Politik | Europa 2019

Grünes Duo und ein “Teufelspakt”

Die Grünen schicken die Jugendarbeiterin Judith Kienzl bei den EU-Wahlen ins Rennen. Und die Kritik am Bündnis SVP-Forza Italia bzw. Alessandra Mussolini reißt nicht ab.
Norbert Lantschner & Judith Kienzl
Foto: Salto.bz

Überraschung war es keine mehr. Seit drei Tagen steht der Name von Judith Kienzl auf der Website der italienischen Grünen. Dennoch wollen sie die Südtiroler Grünen am Donnerstag offiziell als EU-Kandidatin präsentieren. Als “weibliche Verstärkung”, als die sich die 35-jährige Meranerin selbst bezeichnet, wird sie mit Norbert Lantschner am 26. Mai antreten.

Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, mehr Demokratie und Solidarität – das sind die Themen der Grünen in Europa. “Die Grünen stehen für die Veränderung, die mir am Herzen liegt”, sagt Judith Kienzl. Nach langjähriger Erfahrung in der Jugendarbeit und im Ehrenamt ist sie seit 2018 als Hausmeisterin am Ritten tätig. Als Mutter eines 5-jährigen Buben und zum zweiten Mal schwanger, habe sie zunächst gezögert, als sie gefragt worden sei, ob sie antreten wolle. Nun kandidiere sie “mit voller Überzeugung auf dieser Liste – ich möchte meinen Teil zu einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Gestaltung von Gesellschaft und Umwelt beitragen”.

 

Generationenfrage

 

2018 kandidierte Kienzl, die bei den Young Greens aktiv ist, bereits für die Grünen bei den Landtagswahlen, zuvor war sie bei den Bozner Gemeinderatswahlen angetreten.

Mit Norbert Lantschner tritt sie am 26. Mai nun im Wahlkreis Nord-Ost an – man sieht sich auch als Gegengewicht zu den “Rechtskräften und nationalistischen Kräften, die das Friedensprojekt Europa bedrohen”, betont Lantschner. Seine Botschaft am Donnerstag: “Ich hoffe, dass die Menschen in diesem historisch entscheidenden Moment wählen gehen. Denn wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun. Sondern auch für das, was wir nicht tun.” Das gelte auch für den Klimaschutz, der für Lantschner ein “ganz persönliches Anliegen” ist: “Die Antworten, die wir heute geben – müssen –, sind entscheidend für unsere und die nächste Generation.”

 

Auf die jungen Menschen hoffen die Grünen in ganz Europa. In vielen Ländern, etwa in Deutschland, sind sie im Aufwind. Bestätigt sehen sie sich auch durch die Schülerstreiks für das Klima. “Deshalb sind wir stolz darauf, dass wir als Grüne antreten, die weniger für eine Partei denn für einen Lebensstil stehen”, meint Brigitte Foppa. Als scheidende Co-Vorsitzende der Südtiroler Grünen ist auch sie bei der Kandidaten-Präsentation am Donnerstag dabei. Die Europawahlen begleitet Foppa aber nur im Hintergrund, sie will sich als Fraktionsvorsitzende voll auf die Landtagsarbeit konzentrieren. Ob die Grünen in Italien die 4-Prozent-Hürde schaffen werden? Zuletzt lagen sie laut Umfragen bei nicht mehr als 1 Prozent. “Die Prognosen zeigen in eine gute Richtung”, gibt sich Foppa optimistisch. “Und wir hoffen auf die jungen Wählerinnen und Wähler.”

 

Schamlose SVP?

 

Einen Seitenhieb auf den stärksten Gegner in Südtirol, die SVP und Herbert Dorfmann, kann sich Foppa nicht verkneifen. “Die SVP hat die Schamgrenze lange schon überschritten, zuerst mit der Lega und jetzt mit Forza Italia. Dass es ihnen nicht zu blöd ist…”, kommentiert die Grüne die Tatsache, dass die SVP mit der Duce-Enkelin Alessandra Mussolini bei den Europawahlen antritt. Schon aus dem Team Köllensperger hat es deshalb eine harsche Attacke in Richtung SVP gegeben.

Kein Blatt vor den Mund nimmt sich auch Sven Knoll. Der Landtagsabgeordnete der Südtiroler Freiheit nennt das EU-Wahlbündnis SVP-Forza Italia einen “Teufelspakt” und als “Aufgabe sämtlicher autonomiepolitischer Werte”: “Wer bei den EU-Wahlen ein Bündnis mit Forza Italia eingeht, unterstützt damit nicht nur Silvio Berluconi ― was bereits problematisch genug ist ― sondern auch Michaela Biancofiore und Alessandra Mussolini. Das Bündnis ist nicht nur demokratiepolitisch bedenklich sondern auch eine Gefahr für die Autonomie, weil damit jene politischen Kreise unterstützt werden, die stets gegen Südtirol gearbeitet haben und die Autonomie lieber heute als morgen abschaffen möchten.” Entsprechend kommt Knoll zum Schluss: “Wer mit Berlusconi ins Bett steigt, wacht mit Mussolini auf.”