Gesellschaft | Judenverfolgung

„Ich bitte um Vergebung“

Der Meraner Bürgermeister Paul Rösch hat sich bei der jüdischen Kultusgemeinde für die Verbrechen des Holocaust entschuldigt. Eine couragierte und bewegende Rede.
Stolpersteine in Meran
Foto: Sonja Steger
Sehr geehrte Damen und Herren,
geschätzte Gäste am heutigen Abend,
liebe Interessierte,
 
zunächst möchte ich mich bei allen Beteiligten für diesen überaus informativen und lehrreichen Abend bedanken. Einiges habe ich schon gewusst, anders war mir neu – aber in jedem Fall war es ein sehr guter Über- und Einblick in die große Rolle, die die Meraner Juden für die Entwicklung der Stadt gespielt haben, und was sie in den dunklen Jahren Mitte des 20. Jahrhunderts erdulden mussten.
 
In den letzten Jahren hat eine ernsthafte und historisch angemessene Aufarbeitung (Stolpersteine, Synagoge...) begonnen, die ich für elementar halte – gerade in einer Zeit, in der das liberale, aufgeklärte Denken sich wieder gegen autoritäre und hetzerische Politik verteidigen muss, die Menschen aufgrund ihrer Religion oder Herkunft zu Feinden erklären will.
„…..gerade in einer Zeit, in der das liberale, aufgeklärte Denken sich wieder gegen autoritäre und hetzerische Politik verteidigen muss, die Menschen aufgrund ihrer Religion oder Herkunft zu Feinden erklären will.“
Die kritische Aufarbeitung der eigenen Geschichte ist unbedingt notwendig. Wir Südtiroler haben uns allzu lange nur als Opfer gesehen – und wir waren ja auch richtig lange Opfer des Faschismus – und es uns in dieser Rolle ein bisschen bequem gemacht.
Das betrifft auch andere Fragen (Bsp. Option). Aber die direkte oder indirekte Beteiligung am Holocaust, dem größten und unbegreiflichsten Verbrechen des 20. Jahrhunderts, ist eine andere Dimension, die uns mit ganzer Wucht trifft – selbst diejenigen, die wie ich erst nach dem 2. Weltkrieg geboren wurden.
„Und es gab genügend, die einfach weggeschaut haben, während ihren Nachbarn alles genommen wurde, was sie hatten.“
Natürlich waren nicht alle Meranerinnen und Meraner Nazis oder Kollaborateure, die von der Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten profitiert haben – aber es waren genügend von ihnen dabei, um das perfide System am Laufen zu halten. Und es gab genügend, die einfach weggeschaut haben, während ihren Nachbarn alles genommen wurde, was sie hatten.
Das ist eine gesamtgesellschaftliche Schuld und Verantwortung, die wir auch in Südtirol und gerade als Meraner, die wir dem jüdischen Leben und Wirken in dieser Stadt so viel zu verdanken haben, nicht verleugnen können.
 
„Als Bürgermeister von Meran möchte ich daher in Vertretung aller Meraner Bürgerinnen und Bürger öffentlich bei all diejenigen um Vergebung bitten, die von ihrer Stadt und ihrer Gemeinschaft in jener Stunde der Not, in der sie auf unsere Hilfe angewiesen waren, im Stich gelassen wurden.“
Als Bürgermeister von Meran möchte ich daher in Vertretung aller Meraner Bürgerinnen und Bürger öffentlich bei all diejenigen um Vergebung bitten, die von ihrer Stadt und ihrer Gemeinschaft in jener Stunde der Not, in der sie auf unsere Hilfe angewiesen waren, im Stich gelassen wurden. Es tut mir aufrichtig leid – und ich kann nur hoffen und mich weiterhin dafür einsetzen, dass so etwas sich nie mehr wiederholt.
 
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gorgias Mi., 28.12.2016 - 06:52

Wurde dieser Text von Bürgermeister Paul Rösch auf Salto gestellt oder hat hier die salto Redaktion einen Fakeacount erstellt?
Weiss salto immer noch nicht wie man Sowas korrekt bewerkstelligt?
Und weil ihr 2.0 Pappnasen anscheinend nicht fähig seid diese CMS Umgebung so zu konfigurieren, dass man einen Text mit einfachen Zeilenumbrüchen strukturieren kann, hier noch einen Online Kurs in HTML: https://wiki.selfhtml.org/wiki/HTML#Elemente

Mi., 28.12.2016 - 06:52 Permalink