Politik | Schulen

Der Appell der Gewerkschaften

Das Arbeitspensum für das oft wenig beachtete Schulpersonal ist zu hoch: Brigitte Hofer von der Fachgewerkschaft erklärt die Situation und fordert einen Stellenausbau.
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Foto: Trung Pham Quoc / Unsplash
Die Gewerkschaftsorganisationen Agb-Cgil, Asgb, Gs, Sgb-Cisl, Uil-Fpl warnen in einer Aussendung eindringlich vor dem Zusammenbruch des Schulsystems. Das akute Problem liege weder bei den Schüler*innen noch bei den Lehrkräften, sondern bei den überbordenden Aufgaben des Schulpersonals, welches für die Organisation der Abläufe und für die Reinigung der Schulgebäude zuständig ist.
„Das System ‚Schule‘ bricht zusammen und die Verantwortungsträger*innen im Land schauen zu“, schreiben die Gewerkschaftsorganisationen. „Die Situation ist schwierig. In über 30 Schulen Südtirols fehlen Schulsekretär*innen“, erklärt Brigitte Hofer von der Fachgewerkschaft Asgb-Schule. Letzte Woche hat das Land deshalb 59 Voll- und Teilzeitstellen an deutschsprachigen Schulen, 26 Stellen an italienischsprachigen und zwei an ladinischsprachigen ausgeschrieben.
 
 
„Wir hoffen, dass sich genügend Personen bewerben.“ Außerdem müsste darüber hinaus das Personal aufgestockt und die Kompetenzen der Schule müssten anders organisiert werden. „Viele Angestellte beschweren sich bei uns, haben Burnout, erkranken, kündigen und wechseln Arbeit“, sagt Hofer.
Jahrelange Bemühungen und konstruktive Anregungen der Vertreter*innen der Schulsekretär*innen (Arbeitsdokumente und detaillierte technische Forderungskataloge) seien nicht ernst genommen worden. Geschlossen vorgetragene Beschlussanträge der Opposition (Team K, Grüne) für eine minimale Erleichterung der Arbeitsbelastung wurden erst kürzlich von den Mehrheitsparteien abgelehnt.
 

Aktuelle Lage

 
„Das Hauptthema ist nicht das Gehalt, das in der Landesverwaltung niedrig ist, sondern die viele Arbeit. Es sind zu viele Kompetenzen. Durch die Schulautonomie müssen die Schulsekretariate Aufgaben übernehmen, die früher die Verwaltung erledigt hat. Sogar beim Kauf von Kugelschreibern ist eine Ausschreibung notwendig ist. Alles ist sehr aufwändig und bürokratisch“, erklärt Hofer von der Asgb-Schule.
Im restlichen Staatsgebiet Italiens übernimmt diese organisatorischen Aufgaben ein Verwaltungsdirektor oder eine Verwaltungsdirektorin. In Südtirol obliegen diese Kompetenzen den Schulsekretär*innen, die der siebten Funktionsebene zugeordnet sind. „Sie tragen eine große Verantwortung, obwohl sie keine Direktor*innen sind. Viele fordern eine achte Funktionsebene, mit der ein höheres Gehalt einhergeht. Außerdem hätten sie damit auch mehr Entscheidungsbefugnis.“
Die hohe Arbeitsbelastung betrifft nicht nur die Schulsekretariate, sondern auch die Schulwart*innen. Ein Auftrag von 38 Wochenstunden sieht 1.216 Quadratmeter Reinigungsfläche pro Tag vor. „Bei Abwesenheiten von Kolleg*innen steigen diese um ein Vielfaches! Nicht selten sind dann weit über 160 Quadratmeter pro Stunde zu reinigen“, erklären die Gewerkschaftsorganisationen.
Bei einem Durchschnittsalter von über 55 Jahren seien die meisten erschöpft und aufgebraucht. Eine Reduzierung der zugewiesenen Reinigungsfläche sei aber nur mit einer Visite bei der Arbeits- bzw. Rechtsmedizin möglich. Eine solche Visite werde erst bei fortgeschrittenen körperlichen Beeinträchtigungen veranlasst. „Schulwart*innen kommen mit blauen Händen zu uns und sind ausgelaugt“, sagt Hofer von der Asgb-Schule. Die Gewerkschaften fordern deshalb die politischen Vertreter*innen mit Nachdruck zum unmittelbaren Handeln auf.
 
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G. P. Di., 28.03.2023 - 13:33

Das System "Schule" bricht zusammen, die Sanität bricht zusammen, die Pflege bricht zusammen, das Ehrenamt bricht zusammen. Ja, was bricht in Südtirol eigentlich nicht zusammen? Könnte bitte mal jemand die dafür Verantwortlichen, sprich Politik, aufwecken!

Di., 28.03.2023 - 13:33 Permalink
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Stereo Typ Di., 28.03.2023 - 15:35

Der Titel sagt es: das nicht unterrichtende Schulpersonal wird wenig beachtet. Sie verdienen wenig, arbeiten rund um die Uhr, erledigen organisatorische Aufgaben, die eigentlich ein*e Direktor*in mit entsprechendem Gehalt) erledigen müsste. Wieso wird den Schuldirektor*innen kein Verwaltungsdirektor zur Seite gestellt? Ein Mathematiker, Biologe, Germanist, der Schuldirektor wird, ist noch lange kein Verwalter.

Di., 28.03.2023 - 15:35 Permalink
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Sepp.Bacher Di., 28.03.2023 - 17:19

Antwort auf von Stereo Typ

Diese von Ihnen genannte Rolle ist dem Schulsekretär /Matura) zugewiesen. So wie ich verstanden habe, sind sowohl die organisatorischen Aufgaben, aber auch die verwalterischen durch die Schul-Autonomie gewachsen. Möglicherweise braucht es ein erneuertes Berufsbild mit anderen Voraussetzungen.

Di., 28.03.2023 - 17:19 Permalink
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So sehe ich das Di., 28.03.2023 - 16:18

...die aktuelle Lage in den Schulen ist prekär ( ich spreche aus eigener Erfahrung als Schulwart ).
Frau Dr. Hofer (ASGB) hat den momentanen "IST" Zustand genau beschrieben.

Di., 28.03.2023 - 16:18 Permalink
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G. P. Mi., 29.03.2023 - 11:57

Ich glaube es Ihnen. Aber könnten Sie vielleicht zwei, drei Beispiele nennen bezüglich Verwaltungstheorie / Verwaltungspraxis.

Mi., 29.03.2023 - 11:57 Permalink