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“Wir sind empört und verbittert”

Wegen drohender Kürzungen vonseiten der öffentlichen Hand steigt die Südtiroler Parkinsonvereinigung auf die Barrikaden: “Das ist Schikane.”
Pflege
Foto: Pixabay

Es ist ein eindringlicher Appell, den die Südtiroler Gesellschaft für Parkinson und verwandte Erkrankungen an die Landesregierung, die politischen Parteien und Gewerkschaften richten. Vorige Woche hat man die Mitteilung erhalten, dass die Finanzierung der Parkinsonvereinigung teilweise ausgesetzt wird – wegen der anhaltenden Corona-Pandemie. “Damit sind wir nicht einverstanden”, heißt es von den Betroffenen. Die drohenden Beitragskürzungen seien “eine Tatsache, die Patienten, Familien und Ehrenamtliche, die seit Jahren dafür arbeiten, die schwerwiegenden Mängel des öffentlichen Gesundheitsdienstes bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit zu beheben, zutiefst verletzt”, heißt es in einem Schreiben.

Konkret geht es um die Finanzierung der Zeitschrift “Parkinson Aktuell”, die die Parkinsonvereinigung vier Mal jährlich herausgibt. Das Amt für Gesundheitswesen des Landes habe vorige Woche mitgeteilt, dass die Ausgaben für die Zeitschrift “nicht detailliert beschrieben” seien. Für die Parkinsonvereinigung, die von einem siebenköpfigen Vorstand und Alessandra Zendron als Präsidentin geführt wird, nicht nachvollziehbar: “Erst sagt man also, dass die Kürzungen pandemiebedingt sind und dann wird unterstellt, dass es keine Transparenz bei der Beschreibung der Ausgaben gibt?”

Dass nun das Risiko besteht, die Zeitschrift entweder aus eigener Tasche bezahlen oder einstellen zu müssen, beunruhigt den Verein: “‘Parkinson Aktuell’ ist das unverzichtbare Kommunikationsmittel zwischen dem Verein und seinen Mitgliedern, den an Parkinson erkrankten Menschen und ihren pflegenden Angehörigen. Durch die Zeitschrift informieren wir die Mitglieder über alle Aspekte der Krankheit, sowie über Orte und Termine, an denen unsere komplementären Therapien durchgeführt werden, und wo und wann sich die Selbsthilfegruppen an sieben verschiedenen Orten in der Provinz treffen. Darüber hinaus enthält das Magazin auch Informationen für Allgemeinmediziner und alle Interessierten.”

In den letzten 25 Jahren sei die Zeitschrift “auf der Grundlage einer genauen Ausgabenbeschreibung” finanziert worden, “die sich von der im letzten Budget nicht unterscheidet”, betont die Parkinsongvereinigung – deshalb störe man sich an der Formulierung “die Ausgaben sind nicht detailliert beschrieben”. Wie sehr man sich stört, wird aus den Zeilen klar, die der Verein niedergeschrieben hat:

“Während der Pandemie und des Lockdowns litten Kranke und ihre Familien sehr unter der aufgezwungenen Bewegungsunfreiheit und Einsamkeit. Wie so viele andere Organisationen im Gesundheits- und Sozialwesen haben wir in dieser Zeit hart gearbeitet, um die Menschen auf jede erdenkliche Weise zu unterstützen, und unsere Pläne für die Zukunft sind darauf ausgerichtet, weiterzumachen und uns zu verbessern. Macht es noch Sinn, dies zu tun, wenn wir die Leute nicht informieren können?
Wir können die politische Entscheidung, die chronisch Kranken für die Kosten der Pandemie aufkommen zu lassen, nicht anfechten, auch wenn wir nicht verhehlen, dass wir darüber empört sind, dass Menschen und Kategorien von Menschen, die seit vielen Jahren auf Antworten der lokalen Gesundheitspolitik warten, schikaniert werden. Und wir sind verbittert, dass Unterstellungen gegen einen Verein wie den unseren gemacht werden, der für seine Seriosität, für die Großzügigkeit seiner Freiwilligen und für die Transparenz seiner Budgets anerkannt ist.
Wir bitten die Landesregierung eindringlich, die Richtung zu ändern, und die Gewerkschaften, Parteien und alle Menschen, die ein Mindestmaß an Gerechtigkeit und Menschlichkeit haben, uns im Protest gegen diese unzivilisierte Entscheidung zu unterstützen, von der wir befürchten, dass sie auch andere Verbände die weniger vertreten sind, treffen wird.”

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Karl Trojer Fr., 28.05.2021 - 10:50

Organisationen, die hilfsbedürftige Menschen unterstützen, bedürfen der Hilfe öffentlicher Beiträge. Diese zu kürzen, kommt einem Entzug von Hilfe für Bedürftige gleich; das darf unsere wohlhabende Gesellschaft nicht zulassen !

Fr., 28.05.2021 - 10:50 Permalink