen begeben, einem hohen gesundheitlichen Risiko aussetzen, dürfte klar sein. Älteren Menschen wird zudem angeraten sich sicherheitshalber gegen Pneumokokken impfen zu lassen, den bakteriellen Erreger einer Lungenentzündung. Diese Maßnahme könnte freilich auch auf die restlichen Risikogruppen ausgedehnt werden.

Natürlich sollten auch Menschen mit Symptomen zuhause bleiben und in schwerwiegenden Fällen den Arzt konsultieren, wie man es bei einer Grippe auch tut. Alle anderen, die nicht zur Risikogruppe zählen, könnten weiterhin ihren alltäglichen Aktivitäten nachgehen. So kann eine „Durchseuchung“ jener stattfinden, die in der Regel nicht gefährdet sind schwer zu erkranken oder an Covid-19 zu sterben. Das Ziel einer Durchseuchung ist das Aufbauen einer Herdenimmunität gegen das Virus ähnlich wie Schutzimpfungen: Das Virus werde sich erst dann nicht weiter verbreiten, wenn zwei von drei Menschen zumindest vorübergehend immun seien, weil sie die Infektion schon hinter sich hätten, sagt auch Topvirologe Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charité.

Eine solche Maßnahme hätte den wesentlichen Vorteil, dass gefährdete Gruppen ausreichend geschützt würden und eine komplette ökonomische Stagnation verhindert würde. Denn sollten diese radikalen Schutzmaßnahmen nicht greifen und sich die Infektionsketten nicht unterbrechen lassen, dann haben wir einen doppelten Schaden, wobei sich der ökonomische Schaden ungleich fataler gestalten könnte als der akut gesundheitliche. 

Die jetzige Situation lässt sich nicht auf eine solch verkürzte Darstellung „Menschenleben vs. Wirtschaft“ herunterbrechen.

England verfolgt unter Johnson eine ähnliche Strategie. Auch die Engländer setzen auf eine sukzessive Durchseuchung der Gesellschaft bei stufenweiser Erweiterung der Schutzmaßnahmen. Doch das öffentliche Leben und die Wirtschaft dürfen weiterlaufen. Der wirtschaftliche Kollaps soll vermieden werden. 

Vermutlich hat Johnson bereits abgesehen, dass die Corona-Welle gleich wenig abzuwenden ist, wie die zeitweilige Überlastung sanitärer Strukturen. Da helfen auch noch so strenge Maßnahme nicht viel. Die Mehrheit der Virologen weiß das natürlich auch.

Natürlich könnte eine solche Laissez-faire-Strategie zu mehr Opfern führen. Johnson hat deshalb bereits im Vorfeld betont, dass vermutlich damit zu rechnen sei, dass „noch viel mehr Familien geliebte Angehörige vorzeitig verlieren werden". Da ist es nicht verwunderlich, dass sich viele über Englands Taktik echauffieren. „Der Wert eines Menschenlebens sei inkommensurabel und dürfe nicht für wirtschaftliche Interessen geopfert werden“, monieren die Kritiker.  

Doch die jetzige Situation lässt sich nicht auf eine solch verkürzte Darstellung „Menschenleben vs. Wirtschaft“ herunterbrechen. Zu viele Menschenleben sind eben auch durch eine ökonomische Rezession bedroht. Auch wenn sich das komplette Ausmaß der Krise erst später vollständig manifestieren wird. 

Dazu kommt, dass bereits längst Menschenleben gegeneinander abgewogen werden. Aufgrund der Knappheit der medizinischen Ressourcen und der kapazitiven Überlastung, wird im Mailänder Krankenhaus Legnano jüngeren Patienten gegenüber älteren der Vorzug gegeben. In anderen werden Corona-Patienten, die über 70 Jahre alt sind und Vorerkrankungen haben, gar nicht mehr aufgenommen. Angesichts dessen, ist es nicht illegitim, die verheerenden gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen mit der Schwere der gesundheitlichen Folgen zu verrechnen. Überzogenes ethisches Geplänkel bringt hier wenig. 

Auch fragt sich, wie lange die Bevölkerung Italiens sich noch die massive Einschränkung ihrer Freiheits- und Persönlichkeitsrechte gefallen lassen wird. Dies wird spätestens dann zum Problem, wenn die finanziellen Mittel für lebensnotwendige Ressourcen zur Neige gehen. Die „Freiheit vs. Sicherheit-Debatte“ wäre jedoch eine Debatte für sich. 

Welche Lehren lassen sich nun aus dieser Krise ziehen? 

Angst und Hysterie sind in diesen Tagen ein schlechter Wegbegleiter. Vielleicht sollten wir diese Zeit nutzen, um über unseren Umgang mit dem Tod und der eigenen Endlichkeit zu reflektieren. Die moderne Gesellschaft hat den Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit verlernt. Krankheit und Tod hat es schon immer gegeben. Wir täten gut daran, sie als das zu sehen, was sie sind - als Teil des natürlichen Weltverlaufs. 

Heidegger hat in „Sein und Zeit“ das Bewusstsein zum Tode als „Ausgangspunkt für ein selbstbestimmtes, authentisches und intensives eigentliches Leben“ bezeichnet. Nun wäre ein guter Zeitpunkt diese Worte zu beherzigen. Und womöglich gehen wir bewusster und gestärkt aus dieser Krise hervor.

 

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Meister Haus Mo., 16.03.2020 - 19:27

Ein ausgezeichneter Beitrag und ein mutiger dazu. Ich vermute, dass schon vielen Menschen in der Stille der Nacht solche Gedanken mehr oder weniger deutlich durch den Kopf gezogen sind. Ich merke selber, dass sie Angst machen. Früher oder später werden wir uns ihr wohl stellen und unsere besten Ressourcen ausgraben müssen, um einen (hoffentlich neuen) Weg zu finden.

Mo., 16.03.2020 - 19:27 Permalink
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lösch hans So., 22.03.2020 - 10:42

Antwort auf von Meister Haus

Mut ist eben oft ein Kind der Einfalt
Der Beitrag ist kurzsichtig, Quellen und Beispiele sind einseitig wiedergegeben um die realitätsfremde These zu stützen.
Das Kernproblem dieser Pandemie wird nicht angesprochen. Wir haben, in Italien, Stand 21.03.20 ca. 55.000 bestätigte Infizierte 0,1 % der Bevölkerung, vermutlich ein 10-30 mal höhere Dunkelziffer, also 1-3%. Bisher konnten noch Tausende gepflegt und geheilt werden die der Gesellschaft noch viele Jahre erhalten bleiben. Doch nun ist das Gesundheitssystem bereits überlastet, hunderte Menschen die noch viele Jahre vor sich hatten sind verstorben. Wenn sich das Virus innerhalb Wochen, ohne es mit aller Kraft zu verhindern, ausbreitet, können Millionen Sterben. Alte Menschen mit Vorerkrankung genauso wie Gesunde im besten Alter. Dies wäre auch wirtschaftlich ein viel größerer Schaden als ein mehrere Monate dauernder Standby Betrieb der Wirtschaft. Das wissen die Verantwortlichen in der Politik, deshalb wurde dieser Weg gewählt, ein glücklicher Zufall das es auch der ethisch richtige ist.

So., 22.03.2020 - 10:42 Permalink
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Peter Gasser Mo., 16.03.2020 - 19:41

"Ja, die gibt es. Eine Möglichkeit bestünde etwa darin, Risikogruppen zu isolieren, die hygienischen Mindeststandards weiterhin einzuhalten aber die restlichen Strukturen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens wieder zu aktivieren":
GENAU DAS haben die Briten soeben aufgegeben, aufgeben müssen...

Mo., 16.03.2020 - 19:41 Permalink
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Peter Gasser Mo., 16.03.2020 - 19:49

Antwort auf von Peter Gasser

nochmal:
"England verfolgt unter Johnson eine ähnliche Strategie. Auch die Engländer setzen auf eine sukzessive Durchseuchung der Gesellschaft bei stufenweiser Erweiterung der Schutzmaßnahmen. Doch das öffentliche Leben und die Wirtschaft dürfen weiterlaufen":
Das ist nicht richtig, das ist falsch: auf jeden Fall ist es aufgrund der aktuellen Situation veraltet. Es hat der Wirklichkeit nicht standgehalten.

Mo., 16.03.2020 - 19:49 Permalink
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Peter Gasser Mo., 16.03.2020 - 19:45

"Natürlich sollten auch Menschen mit Symptomen zuhause bleiben und in schwerwiegenden Fällen den Arzt konsultieren, wie man es bei einer Grippe auch tut. Alle anderen, die nicht zur Risikogruppe zählen, könnten weiterhin ihren alltäglichen Aktivitäten nachgehen. So kann eine „Durchseuchung“ jener stattfinden, die in der Regel nicht gefährdet sind schwer zu erkranken oder an Covid-19 zu sterben":
Das ist zum gegebenen Zeitpunkt grob fahrlässig und kontraproduktiv: schauen Sie eben in die Spitäler in Bergamo!
Natürlich wird es zur Durchsuchung kommen: innerhalb der nächsten 2 Jahre ist das auch für das Gesundheitssystem tragbar. Aber NICHT innerhalb der nächsten 6 Monate: siehe nochmal genau nach Bergamo!
.
Salto soll sich gut überlegen, ob man dies hier so da stehen lassen soll - da es die Volksgesundheit und das Leben vieler gefährdet.

Mo., 16.03.2020 - 19:45 Permalink
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Eduard Gruber Mo., 16.03.2020 - 19:49

Ein Artikel um Angst und Sorgen weiterhin zu schüren. Bravo muss ich nur dazu sagen. Genau das ist es was die Menschen zur Zeit brauchen.
Un irrational ist er auch noch dazu. Sollen wir allo so tun al ob nichts wäre? Weitermachen so wie bisher? Wer überlebt hat Glück gehabt,und der der stirbt, ist nicht schade, ist halt passiert? Hoffe bloß, dass es nicht den Autor trifft.

Mo., 16.03.2020 - 19:49 Permalink
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Elisabeth Garber Mo., 16.03.2020 - 20:14

Antwort auf von Eduard Gruber

Wenn jemand nichts besseres zu tun, hat als seinen Finger in eine ohnehin schon klaffende Wunde zu legen, frage ich mich wie es um dessen Seele bestellt ist. Die Antwort auf diese Frage ist bereits in der Aktion selber enthalten.
Ich finde den Beitrag eine Zumutung - weder ausgezeichnet und erst recht nicht mutig.

Mo., 16.03.2020 - 20:14 Permalink
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Peter Gasser Mo., 16.03.2020 - 20:40

Antwort auf von Elisabeth Garber

Schon der Titel ist eine Fehlannahme:
„Die Angst vor dem neuen Erreger lähmt öffentliches Leben, Wirtschaft und das Denken der Menschen in ganz Europa“.
Nicht die „Angst vor dem neuen Erreger“, sondern die geforderte PRÄVENTION“ legt das Leben lahm.
Ist sitze nicht aus Angst zuhause, sondern aus Vorsicht - und Rücksicht.

Mo., 16.03.2020 - 20:40 Permalink
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Peter Gasser Mo., 16.03.2020 - 19:52

"Dazu kommt, dass bereits längst Menschenleben gegeneinander abgewogen werden. Aufgrund der Knappheit der medizinischen Ressourcen und der kapazitiven Überlastung, wird im Mailänder Krankenhaus Legnano jüngeren Patienten gegenüber älteren der Vorzug gegeben. In anderen werden Corona-Patienten, die über 70 Jahre alt sind und Vorerkrankungen haben, gar nicht mehr aufgenommen. Angesichts dessen, ist es nicht illegitim, die verheerenden gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen mit der Schwere der gesundheitlichen Folgen zu verrechnen. Überzogenes ethisches Geplänkel bringt hier wenig.
Auch fragt sich, wie lange die Bevölkerung Italiens sich noch die massive Einschränkung ihrer Freiheits- und Persönlichkeitsrechte gefallen lassen wird":
.
... das lässt einem sprachlos... unmenschlicher Neoliberalismus.
Wer tot ist, hat nichts mehr von "Freiheits- und Persönlichkeitsrechten".

Mo., 16.03.2020 - 19:52 Permalink
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Peter Gasser Mo., 16.03.2020 - 19:54

"Heidegger hat in „Sein und Zeit“ das Bewusstsein zum Tode als „Ausgangspunkt für ein selbstbestimmtes, authentisches und intensives eigentliches Leben“ bezeichnet":

... genau! Und nicht als Ausgangspunkt für ein ´Sterben für die Wirtschaftsinteressen´.

Mo., 16.03.2020 - 19:54 Permalink
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Peter Gasser Mo., 16.03.2020 - 19:58

Valentin Widmann: ist dies eine offizielle Mitteilung aus dem Ressort "LEBEN und GESUNDHEIT" der Autonomen Provinz Bozen?
.
Ich bin sprachlos.

Mo., 16.03.2020 - 19:58 Permalink
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Peter Gasser Mo., 16.03.2020 - 20:28

dem Autor sei der zitierte Heidegger 2 mal zitiert:
„Wissenschaft ist die Theorie des Wirklichen“ (und hier der dritte Hinweis: schauen Sie nach Bergamo!)
und:
„Wer groß denkt, muss groß irren“.

Mo., 16.03.2020 - 20:28 Permalink
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christine kofler Mo., 16.03.2020 - 20:31

Ich frage mich, ob der Autor dies auch noch so sehen würde, wenn sein Vater oder seine Mutter auf der Intensivstation liegen und keine adäquate Behandlung bekommen würden, weil keine Beatmungsgeräte "frei" sind. Die Theorie ist halt doch was anderes als die Realität. Meiner Ansicht nach, macht es durchaus Sinn, die Spitze der Pandemie abzuschwächen, um so mehreren Patienten eine Behandlung zu ermöglichen - auch wenn sich die Kurve dann natürlich in die Breite zieht. Dafür ist die Beschneidung unserer Freiheits- und Persönlichkeitsrechte für einige Monate ein kleiner Preis. (Und das sage ich, obwohl mein schwerstkranker Vater seit einigen Tagen im KH liegt und ich ihn nicht besuchen darf). Was danach kommt, darüber lässt sich nur spekulieren. Und mit Verlaub: Boris Johnson ist ein elitärer Zyniker.

Mo., 16.03.2020 - 20:31 Permalink
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19 amet Mo., 16.03.2020 - 21:08

Antwort auf von christine kofler

Was wollen Sie. Ein unbekannter Student und Lehrer für Philosophie an einer Oberschule erklärt dem Rest der Welt wie falsch alles doch ist. Offensichtlich ein Pessimist der jeden Tag Essiggurken schluckt. Diesen Leute bräuchte man aber kein Podium geben. Es reicht wenn sie ihre Umgebung infizieren. Optimismus,Tatkraft und Einsatz ist gefordert,wie es unsere Wissenschaftler, Ärzte und Pfleger jeden Tag beweisen. Davon sind solche Trauerpflanzen meilenweit entfernt.

Mo., 16.03.2020 - 21:08 Permalink
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Alfred Tschage… Mo., 16.03.2020 - 20:40

Super Bericht, das sind die richtigen Gedanken. Den der Schaden Inder Wirtschaft wird ein vielfaches an Toten erzeugen als der Virus. Täglich sterben 24.000 Menschen an Hungertote 8,7 Mio pro Jahr, das wird jetzt nochmals steigen. Jedes Jahr sterben ca. 300.000-650.000 je nach stärke an Grippe. Es gebe noch viele Vergleiche wo aber noch nie eine solche Panikmache gestartet wurde. Danke für den Mut einen solchen Artikel zu schreiben.

Mo., 16.03.2020 - 20:40 Permalink
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Peter Gasser Mo., 16.03.2020 - 20:57

Antwort auf von Andreas gugger

Ja, weil Italien „Pech“ hatte in der Sache, weil die PRÄVENTION nicht schnell genug gestartet worden ist, weil Italien nur halb so viel Betten pro tausend Einwohner hat wie Deutschland... und weil der Normalzustand niemals auf einen „schwarzen Schwan“ vorberietet ist.
Lesen Sie Nassim Taleb.
Aber das wird man nachher bestens analysieren.

Mo., 16.03.2020 - 20:57 Permalink
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Andreas gugger Mo., 16.03.2020 - 21:14

Antwort auf von Peter Gasser

Jetzt ist es also Pech. Keine Schuldigen oder Verantwortliche. Und Deutschland hat mehr Betten und deswegen ist es kein Problem. Die hatten also nicht Pech. Wieso sehen sie die Traurigen Fakten nicht und wieso beschuldigen sie den Autor der im Grunde gewisse Muster und Verhaltensweisen in den Raum und zur Diskussion stellt? Wo sagt der Autor dass Johnson recht hat oder falsch liegt. So wie gewisse Entscheidungen bereits überholt sind so sind auch gewisse Erkenntnisse des AuTors bereits überholt. Das hat wohl einen zeitlichen grund. Sie sollten auch mal ein 2 nächte drüberschlafen. Sie schaffen das.

Mo., 16.03.2020 - 21:14 Permalink
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Peter Gasser Mo., 16.03.2020 - 21:19

Antwort auf von Andreas gugger

das „Pech“ Italiens:
1. als erstes in Europa schwer getroffen worden zu sein;
2. die oberitalienischen Städte sind TOP-Urlaubsziel für chinesische Touristen; Ende letzten Jahres gab es in China, auch in Hubei, Angebote für günstige Pauschalreisen nach Oberitalien: war eben der falsche Zeitpunkt, „Pech“ eben...

Mo., 16.03.2020 - 21:19 Permalink
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Taler Sara Mo., 16.03.2020 - 20:44

Nun ja, man sollte gerade in solchen Zeiten auf Experten im Gesundheitsbereich hören. Diesen Gastbeitrag sollte man löschen, auch Johnson hat laut SPON auf Expertenrat die Strategie Herdenimmunität verworfen. Was dabei rauskommt, kann man im Iran sehen. Sterberaten von sicher 10%. Auch bei Jüngeren.

Mo., 16.03.2020 - 20:44 Permalink
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Profil für Benutzer Ludwig Thoma
Ludwig Thoma Mo., 16.03.2020 - 20:59

Antwort auf von Peter Gasser

um 19:49. den von 19:41, in der Zwischenzeit haben Sie um 19:45 noch einen gepostet. Dann wieder um 19:52, 54, 58. Dann vermutlich die Bozner Nachrichten geschaut und dann gehts ab 20:28 im gleichen Rhytmus weiter. Sie sollten sich eine Pause gönnen.

Mo., 16.03.2020 - 20:59 Permalink
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Profil für Benutzer Klaus Griesser
Klaus Griesser Mo., 16.03.2020 - 21:03

Dieser Beitrag ist unterm Strich menschenverachtend, die Alten und Kränklichen opfernder Beitrag zum Wohle des neoliberalen Wirtschaftssystems; die Vorbereitungen sind schon lange dafür gelaufen durch Bettenabbau, Privatisierungen, Auslagerungen, Privatversicherungen, kurz: durch sogenannte Einsparungen statt Ausbau des Gesundheitswesens. Auf dieser Welle waven Trump, Johnson und Spahn nicht erst seit gestern. Dem Autor zum Ärger stemmt sich ein Conte (auch z.Z. unsere Landesregierung!) dagegen, OHNE Panik zu verbreiten wie er behauptet.

Mo., 16.03.2020 - 21:03 Permalink
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Profil für Benutzer Bernard Thomas
Bernard Thomas Mo., 16.03.2020 - 21:31

Finde den Artikel auch sehr gut.Europa hätte sich angesichts der Zustände und der Prognose der Virologen viel besser auf die Situation vorbereiten können.Lazarette und Personal....Für die Corona Patienten,sodass die anderen Fälle auch noch behandelt werden könnten.So dasd der Peak gehändelt werden kann.Und die Durchseuchung der restlichen weiter voranschreiten kann. In dem Fall hätte man nicht Staatsquarantäne verhängen müssen und so ein Land wie Italien,das stark vom Tourismus lebt nicht so lähmen.Wirtschsft sind wir alle,betrifft uns alle....Wir sind Wirtschaft.Der Artikel wertet Menschenleben nicht ab.Man versucht nur eine bessere Lösung für Alle aufzuzeigen.Der Staat kann uns nicht lange alle erhalten,dann geht er auch bankrott,ist er ja schon...und unser Gesundheits und Sozialsystem geht gleich mit unter(wenn dss alles länger dauett als erwartet)Wenn wir geheilt sind,dann sind die Staaten um uns hetum zu und Touristen kommen,bzw.können immer noch nicht kommen)Wenn wir ehrlich sind ist es eine Art natürliche Selektion,klingt hart.Aber unsere Gesellschaft ist halt überaltert.Alte Menschen haben viel mehr Angst vor Vereinsamung als von Corona. Auch in der Natur werden ältete und schwache zurückgelassen zugunsten der Jungen und Gesunden.Jeder weiss das und kanns nicht leugnen,nur hören wills keiner.Und wir sind bei Gott nicht besser als Tiere.Schaun wir uns nur um auf der Welt,was wir sonst noch so alles zulassen und verbrechen.Gute Nacht

Mo., 16.03.2020 - 21:31 Permalink
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Profil für Benutzer Gabriel Fidenti
Gabriel Fidenti Mo., 16.03.2020 - 22:02

Sehr geehrter Herr Professor,

Sie nehmen entweder den Tod von Millionen in Kauf oder unterschätzen die Tragweite dieser Pandemie. Ich rate Ihnen sich weiterhin mit Metaphysik zu beschäftigen. Zum Glück haben wir Fachärzte, die die Politik beraten und nicht Sie.

Mo., 16.03.2020 - 22:02 Permalink
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Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser Mo., 16.03.2020 - 22:06

Sie haben diesen Artikel heute bereits am frühen Morgen bei heise.de/telepolis eingestellt. Auch dort schrieb Ihnen sogleich ein Kommentator:
„ [zitat]
Vermutlich haben Berater von Johnson bereits abgesehen, dass die Corona-Welle gleich wenig abzuwenden ist, wie die zeitweilige Überlastung sanitärer Strukturen. Da helfen auch noch so strenge Maßnahme nicht viel. Die Mehrheit der Virologen weiß das natürlich auch.
[/zitat]
.
Und hier mein Vorschlag: Wie wäre es, wenn die Virologen nach Mailand an eine der Kliniken gehen und den Ärzten und dem Pflegepersonal diese Strategie in einer kleinen Powerpointpräsentation näher bringen? Ich wette, die kommen nicht bis zur letzten Folie, bevor die vom Hof gejagt werden. Auch wenn es aus der Sicht der Virologen sinnvoll erscheint!
Ich will nicht in der Haut dieser Ärzte stecken, die aktuell entscheiden müssen, wer eine lebensrettende medizinische Versorgung bekommt und wer vermutlich in den Tod geschickt wird. Und genau das ist halt die andere Seite!“

Mo., 16.03.2020 - 22:06 Permalink
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Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser Mo., 16.03.2020 - 22:11

Sie beschreiben sich am Ende des Artikels selbst:
„ Valentin Widmann hat Geschichte und Philosophie an der Universität Wien und Innsbruck studiert. Daneben studierte er an der Karl-Franzens-Universität in Graz "Political, Economic and Legal Philosophy". Seine Masterarbeit "Die Aktualität des aristotelischen Seelenbegriffes" für die moderne Körper-Geist-Debatte verfasste er im Bereich der analytischen Philosophie des Geistes. Er war drei Jahre lang Professor für Geschichte und Philosophie am Humanistischen Gymnasium "Walther von der Vogelweide" in Bozen und arbeitet nun an Forschungsprojekten zur Humanismus-Transhumanismus-Debatte und zur Thematik "KI und Ethik".
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Vergessen haben Sie mitzuteilen, dass Sie zwischendurch in den elterlichen Gastronomiebetrieben arbeiten, die jetzt geschlossen sind - ob dies Ihre „Meinung“, wie Sie es selbst nennen - begründet und beeinflusst, daran muss ich nun - nach epikureischer Logik - denken...

Mo., 16.03.2020 - 22:11 Permalink
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Profil für Benutzer ceteris paribus
ceteris paribus Mo., 16.03.2020 - 22:14

Bei allem Respekt vor dem Autor: die schön geschmückte Darstellung des Bildungsverlaufes (btw: belassen wir's doch beim "Lehrer", wir alle wissen, dass ein "Professor" ganz was anderes ist) - also der Bildungsverlauf lässt nicht vermuten, dass er in Sachen Virologie eine besondere Koryphäe sei. Trotzdem gibt's diesbzgl. Ratschläge en masse.

Ich wage zu behaupten, wer den Antisemiten Heidegger zitiert, hat sein Studium etwas zu früh beendet - oder zu oberflächlich - wie dieser Artikel.

Mo., 16.03.2020 - 22:14 Permalink
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Profil für Benutzer Greta Karlegger
Greta Karlegger Mo., 16.03.2020 - 22:15

S. g. VW, ich lese, dass Sie zum Transhumanismus forschen. In welcher Beziehung stehen Transhumanismus und Covid Krise Ihrer Ansicht nach, naiv gefragt?

Mo., 16.03.2020 - 22:15 Permalink
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Profil für Benutzer Meister Haus
Meister Haus Mo., 16.03.2020 - 23:23

Das Virus war schneller als die Klimakrise oder der Kollaps der Finanzindustrie und vor allem unerwartet. Im Grunde haben wir es nie wirklich für möglich gehalten, dass unser persönliches und gesellschaftliches Leben so radikal bedroht und so tiefgreifenden und traumatischen Veränderungen unterworfen sein könnte. Jetzt haben sie tatsächlich begonnen.
In bestimmten Momenten hab ich kurz das Gefühl, in einem schlechten Film zu sein. Mein Lernvermögen kommt mit dem Tempo der Veränderungen kaum nach. In bestimmten Momenten hab ich auch Angst. Aber ich hab auch anderes, z.B. ein irrationales Vertrauen in die menschlichen Fähigkeiten sich neu zu erfinden. Aber manchmal denk ich auch, dass es tatsächlich möglich sein könnte, dass wir als Menschheit definitiv scheitern. Und ich hab auch Hoffnung, weil wir möglicherweise ungeahnte Potentiale in uns haben, die wir finden können ….
Vielleicht müssen wir nach dem Abklingen der Pandemie noch viel Unerhörteres erfahren, denken und versuchen, als der Autor des Gastbeitrages andeutet. Oder wollen wir möglichst schnell zurück zum business as usual? Dann hätte das ganze Drama, in dem wir stecken, keinen Sinn gehabt. Wir hätten nichts gelernt. Welche neuen, kleineren und nicht mehr vorwiegend auf globalisierten Wirtschaftskreisläufen basierten, auf anderen Werten aufbauende wirtschaftliche und soziale Strukturen werden wir imstande sein zu denken und zu schaffen? Das ist vielleicht die Frage, die im Trümmerfeld am Ende des Tunnels auf uns wartet.
Jetzt müssen wir wohl einfach einmal durch und die neuen Regeln praktizieren. Es gibt jetzt kein Zurück mehr zu anderen Regeln. Lassen wir gleichzeitig schon zu, verändert zu werden, auch wenn es uns Angst macht. „Und womöglich gehen wir bewusster und gestärkt aus dieser Krise hervor.“ Ein guter Abschlusssatz im Gastbeitrag.
Eins noch: wer jetzt in keinem Moment Angst spürt, der ist bereits tot und unbrauchbar für die viele Arbeit, die auf uns wartet.

Mo., 16.03.2020 - 23:23 Permalink