Gesellschaft | Sozialberufe

"Die Zeichen stehen gut"

Der Landesverband der Sozialberufe übergab am Donnerstag die Unterschriften seiner Online-Petition an die Vertreter der Landesregierung und die Verhandlungspartner.
Übergabe der Unterschriftensammlung
Foto: Facebook / Maria Elisabeth Rieder

5.237 Unterschriften im Internet und 294 auf Papier – das ist die Bilanz der im Mai gestarteten Online-Petition des Landesverbandes der Sozialberufe. „Die Zeichen stehen gut“, sagt die Geschäftsführerin Marta von Wohlgemuth. Denn sei nicht nur das Ziel von 5.000 gesammelten Unterschriften übertroffen worden, es habe auch im Rahmen der drei Monate laufenden Petition einen „sehr gewinnbringenden Dialog“ mit der Landesregierung, den Gewerkschaften und SozialarbeiterInnen und anderen Betroffenen gegeben.

Vom 25. Mai bis 24. August dieses Jahres ist die Petition mit Forderungen nach Lohnerhöhungen und einem anderen Stellwert der Sozialberufe unter anderem von MitarbeiterInnen aus der Branche, Lehrpersonal, PolitikerInnen, GewerkschaftsvertreterInnen, Angehörigen von betreuungsbedürftigen Menschen unterschrieben worden.

Es muss zum Standard werden, dass nicht über, sondern mit den Sozialberufen geredet wird

Nun sind die Unterschriften an den Landesrat für Bildung Philipp Achammer, die Landesrätin für Soziales, Familie und Senioren Waltraud Deeg und Maria Elisabeth Rieder vom Team Köllensperger, sowie Gewerkschaften übergeben worden. Die Petition war ins Leben gerufen worden, um die Situation gerade für Arbeitnehmer in Pflegeberufen zu verbessern, um Pflege und Betreuung in Südtirol zu „sichern und nachhaltig zu gewährleisten“.

Hintergrund ist die laut Landesverband „undifferenzierte“ Wahrnehmung der Sozialberufe in Politik und Gesellschaft. Die Branche würde zur Anwerbung neuer PflegerInnen romantisiert und vereinfacht, dafür allerdings nicht angemessen vergütet. Auch das Landesgesetz zur Neuordnung der Sozialdienste in der Provinz Bozen und der Landessozialplan stelle kaum Verbindungen zu den konkreten Berufen her. Nun werden mit der Unterschriftensammlung klarere Forderungen gestellt und Stimmen von Betroffenen laut. „Es muss zum Standard werden, dass nicht über, sondern mit den Sozialberufen geredet wird“, meint Marta von Wohlgemuth.

Ich habe es nicht mehr geschafft

Um die Attraktivität des Berufsfeldes zu erhöhen, fordert der Landesverband der Sozialberufe eine Lohnerhöhung um 10%. Bei allem Idealismus, Kontaktfreudigkeit und einer „sozialen Ader“, die gerne mit der Pflege assoziiert werden: „Es sind schwierige Berufe, die den Betreuern viel abverlangen und deshalb wäre eine gerechte wirtschaftliche und soziale Absicherung das Wenigste, was man ihnen bieten müsste.“, schreibt ein User im Portal der Online-Petition. Um das Berufsbild maßgeblich zu verändern, werden Forderung nach einer fundierten Fachausbildung, klaren Bildungsverläufen und Aufstiegsmöglichkeiten gestellt.

 

Auch müsse durch verbesserte Rahmenbedingungen gewährleistet werden, dass ältere MitarbeiterInnen ihre Tätigkeit möglichst lange ausüben können. „Familien werden immer kleiner, Angehörige immer weniger“, betont die Vorsitzende des Landesverbandes Katrin Huebser, PflegerInnen erfüllten demnach eine gesellschaftliche Funktion und hätten ein Recht auf altersgerechtes Arbeiten. Angesichts der demographischen Entwicklung brauche es in Zukunft viel mehr SozialarbeiterInnen mit einer Fachausbildung, um der wachsenden Zahl betreuenden Menschen gerecht zu werden. Dafür müsse ein Landessozialplan her, der Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel trifft.

Ebenfalls wird gefordert, ein Landesgesetz zu verabschieden, die den Kodex für die Sozialberufe mit Fachausbildung zu einem verbindlichen Regelwerk macht. Der Landesverband hob die Verschiedenheit der einzelnen Berufsbilder hervor, die aber alle unter einem gemeinsamen Regelwerk vereint und geschützt werden sollten. „In Südtirol wird so viel geschützt, Äpfel werden geschützt. In dem Maße müssen auch Sozialberufe geschützt werden“, sagt die Geschäftsführerin des Landesverbandes.

Wie wichtig Veränderungen in den Sozialberufen seien, zeigten auch Kommentare im Portal der Petition von Leuten, die im Pflegebereich tätig gewesen waren: „Ich habe es nicht mehr geschafft“, sei mehr als einmal die Resonanz gewesen. 

Der Landesverband teilte mit, er sei der Zusammenarbeit mit Land und Gewerkschaften gegenüber positiv gestimmt und arbeite weiter daran, Reformen zu erwirken und die Sozialberufe mehr in das politische und gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken.