Società | Geburtenstationen

Treffen in Rom bringt neue Hoffnung

Neue Hoffnung für die Geburtenstationen von Sterzing und Schlanders: Was beim Treffen der Landeshauptleute in Rom vereinbart wurde.

Update:  „Ein sehr positives Gespräch“: So bewertete Senator Hans Berger das mit Spannung erwartete Treffen der Landeshauptleute von Südtirol und Trentino mit dem Staatssekretär im Gesundheitsministerium Vito De Filippo. Ein konkretes Ja oder Nein für die Aufrechterhaltung der beiden Geburtenstationen in Sterzing und Schlanders kann Arno Kompatscher zwar am Mittwoch Abend nicht nach Bozen bringen. Doch zumindest scheinen die Chancen auf Ausnahmegenehmigungen von den strengen nationalen Standards hinsichtlich 24-Stunden-Aktivdienst und Mindestzahl an Geburten  nicht schlecht zu stehen. „Wir haben weniger Kaiserschnitte als der gesamtstaatliche Durchschnitt, ebenso gibt es bei uns weniger Komplikationen", erklärte Landeshauptmann Kompatscher beim Treffen in Gesundheitsministerium.

„Die strengen Richtlinien wurden erlassen, weil es in Italien an manchen Geburtenstationen extrem hohe Kaiserschnittraten und immer wieder Todesfälle gegeben hat“, erklärt Berger den Hintergrund. Da die betroffenen heimischen Geburtenstationen diesbezüglich viel bessere Daten vorweisen können, hofft man damit vor allem auf Ausnahmen vom praktisch schwer umsetzbaren 24-Stunden-Aktivdienst. Staatssekretär Vito De Filippo machte darauf konkrete Hoffnungen: Er erklärte laut einer Aussendung des Landespressamts, dass sein Ministerium derzeit an einem Dekret arbeite, das für besondere Situationen Abweichungen von den vorgegeben Standards ermögliche. „Dies würden dann nicht für bestimmte Provinzen, sondern für alle jene Geburtenstationen gelten, die auf Basis von Daten die Einhaltung der geforderten Qualitätsstandards beweisen können“, erklärte Berger nach dem Treffen. 

Pro Memoria für Lorenzin

Die beiden Landeshauptleute übergaben dem Staatssekretär auch ein an Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin gerichtetes Schreiben, in dem sie ihren Standpunkt darlegen. Unter anderem erinnern sie daran, dass italienweit nur etwa 70 Prozent der Geburtenabteilungen mehr als 500 Geburten im Jahr nachweisen können, ganze 30 Prozent, also fast ein Drittel, liegen darunter. Daher, so beteuerten die Landeshauptleute gegenüber dem Staatssekretär, sei es wichtig, sich die Situationen im Detail anzusehen, um nachhaltige Lösungen zu finden.

Auch Landeshauptmann Kompatscher wertete das Gespräch im Gesundheitsministerium als sehr konstruktiv und zeigte sich zuversichtlich, Wege zu finden, mit denen besonderen Situationen angemessen Rechnung getragen werden kann. „Unser aller Anliegen ist es schließlich, gebärenden Frauen und Neugeborenen die größtmögliche Sicherheit und eine qualitätsvolle Betreuung und Versorgung zu bieten."

Mit dabei im Gesundheitsministerium waren neben Hans Berger auch die Kammerabgeordneten Renate Gebhard und Albert Plangger sowie der Trentiner Gesundheitslandesrat Luca Zeni. 

Was wir bisher geschrieben haben: 

Das erste Mal war ein Fehlalarm. Am heutigen Mittwoch geht es in Rom aber tatsächlich zur Sache. Zwischen 18 und 19 Uhr am Abend sollen Landeshauptmann Arno Kompatscher und sein Trentiner Amtskollege Ugo Rossi dem Staatssekretär im Gesundheitsministeriium Vito de Filippo ihre Anträge zur Rettung der Geburtenstationen vorstellen. Das Südtiroler Ansinnen ist dabei keineswegs neu: Angesichts des allgemeinen Kinderärztemangels wird eine Ausnahmeregelung für den vorgeschriebenen 24-Stunden-Aktiv-Dienst vorgeschlagen. Demnach soll der Pädiater im vorgesehenen Vierer-Team auch durch einen Anästhesisten mit neonatologischer Ausbildung sowie geschultes Fachpersonal ersetzt werden können.

Doch nachdem auch aus dem Trentino Proteste gegen die Schließung der kleinen Geburtenstationen vorgebracht worden waren, hat man im Gesundheitsministerium dafür plädiert, alle Anträge gemeinsam vozubringen. Und so wird Landeshauptmann Ugo Rossi noch einmal die Mindestzahl von 500 Geburten im Jahr zur Frage stellen, erklärte SVP-Senator Hans Berger im Vorfeld des Treffens. Für Berger, der in Rom gemeinsam mit Albrecht Plangger und Renate Gebhard seit Monaten versucht, in Sachen Geburtenstationen weiterzukommen. war der Trentiner Vorstoß inhaltlich eher eine Überraschung. “Denn als wir mit Ministerin Lorenzin damals über Innichen zu verhandeln versuchten, war ihr Nein so dezidiert, dass mir diese Schiene aussichtlos erschien.”


Ob der Trentiner Landeshauptmann heute in der Sache mehr erreicht, wird sich zeigen. Im Trentino sind  mit Arco, Cavalese, Cles und Tione gleich vier Geburtenabteilungen betroffen, wobei die letzten beiden Abteilungen am stärksten gefährdet sind. Dass es heute eine offizielle Antwort geben wird, bezweifelt Senator Berger allerdings. “Ich kenne die römischen Gepflogenheiten mittlerweile gut genug, um diesbezüglich skeptisch zu sein”, meint er.

Aus dem Wipptal war am Dienstag Abend noch einmal Druck im Form einer gemeinsamen Resolution der Gemeinden Sterzing, Ratschings, Pfitsch, Freienfeld, Brenner und Franzensfeste gekommen. Die Bürgermeister sowie der kommissarische Verwalter von Freienfeld legen darin einen Forderungskatalog mit zehn Punkten vor: Darin wird allem voran eine Garantie für den Fortbestand des Krankenhauses Sterzing mit seinen Kernabteilungen und Primaren gefordert. Weitere wichtige Punkte sind ein Überdenken der onkologischen Zertifizierungen, die Aufstockung der Neuro-Reha sowie die Erhaltung der Geburtshilfe. „Die geburtshilflichen medizinischen Standards müssen sinnvoll sein, sodass sie auch in den kleineren Krankenhäusern eingehalten werden können”, heißt es in der Resolution.