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Der etwas andere Weg

Die Zeit bleibt auch hinter Klostermauern nicht stehen. So setzen die Schwestern von Kloster Mariengarten auf das Web, um sich auszutauschen und nach Zuwachs zu suchen.

Am Eingang von St. Pauls liegt, auf einer Anhöhe weithin sichtbar, das Kloster Mariengarten. Seit 113 Jahren wird es von den Schwestern des Zisterzienser-Ordens geführt. Doch die Zeichen der Zeit machen auch vor den Klostermauern nicht Halt.

Wer im Internet “Kloster Mariengarten” sucht, wird schnell fündig. Neben einem eigenen Internetauftritt betreuen zwei bewanderte Schwestern seit über zwei Jahren auch eine Facebook-Seite. Mit viel Sorgfalt, ebenso wie ihren biologischen Klostergarten, pflegen die Schwestern die Seiten, stellen immer wieder Fotos und Neuigkeiten aus dem Klosteralltag online. Auf Facebook gewähren die Schwestern regelmäßig Einblicke in ihre Arbeit in Haus, Garten und Schule, und schwelgen mit ehemaligen Schülerinnen in Erinnerungen. Den Umgang mit dem Computer haben zwei Schwestern vor Jahren gelernt, wie Schwester Irmengard Senoner berichtet. Sie kümmern sich nun auch darum, mit den einstigen Schützlingen in Kontakt zu bleiben. Doch Facebook und das Internet bieten sich nicht nur dafür an.

Bis zu 40 Klosterfrauen waren zeitweise im Kloster und der privaten Mittelschule samt Internat, die es beherbergt, tätig. Heute ist die Gemeinschaft um Äbtissin Irmgengard Senoner auf neun Schwestern geschrumpft. Das durchschnittliche Alter beträgt 70 Jahre, seit 30 Jahren wartet man auf Neuzugang. Inzwischen versuchen die findigen Schwestern des eintausend Jahre alten Ordens auf recht ungewöhnlichen Wege, Frauen denselben in ihr Kloster zu weisen.

Glaubst Du berufen zu sein? Suchst Du ein Kloster, ein Kloster in Südtirol, in das Du eintreten willst? Wie findest Du das Richtige für Dich? Jesus sagte, als er die ersten Jünger rief, und diese noch unsicher waren, ob sie ihm folgen sollten: ‘Kommt und seht!’ (Joh 1,39).” Mit diesem Aufruf wenden sich die Zisterzienserinnen des Mariengartens an die Besucherinnen ihrer Homepage. Damit wollen sie Frauen ansprechen, die sich “ganz bewusst für einen alternativen Weg” entscheiden. “Die Vorstellung, dass Frauen aus Enttäuschung über eine in die Brüche gegangene Beziehung oder wegen einer gescheiterten Liebesgeschichte ins Kloster gehen, ist ein Märchen”, sagt Schwester Irmengard. Vielmehr seien es zumeist Frauen mittleren Alters, die bereits Berufserfahrung und eine Beziehung durchlebt und oftmals einen Punkt erreicht hätten, an dem sie sich fragen: “Ist das wirklich das, was ich will? Soll so mein Leben sein?”

“Es kann sein, dass manche Frauen eine religiöse Erfahrung machen und feststellen, dass es da etwas gibt, das anders ist”, versucht Schwester Irmengard die Berufung, von der sie spricht, zu erklären, “nicht besser, aber anders – etwas, das sie innerlich mehr berührt als alles Bisherige”. Wer sich schließlich für ein Leben im Kloster entscheidet, muss einen mehrjährigen Ausbildungsweg durchlaufen. Erst nach knapp fünf Jahren “Bewährungszeit” wird die Schwester vollends in den Orden aufgenommen, gelobt wie im Falle der Zisterzienserinnen Armut, Keuschheit und Gehorsam. “Ja, es ist sicher viel Verzicht, der mit der Entscheidung, in die Ordensgemeinschaft einzutreten, einhergeht”, gesteht Schwester Irmengard. Vielleicht mit ein Grund, dass sich in der heutigen Zeit immer und immer weniger Frauen dafür entscheiden? “Es muss nicht unbedingt ein Opfer sein, das ich bringe”, sagt die Klostervorsteherin: “Wenn mir die Entscheidung wirklich etwas Wert ist, dann fällt sie auch nicht so schwer. Und es gibt mir ja auch etwas zurück.”

“Wir leben in Stille und Gebet, offen nach außen”, so beschreiben die Zisterzienser-Schwestern ihren Auftrag. Kontaktscheu sind sie keineswegs, was sich nicht zuletzt in der Anwerbung von neuen Mitschwestern zeigt. Interessierten Frauen bieten sie an, “ganz unverbindlich unser Kloster, unsere Gemeinschaft, unser Leben” kennen zu lernen. “Aber es ist nicht so, dass wir jetzt was weiß ich welche Werbung machen wollen”, meint Schwester Irmengard, “wir versuchen einfach, ganz nach unseren Möglichkeiten, unser Bestes zu tun”.

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gorgias So., 17.07.2016 - 08:04

Ja, ja man schafft hier nochmals mit schon umgeworfenen Klischeebilder ein zweites mal Aufzuräumen einen Artikel zu basteln.
Warum sollte ausgerechnet der ehemalige Lehrstand auf die Errungenschaften der Technologien der Wissensgesellschaft zu verzichten?
So wurde schon vor Jahren ein Heiliger für das Internet bestimmt (Isidor von Sevilla) und der Vatikan besitzt schon seit Jahren einen Internetauftritt (Ja sogar eine eigene top level domain: .va)

Und die Meinung dass man früher mehr verzichtbereiter war und deshalb eher ins Kloster ist wohl auch nur ein Klischee. Früher war man Ignoranter, hatte weniger Wahlmöglichkeiten und wenn man Arm war tat man sich leichter in das Vollversorgungssystem des Kloster einzufinden.

So., 17.07.2016 - 08:04 Permalink