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Partisan Pius

Pius Leitner wettert in einer Landtagsanfrage gegen die Einbindung der Italienischen Partisanenvereinigung ANPI in den Zeitgeschichte-Unterricht an Südtirols Schulen.

Partisanen – Ein Wort, das in der Südtiroler Geschichte eine eigene Wertigkeit hat. Während in ganz Italien das Wort als Synonym für den Widerstand gegen den Nazifaschismus steht, spuckt in vielen Südtiroler Gehirnen immer noch die Vorstellung eines „Banditen und Halbkriminellen“ herum.
Wie gegenwärtig diese Deutung auch heute noch ist, zeigt jetzt eine Landtagsanfrage von Pius Leitner. Der Freiheitliche Fraktionssprecher im Landtag hat eine Landtagsanfrage eingebracht, die ein zumindest problematisches Geschichtsbild offenbart.
Anlass ist eine Vereinbarung, die die Landesregierung mit der Südtiroler Sektion der Nationalen Italienischen Partisanenvereinigung ANPI abgeschlossen hat.

Die Vereinbarung

Landeshauptmannstellvertreter Christian Tommasini und der Präsident des Südtiroler ANPI-Ablegers Orfeo Donatini haben am 28. April 2016 mit Zustimmung der Landesregierung eine Vereinbarung unterzeichnet. Grundlage für die Vereinbarung ist ein Protokoll, das zwischen der ANPI und den drei Schulämtern ausgearbeitet wurde.
In den Prämissen dieses Vereinbarungsprotokolls heißt es;

„Die Vereinigung ANPI Alto Adige/Südtirol (Associazione nazionale Partigiani d'Italia) und die Bildungsressorts teilen die demokratischen Werte, die ihre Wurzeln im Widerstand und im Freiheitskampf haben. Sie unterstützen eine Kultur des geschichtlichen Bewusstseins und die zivilgesellschaftlichen Werte des Zusammenlebens, der Toleranz und Solidarität. Die Verbreitung und Entwicklung von Wissen über die geschichtlichen Geschehnisse, die mit der Befreiung von Faschismus und Nationalsozialismus in Zusammenhang stehen, wird angestrebt. Im Besonderen sollen die geschichtlichen Aspekte im Zeitraum 1922–1945 den Jugendlichen in verständlicher Form näher gebracht werden. Besondere Aufmerksamkeit wird der Geschichte des Durchgangslagers Bozen in der Zeit des 'Alpenvorlandes' geschenkt und den Widerstandsformen, die sich in der Bevölkerung gezeigt haben.“

Christian Tommasini und Südtiroler ANPI-Chef Orfeo Donatini: „Toleranz und Solidarität“.

Das Protokoll sieht eine Reihe von gemeinsamen Initiativen an den Südtiroler Schulen vor. Die Schwerpunkte reichen dabei von der Bereitstellung von Inhalten und Materialien für den Geschichtsunterricht (insbesondere zu Themen der Befreiungsbewegung und der Zeitgeschichte) über die Entwicklung von didaktischen Materialien und die Förderung von Austauschprogrammen, Seminaren und Tagungen zu geschichtlichen Themen bis hin zur Entwicklung von Informationsmaterialien.
Die Vereinigung ANPI verpflichtet sich außerdem dazu, „ihr historisches und kulturelles Wissen, auch in Form von Arbeit der Mitglieder am Sitz der Vereinigung“ zur Verfügung zu stellen, um für eine möglichst breite Bekanntmachung der vereinbarten Initiativen zu sorgen. Für die Umsetzung der Ziele wird ein wissenschaftlich-technischer Beirat eingesetzt, dem jeweils ein Vertreter der Bildungsressorts sowie der ANPI angehören.

Kommunistische Gräueltaten

Pius Leitner ist diese Zusammenarbeit mehr als nur suspekt. Der Freiheitliche Politiker schreibt in seiner Landtagsanfrage:

„Bis heute verschweigt die ANPI in ihren Publikationen aber die grauenhaften Massenmorde an Zivilisten durch zumeist kommunistische Partisanen unmittelbar nach Kriegsende. Die damalige kommunistisch gesteuerte Terrorwelle samt Raub, Diebstahl, Vergewaltigungen und Mord mit zehntausenden Todesopfern unter der wehrlosen Zivilbevölkerung ist in der Zeitgeschichte eine dokumentierte Tatsache.“

Leitner führt als Beispiel eine Namensliste von 130 katholischen Priestern, die von den kommunistischen Nachkriegs- Partisanen im Veneto und in Istrien abgeschlachtet worden sind, unter denen sich auch ein vierzehnjähriger Seminarist befand.
Zudem verweist er auf „die Untaten sogenannter Partisanen, die unmittelbar nach Kriegsende nach Südtirol hereinbrachen und in Salurn, Bozen, Naturns und an anderen Orten raubten, plünderten und in Gröden auch mordeten. Die Täter wurden so gut wie nie belangt, weil die Generalamnestie von 1946 sie der Gerechtigkeit und Sühne entzog. Auch diese Fakten sind in der Zeitgeschichtsdarstellung heute ausführlich dokumentiert.

Die Anfrage

Pius Leitner will deshalb wissen, ob der Landesregierung bekannt ist, „dass es sich bei der ANPI um eine Organisation handelt, welche sich als Traditionsverband auch sogenannter Nachkriegs-„Partisanen“ sieht, die 1945 kommunistisch inspirierte Massenverbrechen an der Zivilbevölkerung begangen haben?
Der Freiheitliche geht davon aus, dass man einen solchen Verband nicht damit beauftragen kann, das Geschichtsbild der Südtiroler Jugend zu formen. Deshalb die blaue Forderung in eine Frage gekleidet:

„Findet es die Landesregierung nicht angebracht, angesichts der fehlenden Qualifikation der ANPI sowie angesichts ihrer fehlenden Distanzierung von den Raub- und Mordtaten sogenannter kommunistischer “Partisanen“ den geschlossenen Vertrag zu widerrufen und eine seriöse Aufarbeitung dieses Geschichtsabschnitts durch anerkannte Historiker zu veranlassen?“

Freiheitlicher Pius Leitner: „Fehlende Distanzierung von den Raub- und Mordtaten sogenannter kommunistischer Partisanen“.

 

Die Antwort

Die Vereinigung ANPI vertritt keine "kommunistischen" Grundgedanken und hat in keinem institutionellen Schriftstück irgendeine Form der Apologie von Massenmord oder der Verfolgung von Zivilisten zum Ausdruck gebracht“, schrieben die drei Schullandesräte jetzt in ihrer Antwort auf die Leitner-Anfrage. Philipp Achammer, Christian Tommasini und Florian Mussner sind in ihrer Antwort mehr als klar. Sie verweisen darauf, dass die ANPI in der öffentlichen Wahrnehmung als ethische Instanz gilt. Ursprünglich gegründet von ehemaligen Partisanen und Verwandten der im Befreiungskampf Gefallenen. Diese vertraten das gesamte politische Spektrum und waren in ihrer Grundhaltung vor allem gegen Faschismus und Nationalsozialismus getragen. Bekannte Persönlichkeiten wie etwa der ehemalige Staatspräsident Sandro Pertini waren Mitglieder von ANPI.
Grundlage für die Südtiroler Vereinbarung sei eine Zusammenarbeit zwischen der ANPI und dem dem italienischen Unterrichtsministerium (MIUR), die auch die Autonome Provinz Bozen anerkennt.
Vor allem aber stellen die Schullandesräte klar, dass es in die Entscheidungsgewalt der Schulen falle, ob sie dieses Angebot annehmen wollen oder nicht:

„Seit geraumer Zeit befasst sich die Südtiroler Schule mit unserem historischen Bewusstsein und dies dank der Arbeit vieler engagierter, professionell arbeitender Lehrpersonen und Experten, denen die Prinzipien Pluralismus, korrekte Dokumentation, Quellenkorrektheit sowie eine offene Diskussion wichtig sind. Darüber hinaus liegt es in der Verantwortung der einzelnen Schule über eine Zusammenarbeit mit ANPI selbst zu entscheiden. Die Institutionen im Kulturbereich und die Forschungseinrichtungen sind sicher dazu befähigt, die wissenschaftlichen Grundlagen für eine seriöse Geschichtsdiskussion und das historische Bewusstsein unserer Schülerinnen und Schüler zu formen und zu begleiten.“

Die Antwort der drei Landesräte ist deutlich.
Man darf aber bezweifeln, dass sie im Bewusstsein der Freiheitlichen etwas ändern wird.
Denn Pius Leitner & Co werden auch weiterhin Rot sehen, wenn das Wort Partisanen fällt.

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Hartmuth Staffler Mi., 31.08.2016 - 19:23

Was die italienischen Partisanen in Italien getan haben, berührt uns nicht direkt, wohl aber, was sich in Südtirol ereignet hat. SS-General Karl Wolf hat zum Kriegsende die Macht in Südtirol nicht an die Südtiroler Widerstandskämpfer gegen Faschismus und Nationalsozialismus (Andreas-Hofer-Bund) übergeben, sondern an die italienischen Partisanen, die ihm offenbar sympathischer waren. Die haben sich für diesen Sympathiebeweis bedankt, indem sie die Südtiroler Widerstandskämpfer schikaniert, als Kriminelle denunziert (weil sie gegen Nazis und Faschisten gewalttätig geworden sind!) und ausgegrenzt haben. Dafür haben die Partisanen sofort das faschistische Siegesdenkmal restaurieren lassen, überall die italienische Trikolore aufgepflanzt und die Politik des Faschismus in jeder Beziehung nahtlos weitergeführt. Dass sie auch in Südtirol nach Kriegsende gemordet haben, ist ja allgemein bekannt, aber anscheinend findet Autor Franceschini das vollkommen in Ordnung.

Mi., 31.08.2016 - 19:23 Permalink
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Jacopo Wiesenthal Mi., 31.08.2016 - 19:50

Wos echt unheimlich isch...sein de Leit die gerne zum Alpenvorland zueruck kehren moechten.
Sette politiche Meinungen distanziern sich net viel von den Plaene des Gauleiters Hofer.

E' angosciante che la destra sudtirolese rincorra i sogni del Gauleiter Hofer negli anni del Alpenvorland!

Tausend mal besser Banditen als Nazis!!!

Mi., 31.08.2016 - 19:50 Permalink