Chronik | Autounfall in Uttenheim

René Eppacher, Hans Kammerlander - ein folgenschweres Zusammentreffen

Während Hans Kammerlander seit drei Tagen im Visier der Medien steht, hat eine Familie ihren Sohn verloren. René Eppacher ist am Dienstag abend bei einem tragischen Verkehrsunfall verstorben. Die Frage taucht auf: Zählt das Knie eines Prominenten mehr als ein Menschenleben? Und wohin gleitet die Berichterstattung?

Ein Leben ist nicht mehr. Es ist das von René Eppacher. Es ist das eines jungen, beliebten Menschen, der aktiver Feuerwehrmann, begeisterter Sportler und  für kurze Zeit Lehrer an der Landwirtschaftsschule von Dietenheim war. Zuletzt hatte Eppacher bei einem Unternehmen gearbeitet, das Biogasanlagen baut. Das und noch viel mehr war René Eppacher. Sohn, Bruder, Enkel- und Patenkind, Freund und Kollege. Teil einer Gemeinschaft.

Ein Bild - ein falsches
Innerhalb von vier Tagen sind in Südtirol zwei junge Menschen auf tragische Art und Weise ums Leben gekommen. Gabriel Totmoser kam mit einem Traktor ins Schleudern, Eppacher prallte mit seinem Kleinwagen frontal gegen einen Kleinbus. Kein Platz mehr für Trauer in der Öffentlichkeit? Denn sofort beginnt die Suche nach der Schuld. Zählen bestimmte Unfälle mehr als andere?
„Bei uns im Ahrntal wird schon der Kopf geschüttelt. Am Anfang haben ja alle gedacht, wieder einmal ein alkoholisierter Jugendlicher, der zu schnell unterwegs war. Doch so wie es jetzt ausschaut, könnte alles ganz anders gewesen sein“, sagt eine Bewohnerin aus Sand in Taufers. Denn seit Donnerstag, 28. November, ermittelt die stellvertretende Staatsanwältin am Landesgericht in Bozen, Daniela Pol, gegen Hans Kammerlander, der in den tragischen Verkehrsunfall mit René Eppacher verwickelt war. Wie genau, wird derzeit rekonsturiert. Am Mittwoch, 27. November, wurde noch davon ausgegangen, dass der junge Lenker talauswärts unterwegs gewesen war. Wie sich nun herausstellt, könnte es Hans Kammerlander gewesen sein, der mit seinem Merceds Kleinbus auf der Uttenheimer Länge Richtung Bruneck fuhr und auf die Gegenfahrbahn geriet. Eppacher hingegen soll sich taleinwärts bewegt haben. Wer hat also wen gerammt? War Unachtsamkeit im Spiel? Gar Alkohol am Steuer?

Gedanken an René
„In diesen für mich unfassbaren und schlimmen Stunden gelten die allermeisten meiner Gedanken der Familie von René", schreibt Hans Kammerlander auf seinem Facebook-Profil. Der Medienrummel dieser Tage um seine Person ist ihm unangenehm. Denn es geht um das Leben eines jungen Menschen. Landauf, landab wird getrauert mit der Familie aus Rein in Taufers. Und es wird bemängelt, dass die Berichterstattung zu einseitig ausfalle. Dass in den Unfall der berühmte Bergsteiger Hans Kammerlander verwickelt war, habe Kommentaren von Ärzten und Glückwünschen von Bergsteigerkollegen zu viel Raum geboten. Auf stol.it postet ein User: "Es ist aber leider schon so, dass das Knie einer prominenten Person mehr Aufsehen erregt als der Tod eines jungen Menschen, der in der Blüte seines Lebens stand. Ich finde das geschmacklos!“ Und auch die BürgerInnen, die auf Tageszeitung online, ihre Gedanken niederschreiben, wünschen sich, dass nicht nur ein berühmter Bergsteiger im Rampenlicht steht. „Ich respektiere Hans Kammerlander als Mensch und für seine Leistungen, aber hier ist ein junger Mensch gestorben, da ist die Verletzung von Hans Kammerlander zweitrangig“, schreibt ein User. Der Pustertaler Alpinist erholt sich derzeit von seinem Schock und seinen Verletzungen, wie Sigi Pircher, Kammerlanders Manager berichtet. Abgeschottet von der Öffentlichkeit, die nach und nach zu ihm durchsickert. "Wir hoffen, dass sich die Puzzlestücke langsam zusammenfinden", sagte Sigi Pircher gegenüber salto.bz. "Noch ist Hans sehr müde, schläft immer wieder weg und kann sich an nichts erinnern. Nur dass er plötzlich zwei Scheinwerfer vor sich gesehen hat."

Vermutungen und Warten
Noch bestimmen Vermutungen die Berichterstattung. Die Alkohlproben befinden sich im Labor, Ergebnisse sind erst in etwa zehn Tagen zu erwarten. Zu vernehmen ist eine zurückhaltende und tief betroffene Aussage von Seiten der Feuerwehr Uttenheim, die an der Unfallstelle die Erstversorgung leistete: „Wir sind zur Unfallstelle gekommen und haben die fünf Fahrzeuge teilweise vollkommen zerstört vorgefunden. Wer woher gekommen ist, wissen wir nicht. Wir müssen uns jetzt mal alle sammeln, die Männer sind komplett am Ende. Nach dieser Tragödie müssen wir wieder zu einer Normalität zurückfinden. René war selbst Feuerwehrmann - es ist nicht einfach.“
Wenn Unfälle Opfer fordern, verändert sich das Leben schlagartig. Nichts ist mehr, wie es vorher war. Prominenz hilft wenig, wenn das Schicksal zuschlägt. Menschenleben sind involviert, Menschen die sterben, Menschen, die zurück bleiben. Am morgigen Samstag, 30. November, wird der junge Mann aus Rein in Taufers beerdigt.

Auf dem Facebook-Profil von Hans Kammerlander schreibt einer seiner Freunde: "In der Natur und besonders am Berg lernt man, dass einem Gevatter Tod immer über die Schulter schaut! Im Alltag hat man das leider völlig verdrängt. Um so schlimmer empfindet man ihn dann, wenn er unerwartet vor einem steht. Ich kann Deine Trauer verstehen. Mein Mitgefühl gilt der Familie des Verunglückten und Dir!"