Renzi, Matteo
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Politica | Polit-Gezänk

Renzis Rundumschlag

Die Rechte bejubelt im Parlament eine heftige Attacke Renzis auf Premier Giuseppe Conte

Die rechte römische Tageszeitung Il Tempo ist am heutigen  Donnerstag mit einer seltsam anmutenden Schlagzeile auf der Titelseite erschienen: Renzi, facci sognare!  Offenbar eine Reaktion auf die gestrige Brandrede im Senat, in der Italia Viva-Gründer Matteo Renzi Premier Giuseppe Conte scharf attackiert hatte - unter dem lebhaften Applaus der Rechtsopposition.

Dass Forza Italia und Lega dem in ihrem Lager äusserst ungeliebten Ex-Premier Renzi begeistert applaudieren, demonstriert einem mehr die wachsenden Verzerrungen im Parteiensystem. Renzis aggressive Rede war eine Art Ultimatum an den zunehmend bedrängten Regierungschef Giuseppe Conte, der zwar das Vertrauen seiner Koalition erhielt, aber keine absolute Mehrheit auf sich vereinigen konnte. 

Nun sind Kraftproben und Konflikte innerhalb der Regierungskoalition in Italiens verquerer Politik nichts Neues. Bizarr genug: Renzi hielt seinem ungeliebten Gegenspieler in der Regierungskoalition genau das vor, wofür er selbst seit Jahren bekannt ist: Alleingänge, TV-Monologe, Postenvergabe ohne vorherige Konsultationen - kurz gesagt das, was in Italiens Politik als Ausdruck der arroganza del potere gilt. Die aufgeblasene Inhaltslosigkeit von Renzis Rede glich verdächtig dem, was Elena Boschi tags zuvor über einen Kuss ohne Mundschutz in Lilli Grubers TV-Sendung zu sagen hatte: leere Worthülsen - wie man sie in Italiens Politik bis zum Überdruss gewohnt ist.

Renzi ging mit Conte gnadenlos ins Gericht, ohne dass in Kammer oder Senat auch nur ein Parlamentarier das Wort zu seiner Verteidung ergriffen hätte. Ein verrücktes Spiel. Fakt ist, dass der Partito Democratico den parteilosen Eindringling in den Regierungspalast lieber heute als morgen los wäre. Auch die Fünf-Sterne-Bewegung würde ihm kaum Tränen nachweinen. Doch seine Popularität in der Bevölkerung ist zu hoch, um ihn zu opfern. Und im Kampf um seine Nachfolge drohen weitere, folgenschwere Streitigkeiten. 

Schliesslich würde Staatspräsident Mattarella einen Sturz der Regierung mitten im Covid-Desaster auf jeden Fall verhindern. Die beste und kürzeste Synthese der bizarren Wutrede Renzis setzte die Tageszeitung il fatto quotidiano auf ihre Titelseite: "Renzi accusa Conte di ciò che faceva lui."