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Gratisabo ade

Kein ABO+ mehr für Schüler und Senioren: Im Landtag stimmte man am Donnerstag gegen die Beibehaltung der Gratisfahrten im öffentlichen Verkehr.

Den Antrag zur Beibehaltung des Gratisabos für Schüler und Senioren über 70 hatte Andreas Pöder von der BürgerUnion eingebracht: Warum ein funktionierendes System ändern, fragte er, über das ABO+ habe man viele Menschen zur Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel gebracht. Außerdem, so Pöder, würde auch das geplante Einheben einer Jahresgebühr von 20 oder 25 Euro die Kosten nicht decken. 

Einer Kostendeckung von 35 Prozent, wie sie das Gesetz vorsieht, müsse man sich erst einmal annähern, meinte Mobilitätslandesrat Florian Mussner. Wer heute kostenlos fahre, solle in Zukunft eine Bearbeitungsgebühr bezahlen. Diese wird zwischen 20 und 25 Euro im Jahr, bzw. 1,66 Euro im Monat liegen, genaue Angaben könne er, Mussner, dazu noch nicht machen. Für Jugendliche sei das Gratisabo sicher auch eine erzieherische Maßnahme, und das werde man berücksichtigen. Aber eine Bearbeitungsgebühr würde dazu führen, dass man den Dienst noch mehr schätzt. Natürlich werde man dabei Familien mit mehreren Kindern besonders berücksichtigen. 

Gebühren seien sinnvoll, meinte Pius Leitner von den Freiheitlichen, sollte es sich wirklich nur um 20 Euro handeln, dann könne man es auch bleiben lassen. Seine Parteikollegin Tamara Oberhofer wollte hingegen wissen, ob es Daten zum Freizeitverhalten der Schüler geben, wieviel mit dem ABO+ also zum Vergnügen gefahren werde. Auch Sven Knoll von der Südtiroler Freiheit forderte Zahlen ein, nur eine genaue Erhebung des Verkehrsverhaltens nach Einführung der Gratisabos lasse eine Berechnung zu, ob sich der bürokratische Aufwand lohne, eine neue Tarifregelung zu erstellen. 

Eine solche Tarifänderung könnte sich nach den EEVE-Daten richten, meinte Brigitte Foppa von den Grünen. Mit Gratisfahrten im öffentlichen Verkehrsdienst bringe man eher Fußgänger in Bus und Zug als Autofahrer. Sie finde es richtig, wenn man für gewisse Dienste bezahlen müsse. Mit der "Einheitlichen Einkommens- und Vermögenserklärung" wäre eine Staffelung zu bewältigen. Die Familienvergünstigung und jene für Senioren seien beizubehalten. Ebenso seien Berufspendler stärker zu fördern.

Die 5 Sterne Bewegung sei im Grunde für völlig kostenlose öffentliche Dienste, erklärte Paul Köllensperger. Wenn man den Betrieb aber kostendeckend führen müsse, dann müsse man das Einkommen berücksichtigen. Auch er forderte Zahlen zur Auswirkung auf das Verkehrsverhalten, bevor man in dieser Frage entscheide. 

Viel zu aufwändig findet Veronika Stirner Brantsch die Einbeziehung der EEVE. Sie sprach sich für die Beibehaltung für die Schüler- und Studentenabos aus. Es sei gleichzeitig auch eine erzieherische Maßnahme, damit bewege man die Jugend, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Maria Kuenzer sprach sich ebenfalls für das Gratisfahren aus, sonst würde wieder das Auto in den Vordergrund rücken, umso mehr wenn man eine einkommensabhängige Staffelung anwende. Die Menschen würden gewisse Gebühren durchaus akzeptieren, meinte Christian Tschurtschenthaler. Aber man sollte keine komplizierten Systeme einführen, was zu zusätzlichen Kosten führen würde.

Auf Linie bringen musste SVP-Fraktionssprecher Dieter Steger seine Parteikollegen in einer Unterbrechung der Debatte. Er bat Andreas Pöder, den Antrag auszusetzen, da die Landesregierung gerade einen Vorschlag zur Regelung der Materie ausarbeite. Diesen sollte man abwarten, ansonsten werde man gegen den Antrag stimmen.

Der Landtag könne durchaus auch in der Vorphase der Landesregierung eine Richtung vorgeben, dazu seien Beschlussanträge ja da, meinte Andreas Pöder. Daher wolle er über den Antrag abstimmen lassen. Zwei Teile des Antrags wurden mehrheitlich angenommen: die Beibehaltung des Familienbegünstigungssystems und das Mehrjahresabo für Pendler. Die beiden anderen Forderungen, das Gratisabo für Schüler bzw. Senioren wurde abgelehnt.

 

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gorgias Fr., 10.10.2014 - 06:32

Was bekommt man heutzutage für 25 Euro im Jahr? Wenn bedenkt wieviel man für Miete, Strom, Müll und Wasser ausgibt, ist es lächerlich hier eine Diskussion anzustoßen.

Der Preis ist mehr als fair, wenn man bedenkt, dass man für ein Jahr uneingschränkt öffentliche Verkehrsmittel beanspruchen kann. Hier kommt eine Gratis-Mentanlität zum Vorschein, die in keinster Weise gerechtfertigt ist.

Fr., 10.10.2014 - 06:32 Permalink
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Klemens Kössler Sa., 11.10.2014 - 19:17

Antwort auf von gorgias

Das ABO+ System wie es war, war wirklich eine Vorzeige Tat. Schade dass die Kleinkariertheit diese Möglichkeit unterbindet wir waren ein Model für unbürokratische Unterstützung zugunsten von Familien und der Umwelt. Der Unterschied in Euro beträgt vielleicht mal ein bis maximal zwei Mio. Euro.
Alle die sich immer wieder Unterstützung für Familien und Umwelt auf die Fahne schreiben haben dieses System beschossen wie les von einem Wirtschaftsvertreter eingeführt wurde.
Hoffentlich macht man diesen Fehler bald rückgängig.
Übrigens wir waren nicht die einzigen in Europa, wir waren mit anderen vorn dabei.

Sa., 11.10.2014 - 19:17 Permalink