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Besser blockfrei

Die Freiheitlichen kritisieren, dass viele Südtiroler durch das “Geoblocking” benachteiligt würden. LH Kompatscher stellt einiges klar und kündigt Besserung an.
Geoblocking
Foto: Screenshot/Youtube

Wem ist das nicht schon einmal passiert? Da will man sich online zum Beispiel ein Video anschauen, und dann erscheinen diese Worte: “Dieser Inhalt ist in deinem Land nicht verfügbar.” Wenn diese Meldung am Computer, Tablet oder Smartphone erscheint, ist man auf einen so genannten “Geoblocker” gestoßen. Damit ist die Sperrung gewisser Internetinhalte – Video oder Audio – gemeint, die allerdings nur auf eine bestimmte geografische Region, zum Beispiel ein bestimmtes Land, beschränkt ist. Was viele Internetnutzer einfach nur nervt, finden die Freiheitlichen mehr als bedenklich. “Mit der derzeitigen Situation werden Sprachminderheiten in Europa diskriminiert”, schreibt Parteiobmann Walter Blaas in einer Aussendung am Montag.

“Südtirol erlebt durch das Geoblocking einen Nachteil, da die deutsche Bevölkerung auf die Angebote in der eigenen Muttersprache nicht zurückgreifen kann.”
(Walter Blaas)

Er hat bei Landeshauptmann Arno Kompatscher nachgefragt, ob das Geoblocking nicht autonomiefeindlich sei. Zumal der Zugriff auf deutschsprachige Versionen von kostpflichtigen Streaming-Abos in Italien auf legalem Weg nicht möglich sei und die deutschsprachigen Südtiroler daher “in ihrem völkerrechtlich verbrieften Muttersprachenrecht eingeschränkt” würden, so Blaas. In seiner schriftlichen Antwort klärt der Landeshauptmann darüber auf, dass ausschließlich private Anbieter auf Geoblocking zurückgreifen. Weil es sich dabei eben um Private, und damit weder um öffentliche Verwaltungen noch um Konzessionäre öffentlicher Dienstleistungen handle, “ist eine Bindungswirkung der autonomierechtlichen Normen zum Gebrauch der deutschen Sprache nicht anwendbar”, so Kompatscher. Kurzum, die autonomen Bestimmungen greifen im Fall von Geoblocking nicht.

“Ob Dienste im Ausland gesperrt werden, hängt im Wesentlichen davon ab, ob der Anbieter von Streaming-Diensten die Nutzungsrechte auch für das Ausland besitzt.”
(Landeshauptmann Kompatscher)

Öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten verwendeten prinzipiell kein Geoblocking, informiert der Landeshauptmann weiter. Allerdings nur, falls sie über die vollen Rechte verfügen, wie etwa bei Eigenproduktionen oder Nachrichtensendungen. “Internationale Filme und Sportsendungen werden grundsätzlich mit Geoblocking versehen, da ein Ankauf der Sendrechte für das Ausland zu teuer wäre”, erklärt Kompatscher. Doch das Sperren gewisser Internetinhalte in bestimmten Regionen wird nicht nur in Südtirol als Problem wahrgenommen. Auf europäischer Ebene gibt es seit Längerem eine Diskussion darüber, Geoblocking durch die Europäische Union zu verbieten. Ein erster Schritt in diese Richtung wird im kommenden Jahr getan werden: “Für einige Streaming-Dienste soll das Geoblocking 2018 fallen”, teilt der Landeshauptmann dem Freiheitlichen Parteiobmann mit. So sollen Abo-Bezahldienste wie Netflix und Spotify ab 2018 auch im Ausland genutzt werden können. Darauf haben sich die EU-Gremien Anfang Februar dieses Jahres verständigt.

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gorgias Mo., 27.03.2017 - 17:40

Man muss auch sagen, uns geht es in Südtirol teilweise besser als in Deutschland. Dort werden viel mehr youtube-videos geblockt als in Italien, weil die Verwertungsgesellschaft GEMA stärker ihre Pfründe verteidigt als die italienische SIAE.

Mo., 27.03.2017 - 17:40 Permalink
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Markus Weger Mo., 27.03.2017 - 18:31

Für Südtirol wird die geplante Verordnung aber kaum Abhilfe schaffen. Im verlinkten Artikel heißt es, dass Online-Inhalte zeitweilig für Urlaub und andere Auslandsaufenthalte "mitgenommen" werden dürfen. Ein Südtiroler kann dann italienische Inhalte während seines Spaniensurlaubs sehen. Die Verordnung würde es wohl auch ermöglichen ein Netflixabonnement in Deutschland oder Österreich abzuschließen um die Inhalte in Südtirol anzusehen. Das soll aber nur zeitlich begrenzt möglich sein.

Mo., 27.03.2017 - 18:31 Permalink
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Daniele Menestrina Mo., 27.03.2017 - 21:21

Was der LH da sagt (zumindest was im Artikel so geschrieben steht) stimmt nicht ganz. Ureigene ORF-Produktionen wie z.B. Universum oder Erlesen sind geogeblockt. In der Vergangenheit konnte man Erlesen z.B. im Nachhinein abrufen und schauen, nun nicht mehr sprich 2017. Also ein Schritt zurück. Vielleicht nimmt sich einer der hohen Herrn die Zeit in Wien nachzufragen warum ... auch wenn es sich nur um eine Kultursendung handelt. ;-)

Mo., 27.03.2017 - 21:21 Permalink
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gorgias Mo., 27.03.2017 - 23:01

Selbst wenn Kompatscher eine Sonderregelung mit dem ORF verhandeln würde Südtirol von Geoblocking aufzunehmen lässt sich das im Moment nicht technisch umsetzen, da diese auf IP Nummern aufgebaut sind und diese von ISP selten fix vergeben werden. Da viele Betreiber italienweit operieren würde sich anhand der IP Nummer nicht auf einem Südtiroler Standort schließen lassen. Dies wird ließ sich mit IPV6 ändern, doch die Umstellung kann sich noch länger hinauszögern.

Mo., 27.03.2017 - 23:01 Permalink