Gesellschaft | Bürgerrechte

Hausarrest auf Anruf

14 Tage Quarantäne haben mir gezeigt, wie grundlegende Bürgerrechte in Südtirol völlig willkürlich außer Kraft gesetzt werden. Ein Erfahrungsbericht aus Absurdistan.
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Foto: upi
Seit knapp zehn Stunden bin ich wieder frei. Davor saß ich zusammen mit meiner Familie 14 Tage lang im Hausarrest. Das heißt: Zwei Wochen lang durfte niemand aus meiner fünfköpfigen Familie das Haus verlassen.
Offiziell wurde über uns der „treuhänderische Hausaufenthalt“ ("permanenza domiciliare fiduciaria") verhängt. Allein diese Übersetzung ins Südtiroler Beamtendeutsch zeigt, wie ernsthaft sich Südtirols Sanitätsbetrieb und die Landespolitik mit diesen Fragen auseinandersetzen.
Meine Geschichte ist nur eine von hunderten - ähnlichen und zumeist weit schwerwiegenderen - Fällen. Dass ich sie erzähle, gründet darin, dass es mir hier um die Klärung einiger Grundsatzfragen geht.
Um es gleich vorweg zu sagen: Ich bin weder Corona-Leugner noch Verschwörungstheoretiker oder einer von jenen selbsternannten Virologen, Immunologen oder Wissenschaftlern, die in den sozialen Netzwerken oder am Stammtisch die allgemeingültige Wahrheit über Corona verkünden.
Ich bin aber ein kritischer Verfechter des Rechtsstaates. Und ich bin überzeugt, dass in Zeiten schwerer Krisen, wie wir sie seit Monaten durchmachen, der Staat, das Land und die zuständigen Behörden den Menschen klare, nachvollziehbare und rechtlich abgesicherte Vorgaben machen müssen. Vor allem dann, wenn es um elementare Grundrechte wie etwa die völlige Einschränkung der persönlichen Bewegungsfreiheit geht.
Die zuständigen Stellen des Sanitätsbetriebes legen eine Fahrlässigkeit, eine Arroganz und eine Konzeptlosigkeit an den Tag, die jedem zivilisierten Umgang mit dem Bürger spotten.
Doch genau das tut weder die Südtiroler Politik noch der Südtiroler Sanitätsbetrieb. Ganz im Gegenteil: Die zuständigen Stellen des Sanitätsbetriebes legen eine Fahrlässigkeit, eine Arroganz und eine Konzeptlosigkeit an den Tag, die jedem zivilisierten Umgang mit dem Bürger spotten.
Aber urteilen Sie selbst.
 

Die Verordnung

 
Die ganze Geschichte beginnt mit der sozialen Tätigkeit meiner 22-jährigen Tochter. Sie ist Leiterin bei den Pfadfindern und sollte am 31. Juli mit 70 Kindern in ein Eppaner Zeltlager starten. Dazu war ein Corona-Test erforderlich, den sie am 30. Juli macht.
Am nächsten Tag: Anruf der Abteilung für Gesundheitsvorsorge bei ihr, Amt für Hygiene. Das Testergebnis: unklar (dubbio). Die Ansage: Ab sofort sei sie für 14 Tage in Quarantäne. Frage: Ob sie Fieber oder Symptome habe? Antwort: Nein, auch in den vergangenen Wochen nicht. Frage: Mit wem sie lebe? Antwort: Mit ihren Eltern und zwei Brüdern (27 und 15 Jahre alt). Nachdem meine Tochter ihre E-Mail-Adresse angegeben hat und klarstellte, dass sie sich in einem Bereich mit eigenem Eingang und Bad isolieren kann, wird ihr erklärt, dass sie am 11. August wieder getestet werde.
Weitergabe des Telefonhörers an meine Frau: Ihr wird erklärt, dass sich die gesamte Familie ab sofort für 14 Tage in Quarantäne befinde. Auch hier wiederholt sich das Frage- und Antwortspiel. Auch meine Frau gibt ihre Mail-Adresse an.
Jetzt bin ich an der Reihe. Auch ich gebe meine Mail-Adresse an.
 

Die Mitteilung

 
Drei Familienmitglieder erhalten nach wenigen Minuten per Mail die offizielle schriftliche Verordnung mit dem Titel „Mitteilung des Zeitraums der Quarantäne“. Laut offizieller Mitteilung des Sanitätsbetriebes sei in unserem Fall der „treuhänderischen Hausaufenthaltes mit aktiver Aufsicht für die Dauer von 14 Tagen auf Personen anzuwenden, die engen Kontakt mit bestätigten Fällen von infektiöser diffuser Krankheit Covid-19 gehabt haben“. Laut dem offiziellen Schreiben werden wir „vom 31.07.2020 bis zum 14.08.2020 der Quarantäne mit aktiver Aufsicht unterworfen
Meine Tochter und ich erhalten nichts. Sie, die der eigentliche Anlass für die Zwangsquarantäne ist, bekommt die offizielle Mail fünf Tage später. Die Einschreibebriefe mit denen die Verfügung rechtlich verbindlich mitgeteilt werden muss, kommen erst viel später.
Meine erste schriftliche Mitteilung per Mail erhalte ich genau sieben Tage, nachdem mir gesagt wurde, dass ich ab sofort für 14 Tage nicht mehr unsere Wohnung verlassen darf.
Vorausgegangen war ein langes Telefongespräch mit der Direktorin des Departements für Gesundheitsvorsorge, Dagmar Regele, die diese Verordnungen unterschreibt.
Ich beanstande dabei, dass ein Anruf wohl kaum Rechtsgültigkeit haben kann. Wer sagt mir, dass am anderen Ende wirklich der Sanitätsbetrieb war? Oder nur ein Spaßvogel?
Meine Zwangsquarantäne wurde bereits am selben Tag meinem Hausarzt und den Eppaner Carabinieri mitgeteilt. Da die „Nichteinhaltung der Eindämmungsmaßnahmen“ – wie es im Sanitätsdeutsch offiziell heißt – eine Straftat ist, wird die Quarantäne von den Ordnungshütern überwacht.
 
 
 
Nach meinem Rechtsverständnis muss dem Betroffenen eine solche Maßnahme schriftlich mit einer klaren Rechtsbelehrung mitgeteilt werden. Erst dann ist sie gültig. Das heißt: Ich hätte sechs Tage lang ungehindert und ungestraft herumspazieren können. Ich habe das nur aus Verantwortungsbewusstsein nicht getan.
Aber anscheinend schafft es das Amt von Frau Dr. Regele nicht, anstatt drei Mails fünf zu verschicken.
 

In dubio contra reum

 
Bereits beim ersten Anruf ersuche ich die durchaus freundliche Ärztin des Hygienedienstes, mir mit der amtlichen Quarantäneverordnung auch die gesetzliche Bestimmung mitzuschicken, die besagt, dass ein „unklares Ergebnis“ (dubbio) rechtlich genau so zu behandeln sei wie ein positiver Corona-Test. Im Gespräch mit Frau Dr. Regele wiederhole ich diese Bitte.
Bis heute warte ich vergeblich auf diese gesetzlichen Grundlagen.
Ich werde sie auch nicht bekommen. Denn es gibt sie nicht.
Die einzige normative Grundlage für diese Behandlung sogenannter „tamponi dubbi“ ist ein Rundschreiben des „Istituto Superiore della Sanitá“ vom März 2020. Dort heißt es, dass Personen mit zweifelhaftem Testergebnis, die eindeutige Symptome zeigen, als positiv zu werten seine. Etwas anderes gibt es nicht.
 
 
 
Aber es gibt in meiner Familie keinerlei Symptome. Das haben wir von Anfang an gesagt und während der zwei Wochen in mehreren Dutzend Telefonaten (jeder wird einzeln alle zwei Tage vom Sanitätsbetrieb angerufen und gefragt, wie es gehe) wiederholt.
Wir legen das in Südtirol eben etwa strenger aus“, rechtfertigt Dagmar Regele am Telefon diese Vorgangsweise.
Wie bitte?
Es gibt weder ein Dekret des Ministerpräsidenten oder des Landeshauptmannes noch ein Staats-, Regional- oder Landesgesetz, das dieses Procedere festlegt. Es gibt nicht einmal einen offiziellen Beschluss der Sanitätseinheit. Auch keinerlei Protokoll, das von Juristen geprüft wurde, in dem diese Vorgangsweise festgehalten wird.
Einige Beamte und Beamtinnen haben in Camera caritatis nicht existierende Bestimmungen erfunden und völlig willkürlich eine Vorgangsweise festgelegt.
Das heißt: Einige Beamte und Beamtinnen haben in Camera caritatis nicht existierende Bestimmungen erfunden und völlig willkürlich eine Vorgangsweise festgelegt, die bisher in Südtirol 884 Bürgerinnen und Bürger mindestens zwei Wochen lang in den Hausarrest brachte. Das sind nach den offiziellen Zahlen des Südtiroler Zivilschutzes jene dubbio-Fälle in Südtirol, die dann nach zwei negativen Tests als “geheilt“ gelten  (Stand 14.8.2020) bzw. jedenfalls keiner Quarantänepflicht mehr unterliegen - niemand weiß, wieviele Personen nach wie vor nach einem “unklaren“ Test disen Restriktionen unterliegen, und schon gar nicht, wieviele Personen in Quarantäne gehalten wurden und/oder werden, weil ein Familienmitglied ein “unklares“ Testergebnis hatte.
Das ist für jeden Rechtsstaat ein Skandal. Im Südtiroler Sanitätsbetrieb schert man sich ganz einfach nicht darum.
Allein das macht deutlich, wie fahrlässig und unverantwortlich die Verantwortlichen mit diesem Thema umgehen.
Das ist aber noch lange nicht alles.
 

Die Test-Farce

 
Bereits am 31. Juli wurde uns am Telefon erklärt, dass wir am Montag getestet werden. Kein Wort mehr. Punkt basta.
Am Montagvormittag ruft dann der Sanitätssprengel an. Eine sehr freundliche Dame ersucht uns, zum Corona-Test zu kommen. Die vier noch nicht getesteten Familienmitglieder sollen sich ins Auto setzen und zum Sprengel fahren. Man wird uns im Auto den Abstrich machen. Die Carabinieri seien avisiert und wir dürften für diesen Anlass kurz die Wohnung verlassen.
 
 
Als ich erkläre, dass wir den Test nicht machen, bedankt sich die Dame. Man merkt ihr die Erleichterung an. Was verständlich ist, wenn man weiß, welches Arbeitspensum auf den Mitarbeiter seit Monaten lastet. Auf Wiedersehen. Eine Woche später wiederholt sich das Ganze.
Niemand erklärt, ob der Test obligatorisch ist oder nicht. Dabei ist eine Rechtsbelehrung gesetzlich vorgesehen. Vor allem bei einem Test, der solche Auswirkungen auf den Alltag und das soziale Leben hat.
Aber auch hier: Es gibt weder eine schriftliche Einladung noch irgendeine Informationen vonseiten des Sanitätsbetriebes. Niemand erklärt, ob der Test obligatorisch ist oder nicht. Oder was passiert, wenn man ihn nicht macht. Ebenso erhält man keinerlei Informationen, was passiert, wenn der Abstrich positiv oder negativ ausfällt. Oder eben zweifelhaft.
Wer sich testen lässt, bekommt keinerlei schriftliche Erklärung bzw. Antwort auf all diese Fragen. Dabei ist eine Rechtsbelehrung gesetzlich vorgesehen. Vor allem bei einem Test, der solche Auswirkungen auf den Alltag und das soziale Leben hat. Ein Faltblatt  würde genügen.
Der Sanitätsbetrieb denkt hier anscheinend anders. Der Bürger soll und darf nicht zuviel wissen.


Das interne Protokoll

 
Dabei hat man genau dieses Protokoll bereits vor Monaten verabschiedet und intern verteilt.
Die Primaria im Department für Gesundheitsvorsorge, Dagmar Regele, und die Primaria im Labor für Mikrobiologie und Virologie, Elisabetta Pagani, haben unter dem Titel „Prozedur: Test SARS-CoV-2: Verwaltung der Fälle – Bürger/Bürgerinnen“ am 17. April 2020 eine genaue Anleitung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfasst, wie in den einzelnen Fällen vorzugehen ist. Am 26. Juni 2020 wurde das fünfseitige Protokoll nochmals überarbeitet.
Schaut man sich den Inhalt an, wird klar, warum man diese Informationen diskret zurückhält.
 
 
 
Aus diesem Schaubild geht eindeutig hervor, dass es für Personen, die in engen Kontakt mit einem Covid-19-Fall kommen (aufgrund der eigenartigen Südtiroler Auslegung auch mit einem dubbio-Fall), in Sachen Quarantäne sich kaum etwas ändert, ob er oder sie den Test macht oder nicht. Am Ende sind es mindestens 12 Tage, die man im Hausarrest bleibt.
Mache ich den Test, komme ich - wenn ich Glück habe  - zwei Tage früher aus der verordneten Quarantäne. Fällt der Test aber „zweifelhaft“ aus, dann geht die Quarantäne wieder zwei Wochen weiter.
Da wir immer noch das Schicksal unserer Freundin Karin Adami vor Augen haben, die 62 Tage mit dem Testergebnis „dubbio“ in Zwangsquarantäne saß, obwohl es in deren 5-köpfiger Familie nie einen positiven Fall gab, haben wir den Test verweigert. Was laut Gesetz unser Recht ist.
Man muss nicht Primaria sein, um zu verstehen, dass diese Vorgangsweise des Sanitätsbetriebes die Menschen förmlich dazu treibt, sich ja nicht testen zu lassen.
Man muss nicht Primaria sein, um zu verstehen, dass diese Vorgangsweise des Sanitätsbetriebes die Menschen förmlich dazu treibt, sich ja nicht testen zu lassen -
jedenfalls sobald sie mitbekommen, dass der Test nicht verpflichtend ist.
 

Zweifelhaftes Ergebnis

 
Kann es anders gehen?
Ja. Das zeigen das benachbarte Ausland und auch andere italienische Regionen.
Fragen Sie selbst nach, ob es in Deutschland oder Österreich Coronatests mit dem Ergebnis „zweifelhaft“ gibt. Oder in den anderen italienischen Regionen.
Die Antwort wird sie erstaunen. Es gibt diese bis auf ganze wenige Ausnahmen nirgends.
Der Grund: Medizinische Tests sind schon von ihrem Grundverständnis her eindeutig. Es kann dabei passieren, dass ein Test nicht interpretierbar ist. Doch dann wiederholt man ihn umgehend, bis ein eindeutiges Ergebnis da ist. So macht man das überall auf der Welt.
Nur in Südtirol nicht. Dort hat man eigenwillig und ohne gesetzliche Grundlage entschieden, 11 Tage zuzuwarten, bevor man den zweiten Test macht.
Ich werde mich nicht auf medizinisches oder virologisches Terrain begeben, denn davon verstehe ich nichts.
Ich bleibe aber bei meinen Erfahrungen, um zu zeigen, dass es durchaus anders geht.
Ich habe am Montag, den 3. August, von einem befreundeten spezialisierten Arzt einen weiteren Rachen-Nasenabstrich bei meiner Tochter machen lassen. Der Abstrich wurde dann im Labor der Gernot Walder GmbH in Außervillgraten in Osttirol analysiert. Gernot Walder ist einer der führenden Virologen Österreichs und sein Labor ist eines von mehreren offiziellen Laboren, die für den Südtiroler Sanitätsbetrieb Covid-19-Abstriche analysieren. Walder wertet tägliche hunderte Test aus dem Gesundbezirk Bruneck aus.
Am Dienstag den 4. August, haben wir das Ergebnis: negativ.
 
 
Weil es aber in Südtirol im Fall von "dubbio" zweier negative Ergebnisse bedarf, wiederholen wir das Ganze drei Tage später mit einem neuen Abstrich. Am Samstag, den 8. August liegt auch diese Ergebnis vor. Wieder negativ.
Ich erlaube mir nicht, ein Urteil über die Güte des ersten zweifelhaften Testergebnisses im Bozner Zentrallabor abzugeben. Vergleicht man die offiziellen Befunde, lässt sich zwischen den beiden Befunden aber auf den ersten Blick ein deutlicher Unterschied in der Seriosität der medizinischen Informationen erkennen.
 

Keine Antwort

 
Montag, 10. August: Der 11. Tag unserer "Familienhaft".
Der Sanitätsbetrieb macht endlich den zweiten Abstrich bei meiner Tochter.
Am Morgen schicke ich die beiden negativen Testergebnisse aus dem Walder-Labor an Primaria Dagmar Regele mit dem Ersuchen, die Quarantäne umgehend aufzuheben. Am frühen Nachmittag erhält meine Tochter per Mail die von Regele unterzeichnete Verordnung, dass ihre Quarantäne umgehend aufgehoben wird.
 
 
Zwei Tage später erhält sie dann telefonisch das Ergebnis des zweiten Test bei der Sanitätseinheit: negativ. Die Dame erklärt ihr freundlich, dass sie jetzt nur noch einen negativen Test brauche. Als meine Tochter ihre den Sachverhalt schildert und ihr erklärt, dass sie seit zwei Tagen bereits amtlich aus der Quarantäne entlassen sei, kann es die Bedienste nicht glauben. „Das geht doch nicht“, ihre Redaktion. Am Ende lässt sich die Ärztin überzeugen.
Auch das zeigt, dass im Sanitätsbetrieb anscheinend die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut.
Während meine Tochter wieder das Haus verlassen kann und wir endlich wieder jemand haben, der für uns einkaufen geht ( wir sind vorher nur dank Verwandter und Freunde nicht verhungert), sitzen wir vier übrigen Familienmitglieder aber weiterhin in Quarantäne.
Mich würde jetzt interessieren, wie man jetzt diese 5 Tage Hausarrest rechtfertigt will, nachdem wir nachgewiesen haben, dass es in der Familie keinen „bestätigten Covid-19-Fall“ gegeben hat. Denn allein auf genau dieser Formulierung beruhen alle gesetzlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie in Italien und in Südtirol.
Mich würde interessieren, wie man jetzt diese 5 Tage Hausarrest rechtfertigt will, nachdem wir nachgewiesen haben, dass es in der Familie keinen „bestätigten Covid-19-Fall“ gegeben hat.
Trotz mehrfacher schriftlicher Nachfrage hat sich Dagmar Regele bisher nicht bemüßigt, auf diese Fragen zu antworten.
 

Happy End?

 
Ich habe heute Morgen am 15. August um 00.01 Uhr das erste Mal seit 15 Tagen das Haus wieder verlassen dürfen. Es ist alles gut gegangen, und es gibt weit Schlimmeres.
Dabei sind 15 Tage Hausarrest eine psychische Belastung, die man nicht unterschätzen sollte. Vor allem aber befinden wir uns in einer komfortablen Lage. Ich konnte weiterarbeiten, meine Frau in den bezahlten Krankenstand gehen.
Was aber, wenn wir einen Betrieb hätten? Was, wenn wir selbstständige Unternehmer oder Dienstleister wären? 15 Tage ohne Einnahmen können vor allem in dieser Krisenzeit für viele den Konkurs bedeuten. Wie viele Menschen haben diese Maßnahmen der Südtiroler Sanitätsbürokratie weit schwerer getroffen als uns?
Maßnahmen, die weder eine klare gesetzliche Grundlage haben noch irgendeine Logik in der Umsetzung.
Kann der Staat und das Land die Entscheidungsgewalt über die Einschränkung elementarster Grundrechte seiner Bürger kurzerhand allein und ausschließlich in die Hände von Hygienikern und Mikrobiologen legen?
Ich glaube nicht, dass man diese Vorgangsweise in einer Demokratie und in einem Rechtsstaat  einfach über sich ergehen lassen sollte. Selbst in Zeiten einer Pandemie, wo es für alle schwer wird, den richtigen Weg zu finden.
Ich werde deshalb tun, was ich in einem Schreiben, das an Gesundheitslandesrat Thomas Widmann, den Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebs Florian Zerzer und die oberste Verantwortliche im Hygienebereich Primaria Dagmar Regele vergangene Woche bereits angekündigt habe. Ich werde Anzeige bei der Bozner Staatsanwaltschaft erstatten.
Es geht mir dabei nicht um Strafverfolgung, sondern um die Klärung prinzipieller Fragen.
Kann der Staat und das Land die Entscheidungsgewalt über die Einschränkung elementarster Grundrechte seiner Bürger kurzerhand allein und ausschließlich in die Hände von Hygienikern und Mikrobiologen legen, die völlig willkürlich und ohne klare rechtliche oder auch medizinisch Grundlagen darüber entscheiden, ob jemand 14 Tage lang oder - wenn man Pech hat – monatelang eingesperrt wird?
Entsprechen diese Maßnahmen und die Vorgangsweise unserem Rechtsstaat? Oder können in Zeit von Corona Beamte mit Verfügungen kurzerhand elementare Bürgerrechte außer Kraft setzen?
Es ist für mich ein Schritt der sozialen Verantwortung, der leider nötig scheint.
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Harry Dierstein Sa., 15.08.2020 - 11:27

Kann sich noch jemand daran erinnern, für welche mikrige Lappalie der deutsche Sanitätsdirektor Thomas Schael seinerzeit geschasst wurde?

Kann sich noch jemand daran erinneren, wie der großartige Mediziner und Hobby-Satiriker Costastino Gallo den Finger in die Wunde des ATHESIA-verseuchten Systems-Südtirol gelegt hat?

Jetzt haben wir Florian Zerzer.
Mit allen seinen Konsequenzen. Auguri, Vaccaland!

Sa., 15.08.2020 - 11:27 Permalink
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Harry Dierstein Sa., 15.08.2020 - 16:36

Antwort auf von pérvasion

Persönlich habe ich mit "Naziland" absolut kein Problem und versuche täglich, dieses furchtbare Ereignis der deutschen Geschichte sich nicht wiederholen zu lassen.

(Das mögen sehr viele Südtiroler anders sehen, für die Adolf Hitler, Kaiser Franz Joseph I. oder Andreas Hofer große österreichische Figuren der Weltgeschichte waren.)

Interessant finde ich aber, dass Sie auf meine ATHESIA-Zerzer- Kritik in keinster Weise eingehen, sondern nur um Ablenkung heischen.

Sa., 15.08.2020 - 16:36 Permalink
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pérvasion Sa., 15.08.2020 - 18:32

Antwort auf von Harry Dierstein

»Persönlich habe ich mit "Naziland" absolut kein Problem und versuche täglich, dieses furchtbare Ereignis der deutschen Geschichte sich nicht wiederholen zu lassen.«

Vielleicht können Sie dann einfach damit aufhören, andere (Menschen, Länder…) pauschalisierend herabzuwürdigen. Indem Sie etwa regelmäßig von Grattlern oder — jetzt — Vaccaland sprechen, unterstützen Sie die von Ihnen verachtete politische Unkultur eher, als dass Sie sie bekämpfen.

Der von Ihnen verehrte »Hobbysatiriker« bringt Kompatscher, Zerzer & Co. (die man natürlich heftig kritisieren darf und soll) außerdem regelmäßig mit Nazis/SS/etc. in Verbindung — auch das verharmlost das »furtchtbare Ereignis (sic) der deutschen Geschichte« unnötig.

Sa., 15.08.2020 - 18:32 Permalink
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Harry Dierstein Sa., 15.08.2020 - 19:59

Antwort auf von pérvasion

Verehrter Simon Constantini, Sie verwechseln "Aktion" mit "Reaktion".

Ich REAGIERE lediglich auf die täglichen, unsäglichen Provokationen der patriotischen Südtiroler Rechtsfraktion. Dass Sie sich verpflichtet fühlen, Südtiroler Patrioten zu verteidigen, sei Ihnen unbenommen. Ich kann mit Deutschtümelei und völkischer Arroganz hingegen recht wenig anfangen.

Und wenn Sie nicht verstehen können, oder wollen, was der Mediziner aus Padua berechtigterweise am System Südtirol auszusetzen hat, dann ist das Ihr Problem, und nicht meines.

Sa., 15.08.2020 - 19:59 Permalink
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pérvasion So., 16.08.2020 - 07:09

Antwort auf von Harry Dierstein

»Verehrter Simon Constantini, Sie verwechseln "Aktion" mit "Reaktion".«

A propos Reaktion: Dass Sie hier ohne Not mit einem »Outing« reagieren, zeigt, was für ein Mensch Sie sind. In meinem Fall ist so ein Outing kein Problem, für jemand anderen könnte es existenzbedrohlich sein.

»Dass Sie sich verpflichtet fühlen, Südtiroler Patrioten zu verteidigen, sei Ihnen unbenommen. Ich kann mit Deutschtümelei und völkischer Arroganz hingegen recht wenig anfangen.«

Ich verteidige keine Rechtsfraktion, keine Patriot:innen und keine Deutschtümelei. Im Gegenteil: Ich gehe sie regelmäßig frontal an. Ob ihres eine Aktion oder eine Reaktion ist, ist mir auch völlig einerlei, denn sie ist m.M.n. unangebracht und letztendlich inakzeptabel.

»Und wenn Sie nicht verstehen können, oder wollen, was der Mediziner aus Padua berechtigterweise am System Südtirol auszusetzen hat, dann ist das Ihr Problem, und nicht meines.«

Auch das meinen Sie vermutlich ernst. Ich denke, es kommentiert sich von selbst.

So., 16.08.2020 - 07:09 Permalink
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Manfred Klotz So., 16.08.2020 - 18:17

Antwort auf von Harry Dierstein

Herr Dierstein, für gewöhnlich finde ich Ihre Beiträge interessant, aber mit ihrer Einschätzung von Constantino Gallo liegen Sie wohl voll daneben. Constantino Gallo ist einer von persönlichen Ressentiments getriebener, arroganter Zeitgenosse, der jeglichen Kredit spätestens mit seiner unsäglichen Wortwahl verspielt hat. Von Satire in seinen Ergüssen keine Spur.

So., 16.08.2020 - 18:17 Permalink
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Profil für Benutzer rotaderga
rotaderga Sa., 15.08.2020 - 13:35

Kleider und Titel machen Leute, besonders die Südtiroler*innen.
Egal ob blaue Schürze, weißen Kittel, Schützenhut oder Tracht, akademischen Titel oder Dienstgrade, von und zu, dahin oder dahergelaufen - wir blühen damit auf - erfinden unsere Regeln und Umgangsprocedere obwohl es nur vom Kreisverkehr um den eigenen Bauchnabel handelt.

Sa., 15.08.2020 - 13:35 Permalink
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Profil für Benutzer Artur Mair
Artur Mair Sa., 15.08.2020 - 14:15

Unerträglich, wie schutzlos wir mittlerweile der Willkür und den Launen von völlig abgehobenen Politikern und ihren Vasallen ausgeliefert sind.
Höchste Zeit sich zur Wehr zu setzen !

Sa., 15.08.2020 - 14:15 Permalink
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Profil für Benutzer gorgias
gorgias Sa., 15.08.2020 - 15:11

>Aus diesem Schaubild geht eindeutig hervor, dass es für Personen, die in engen Kontakt mit einem Covid-19-Fall kommen (aufgrund der eigenartigen Südtiroler Auslegung auch mit einem dubbio-Fall), in Sachen Quarantäne sich kaum etwas ändert<

1. Ich verstehe nicht warum sich "kaum" etwas ändern solle. Im Fall von asymptomatsiche Fälle ist die Vorgehensweise für positive und "dubbio" Ergebnisse doch identisch. - Oder habe ich was auf dem Protokoll übersehen?

2. Es kann sich nicht um eine Auslegung handeln, da es keine Regelung für dubbio-Fälle ohne Symptome gibt, die man auslegen könnte. Das Rundschreiben bezieht sich doch ausdrücklich auf Fälle ohne Symptome, was eine andere Kausustik ist.

3. Es ist wohl schon fast witzig, wenn man bedenkt, dass im Falle dass nur 1 von 7 Symptome bei einem Haushalt von 5 Personen bei mindestens einer Person in einem Zeitraum von 11 Tagen auftritt es bedeutet, dass die Testung 7 Tage verschoben wird. - Hat jemand einen halben Tag lang Kopfschmerzen geht automatisch noch eine Woche drauf? Oder? Denn wir sind ja in Südtirol, da legt man die Dinge eben etwas strenger aus.

Sa., 15.08.2020 - 15:11 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Aufderklamm
Martin Aufderklamm Sa., 15.08.2020 - 17:22

Berichten Sie Herr Franceschini in 1 oder 2 Jahren den Lesern von salto, wie es ausgegangen ist?
Ich befürchte, dass aufgrund der Notsituation, das juridisch ein Schlag ins Wasser wird.
Lasse mich aber gern eines besseren belehren.

Sa., 15.08.2020 - 17:22 Permalink
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Profil für Benutzer FRANZ KURT PARDELLER
FRANZ KURT PARDELLER Sa., 15.08.2020 - 20:44

Diese Geschichte zeigt einfach, wie unverfroren unser Land mit seinen Bürgern umgeht (und dabei geht es nicht nur um die Ärzte und die Beamten). Vielleicht sollte man einmal auch nachforschen, warum es in Südtirol inzwischen 1400
Personen in Quarantäne gibt, während es in ganz Italien knapp 13.000 sind???
(und man rede sich nicht darauf hinaus, daß die ausländischen Erntehelfer .... die machen erst in letzter Zeit die Zahlen wachsen).

Sa., 15.08.2020 - 20:44 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Koellensperger
Martin Koellen… Sa., 15.08.2020 - 21:11

Antwort auf von FRANZ KURT PARDELLER

Die Antwort findet sich oben im Text. In Südtirol werden ganze Familien in Quarantäne gesteckt, noch bevor es zu einem positiven Fall gekommen ist. Das nennt man Prävention. Zu unserer Sicherheit.

Ich freu mich schon auf den Schulbeginn. Ein Kind hat ein zweifelhaftes Ergebnis und alle Schüler, deren Eltern, die Lehrer und deren Familien müssen in Quarantäne. 14 Tage, man weiss ja nie. So bleiben wir von der zweiten Welle vielleicht verschont und der Glühkindlmarkt kann trotzdem stattfinden

Sa., 15.08.2020 - 21:11 Permalink
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Profil für Benutzer G. P.
G. P. Sa., 15.08.2020 - 21:00

Und dann reibt man sich verwundert die Augen und versteht das Volk nicht mehr, wenn sich nur ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung freiwillig testen lässt. Also mich wundert das überhaupt nicht und ich würde auch dankend ablehnen.

Sa., 15.08.2020 - 21:00 Permalink
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Profil für Benutzer Greta Karlegger
Greta Karlegger So., 16.08.2020 - 09:40

Harry Dierstein steht mit seiner Meinung gewiss nicht alleine da.
Dr. Costantino Gallo ist in der Tat ein hervorragender Mediziner. Und ein Freidenker. Und wie es bei Freidenkern so ist, ist er oft satirisch. Damit können freilich nicht alle umgehen, denn Satire wäre nicht Satire, wenn sie nicht scherzt und ein bisschen schmerzt. In Südtirol bräuchten wir mehr von solchen geistreichen Medizinern und Satirikern wie Dr. Gallo, denn unsere hauseigenen verlässt oft zu schnell der Mut, wenn sie irgendwo anecken und Gegenwind verspüren.

So., 16.08.2020 - 09:40 Permalink
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Profil für Benutzer Manfred Klotz
Manfred Klotz So., 16.08.2020 - 18:21

Antwort auf von Greta Karlegger

Gallo bezeichnet die Südtiroler beispielsweise als abitanti “geneticamente compromessi”. Wenn Sie solche Griffe ins sprachliche Klo als Ausdruck eines Satirikers erachten, dann erlaube ich mir ihnen nahezulegen, den Begriff "Satire" zu hinterfragen.
Gallo ist ein von persönlichen Ressentiments getriebener, arroganter Ignorant (nicht fachlich gemeint).

So., 16.08.2020 - 18:21 Permalink
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Profil für Benutzer Greta Karlegger
Greta Karlegger Di., 18.08.2020 - 11:16

Antwort auf von Manfred Klotz

Manfred Klotz, natürlich war das Satire, was soll es denn sonst sein? Wer Dr. Gallo kennt, weiß das und auch Sie sollten sich von so einem aus dem Kontext gerissenen und medial instrumentalisierten Ausspruch nicht angegriffen fühlen. Darüber kann man doch wirklich nur schmunzeln, wenn man ein gesundes Selbstbewusstsein hat.

Was zählt, sind die fachlichen Qualifikationen des Dr. Gallo und seinen Mut, das Sanitätswesen gegebenenfalls OFFEN zu kritisieren, so wie aus auch der Verfasser dieses Artikels gemacht hat.
Und nicht irgendwelche Twitter-Perlen von anno dazumal.

Di., 18.08.2020 - 11:16 Permalink
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Profil für Benutzer Mart Pix
Mart Pix So., 16.08.2020 - 09:51

Geehrter Herr Francescini, aus diesem Beitrag liest sich sehr viel mimimi heraus. Vor allem die rechtliche Seite betreffend - eine Postzustellung dauert - Bürokratie dauert - es soll schnell gehen, alles andere ist kontroproduktiv. Da unser System bürokratielastig ist, kommt es eben zu diesen Problemen.

Sie lamentieren hier in über 10.000 Zeichen über eine rigorose Umsetzung, die vielleicht etwas übertrieben ist aber nicht mehr.
Ich bin froh darum, dass es in Südtirol etwas strenger zugeht als anderswo. Wäre dies nicht der Fall, so würdes bald wieder einen schlimmen lockdown geben.
Würde alles so gemacht wie sie es gerne hätten, würde das bürokratische system komplett versagen - eine Änderung kommt aber nicht von heute auf Morgen.
Man sollte sich etwas zusammenreißen!

So., 16.08.2020 - 09:51 Permalink