Società | Freie Jugend

Was darf ein Schüler sagen?

Der Vorfall ist bezeichnend für die vorherrschende Art und Weise, in der sich die Beziehungen zwischen Bildungseinrichtungen und Jugendlichen in unserem Land entwickeln.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.

Ein Schüler des deutschsprachigen Gymnasiums in Bozen, der von der Schulbehörde beauftragt wurde, bei der Feier zum 2. Juni zu sprechen, musste die Engpässe und Mängel der Demokratie am eigenen Leib erfahren, genau das Thema, auf das er aufmerksam machen wollte.

Seine Rede wurde von der Behörde gesichtet und für unzureichend befunden, der Schüler akzeptierte die "Korrektur" des Textes nicht und weigerte sich den Text zu lesen.

Der Vorfall ist bezeichnend für die vorherrschende Art und Weise, in der sich die Beziehungen zwischen Bildungseinrichtungen und jungen Menschen in unserer Provinz entwickeln.

Es ist immer ein paternalistisches Verhältnis, das vorherrscht, die Stimme der Jugendlichen muss kanalisiert, gelenkt und auf die Wünsche des Erwachsenen, der die Dinge regiert, reduziert werden.

Das Denken und Handeln der Jugendlichen zu lenken, indem man ihre Reduzierung auf das eigene Modell fordert, ist ein schlechtes Zeichen und leider ein weiteres Indiz dafür, dass im Schatten der Dolomiten stereotype Denkweisen vorherrschen, die sich der Autorität unterwerfen und dazu neigen, ihr immer und in jedem Fall zu huldigen.

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Herta Abram Mar, 06/06/2023 - 11:23

2018 wurde zum fünften
"Bildungsdialog" eingeladen.
Die vier Bildungsdialogabende war im Zeichen von „Bildung weiter denken“: weiter im Sinne von Entwicklung, aber auch weiter im Sinne von breiter, über eine enge strukturelle Definition hinaus.
Mit einem Impuls und Denkanstoß von verschiedenen Persönlichkeiten, die sich auf vielfältige Art und Weise mit Kindergarten, Schule und Bildung insgesamt beschäftigen.

Eine davon war Margret Rasfeld (Vor-und Querdenkerin, Inspiratorin für eine neue Bildungskultur, Mutmacherin, kreative Vernetzerin von Ideen und Menschen)
Rasfeld Thema war:
"Welche Bildung brauchen wir für eine zukunftsfähige Gesellschaft?
- Wir leben in einer Zeit großer Umbrüche und Krisen und stehen im 21. Jahrhundert vor tiefgreifenden Herausforderungen. Krisen überall zeigen, dass unser derzeitiges Paradigma vom höher, schneller, weiter nicht zukunftsfähig ist. Unsere Gesellschaft braucht mutige und kreative Zukunftsgestalter. Junge Menschen, die über ausgeprägte Lösungskompetenzen verfügen und die es gewohnt sind, Verantwortung zu übernehmen, für sich, für andere und für unseren Planeten. Es geht um einen Paradigmenwechsel, was bedeutet, alte Muster nicht nur im Bildungssystem, sondern auch in uns selbst zu überwinden. Dazu braucht es Veränderungsbereitschaft, Verantwortung, Beziehungskompetenz, Risikobereitschaft, Herz-Kraft, Loslassen im Vertrauen auf das Neue, Handlungs-Mut."

Ich denke, Rasfeld beschreibt damit einen zeitgemässen, zukunftsfähigen Bildungsweg.
....mit etwas Verspätung auch in Südtirol machbar, oder?

Mar, 06/06/2023 - 11:23 Collegamento permanente
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Martin Tarshito Sab, 06/10/2023 - 17:30

Sehr gut formuliert, Kompliment!
Dem ist nicht viel hinzuzufügen:"musste die Engpässe und Mängel der Demokratie am eigenen Leib erfahren, genau das Thema, auf das er aufmerksam machen wollte."

Nur lässt sich vermuten, dass es so auch in vielen anderen Bereichen läuft. Von Peer Review Prozessen ist mir Ähnliches bekannt.

In diesem Fall hat der Schüler Haltung zu sich selbst bewiesen; es war ihm ja auch möglich, die eigene Rede unzensiert zu veröffentlichen. Wenn einem Peer Reviewer Mal etwas nicht in die wissenschaftspolitische Leitlinie passt, findet ein zurückgewieser Text nicht einfach so einen Ersatzkanal.

Das Thema ist also nicht auf diesen Fall verkürzt zu sehen.

Sab, 06/10/2023 - 17:30 Collegamento permanente