Drei Alternativen zum aktuellen Geldsystem

Schulden zu machen ist dumm, dachte ich mir als Kind. Voller Unverständnis hörte ich damals im Fernsehen, dass einige europäische Länder nun einen „blauen Brief“ erhalten würden, da die Verträge von Maastricht nicht eingehalten wurden und die Neuverschuldung mehr als 3% des BIP betrug. Kinder sehen die Dinge oft klar.
Unsere aktuelle Situation ist paradox. Noch nie wurden so viele Güter produziert und gleichzeitig haben wir einen extrem hohen Schuldenstand. Aus diesem Grund wird das Thema des Geldsystems gerade vor allem im Internet immer häufiger angesprochen.
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Theorien zum Geldsystem gibt es wie Sand am Meer. Einige sind seriös, andere kann man schnell als Verschwörungstheorien abtun, von den esoterisch geschwängerten Ideologien ganz zu schweigen. Noch vor zwei Jahren galt man als Verschwörungstheoretiker, wenn man von den Bilderbergern sprach. Heute ist offiziell bestätigt, dass sich seit 1954 jährlich Vertreter aus Finanz, Politik und Journalismus treffen (1). Dasselbe gilt für viele Theorien zum Geldsystem. Zahlreiche youtube-Filmchen erklären uns Laien, wie simpel und ausbeuterisch unser Geldsystem zu sein scheint. Zu besonderer Bekanntheit schafften es der Film „Goldschmied Fabian“ oder die verschiedenen „Zeitgeist“-Filme . Wer vor einigen Jahren diese Mechanismen hinterfragte, galt schnell als Spinner, genau wie Verfechter des BGE(verlinken). Heute sind diese Themen keineswegs mehr diskursimmunisiert.

Wenn man sich die verschiedenen Prediger über das Geldsystem zu Gemüte führt, so sind sich die meisten in ihrer Problemanalyse einig. Ein Mindestreservesystem, in welchem Geld aus Schuld geschöpft wird, führt zu Inflation und zu immer größeren Unterschieden zwischen Arm und Reich.

Im aktuellen System ist eine Inflation gewollt. Angestrebt wird dabei meist ein Wert zwischen 1-3% um die Zahlungsflüsse aufrecht zu erhalten. Würde unser Geld nämlich am Ende des Jahres mehr wert sein als zu Beginn, so würden die Menschen nicht mehr konsumieren und unsere Wirtschaft bräche zusammen, so die aktuell federführenden Ökonomen.

Ein weiteres Übel sehen die Geldsystemkritiker im Zinseszins. Meist muss dafür das Beispiel des Josephskreuzers herhalten: Wenn Joseph für Jesus im Jahre 0 ein Sparbuch mit dem Zinssatz von 1,5% angelegt hätte und wir dieses Sparbuch heute fänden, so könnten wir die Summe nicht mit den gesamten Gütern dieser Welt auszahlen. Daraus schließen die Zinskritiker, dass der Zinseszins ein Instrument sei, das den Machteliten ihre Vorherrschaft zu Lasten des Bürgers sichere. Die Exponentialfunktion führt zu diesen Wachstumsraten. Das wird uns nun bei der Staatsverschuldung zum Verhängnis.

A) Plan B der Wissensmanufaktur

 Andreas Popp, seinerseits Vertreter der Wissensmanufaktur (Link) spricht gerne von der Umverteilung von „fleißig nach reich“. In der Wissensmanufaktur hat er zusammen mit Rico Albrecht den „Plan B“(2) entwickelt. Dieser basiert auf 4 Grundpfeilern:

  1. Fließendes Geld
  2. Bedingungsloses Grundeinkommen
  3. Soziales Bodenrecht
  4. Pressefreiheit

Fließendes Geld bedeutet, mir wird jährlich Geld vom Konto abgezogen, wenn ich es nicht ausgebe. Dies kann man auch als negativen Zins oder Umlaufgebühr interpretieren. Die Geldmenge wird von der vierten zu etablierenden Staatsmacht (Monetative) geregelt. Dieses somit an den Staat fließende Geld sowie die Einnahmen aus dem sozialen Bodenrecht finanzieren das BGE.

Soziales Bodenrecht bedeutet, alle Grundstücke gehören dem Staat und können angemietet werden. Je mehr Grund ich benutzen will, desto höher sind die Gebühren. Das heißt Großgrundbesitzer müssen entweder entsprechend produktiv sein oder auf Grund verzichten. So soll ein Anreiz für Produktivität geschaffen werden. Wer wenig Grund mietet und somit nur ein kleines Grundstück bewirtschaftet, von dem er andere ausschließt, muss auch weniger bezahlen. Im Idealfall lässt sich so der Grund um ein Haus problemlos mit dem BGE bezahlen.

Pressefreiheit soll durch staatlich garantierte Sendezeiten für kleine Medien garantiert werden.

B) Österreichische Schule der Nationalökomie (3)

In eine ganz andere Richtung gehen libertäre Gruppierungen, welche immer mehr Zulauf gewinnen. Auf Internetplattformen wie Freiwillig Frei (ein deutscher Ableger vom Blog des oft als Sektierer bezeichneten Kanadiers Stefan Molyneux), der Website des investigativen Journalisten Alexander Benesch, das Magazin „eigentümlich frei“ oder dem libertären Freitum-Blog werden diverse Spielarten des Libertarismus aufgegriffen. Grundidee ist, dass Monopole und Wirtschaftskrisen nicht naturgegeben sind, sondern durch staatlichen Interventionismus entstehen. Der Staat ist sozusagen der Handlanger des Großkapitals und ohne den Staat könnte das Großkapital seine Interessen nicht durchsetzen. Dementsprechend setzen sich Libertäre für die Beschneidung des Staates ein: von den radikalen Anarchokapitalisten, deren Ziel die komplette Abschaffung des Staates ist, bis hin zu gemäßigteren Strömungen, wie etwa der Partei der Vernunft in Deutschland oder der Gruppierung „Liberaler Aufbruch“ um Euro-Skeptiker Frank Schäffler in der FDP.

Sie alle vertreten die Thesen der österreichischen Schule der Nationalökonomie um Ludwig von Mises, Friedrich von Hayek (Wirtschaftsnobelpreis 1974) und Murray Rothbard. Die österreichische Schule der Nationalökonomie geht davon aus, dass jede staatliche Intervention in den Markt zu Zerwürfnissen und in weiterer Folge zu weiteren Interventionen und letztendlich zu Crashs führt. Der Zinseszins ist in diesem System kein Problem, da es auch keine garantierten Renditen gibt. Im Zweifelsfall trägt der Investor das Risiko. Für das Beispiel des Josephskreuzers würde dies bedeuten: Die Bank, die das Sparbuch ausgestellt hat, existiert nicht mehr und folglich gibt es auch keinen Anspruch auf dieses Geld.

Da die „Austrians“ staatliche Interventionen ablehnen, sind sie auch gegen den Euro, da dieser ein gesetzlich vorgeschriebenes Zahlungsmittel ist. Sie würden die Eurokrise durch einen freien Wettbewerb der Währungen lösen: Wer mit Euro bezahlen will, kann das machen, wer mit Gold, einer Regionalwährung oder Bitcoins bezahlen will, ebenfalls. Solange der Dienstleister oder Verkäufer die jeweilige Währung akzeptiert, gibt es kein Problem.

Die Frage nach Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung etc. drängt sich hier natürlich auf. Antwort der „Austrians“: Der Staat nimmt uns aktuell rund 70% unseres Einkommens ab. Hätte jeder mehr Geld, wäre es auch kein Problem, sich privat zu versichern. Oder: „Kann ein Politiker deine Probleme besser erkennen und lösen als du selbst? Kann ein Bürokrat/Beamter deine Probleme besser erkennen und lösen als du selbst? Wer bleibt dann übrig im Staat um deine Probleme besser zu lösen als du selbst?“

C) Abschaffung des Geldes – Kooperation und Tausch

Während meiner Recherchen zum Thema Geldsystem stieß ich auch auf Professor Franz Hörmann (4). Er setzt sich für die Abschaffung von Geld ein und strebt eine Gesellschaft des Tauschs und der Kooperation an. Seine Vision: Jeder Mensch ist bei einer demokratischen Zentralbank registriert.
Wenn ich beispielsweise Weinproduzent bin, bekomme ich pro produziertem Liter Wein 20 Geldeinheiten gutgeschrieben. Wenn ein Kunde nun 1 Liter Wein „kauft“, so werden ihm 5 Geldeinheiten abgezogen. Alle Preise werden nicht auf dem Markt, sondern gesetzlich und individuell pro Person festgelegt. Dadurch will er den Moral Hazard aushebeln, denn wenn ich weiß, dass mein Kunde unbedingt meinen Wein haben will, könnte auf dem freien Markt ein „überhöhter“ Preis entstehen.

Durch diese Entkoppelung von Produktion und Verkauf entsteht für jeden Menschen ein individuelles Wirtschaftssystem, in welchem sich die Preise an die speziellen Bedürfnisse (nicht Wünsche) anpassen. Aktuell hat jemand, der knappe Güter verkauft, kein Interesse daran, Alternativen dafür zu entwickeln, da er dadurch seine hohen Preise torpedieren würde. In Franz Hörmanns Modell würden allerdings jene Unternehmer profitieren, die künstliche Verknappung umgehen und einen Dienst an der Gesellschaft leisten. Dadurch soll eine bedingungslose Grundversorgung (im Gegensatz zu einem BGE) erreicht werden.

Ein wichtiger Aspekt in diesem System wäre auch die Abschaffung der Inflation, welche durch die gesetzliche Preisregelung erreicht werden kann. Wir sehen auch hier eine staatliche Geldkontrollinstanz im Sinne einer Monetative.
In diesem System würden produktive Menschen belohnt werden, da sie durch ihre produzierten Güter und Dienstleistungen mehr Guthaben von der Zentralbank gutgeschrieben bekommen. Für mich stellt sich die Frage: Wer legt die individuellen Preise fest? Diese Frage ist noch zu klären.

Finanzproblem oder Demokratieproblem?

Ein wichtiger Aspekt neben dem Geldsystem ist aber auch unsere Demokratie. Unsere Demokratie hat einen gravierenden Konstruktionsfehler. Parteien kämpfen um Stimmen. Parteien gewinnen Stimmen, wenn sie für den Bürger Gutes tun. Dazu brauchen sie Geld. Der Staat kann sich aber nur auf zwei Arten finanzieren:

  1. Er erhebt Steuern
  2. Er verschuldet sich gegen Zinsen

Steuererhöhungen sind unpopulär und kosten Wählerstimmen. Dementsprechend sind die regierenden Parteien motiviert, Kredite aufzunehmen. Wer auf 4 oder 5 Jahre gewählt ist, denkt nicht immer langfristig.
Ob eines der drei oben angeführten Konzepte die Lösung für unsere Probleme darstellt oder ob es ein anderer Weg sein wird, der uns aus der Krise führt, werden wir sehen. Fakt ist, wir haben es selbst in der Hand.

(1)http://www.bilderbergmeetings.org/index.php
(2)http://www.wissensmanufaktur.net/plan-b-fuer-einsteiger
(3)http://www.parteidervernunft.de/sites/default/files/einfach-frei.pdf
(4)http://www.franzhoermann.com/