Politik | Bauernschlau

Die Papierbäuerin

Am Beispiel von Landesrätin Waltraud Deeg und dem Hof ihres Mannes lässt sich aufzeigen, wie Südtirols „Urlaub auf dem Bauernhof“ in der Realität funktioniert.
Deeg
Foto: Montage: salto.bz
Waltraud Deeg ist freundlich, sie antwortet auf jede Frage und ist im Gespräch mit salto.bz absolut offen. Nur eines will sich die Landesrätin für Familie, Soziales, Senioren und Wohnbau nicht gefallen lassen. Den Titel Papierbäuerin. „Ich bin keine Bäuerin, der Hof gehört meinem Mann und wir leben in Gütertrennung“, sagt die SVP-Politikerin.
Auch Deegs Ehemann Wilfried Taschler, von Beruf Gemeindesekretär in Toblach, gibt offen Auskunft. „Die Bestimmungen gelten für alle gleich, ich habe mich an alle Regeln gehalten und habe nichts zu verbergen“, meint der studierte Jurist.
Beide haben Recht. Waltraud Deeg und Wilfried Taschler haben gegen kein Gesetz und gegen keine Bestimmung verstoßen. Vielleicht wurden und werden gewisse Regeln etwas gedehnt, aber alles, was sie getan haben und tun, ist auf dem Papier machbar und legal.
Von der politischen Ethik her sieht das Ganze aber etwas anders aus.
Denn der Fall Deeg/Taschler zeigt exemplarisch auf, wie Südtirols System „Urlaub auf dem Bauernhof“ in der Realität funktioniert. Welche Augenauswischerei der „notwendige Nebenerwerb“ für den Bauern in manchen Fällen ist.
Aber auch mit welcher Scheinheiligkeit man zwischen der Regierungspartei SVP und dem Südtiroler Bauerbund seit Monaten über die Beseitigung der Missstände und eine gesetzliche Reform der Materie diskutiert, während man die Wölfe im eigenen Schafstall gemütlich schlafen lässt.
Der Fall Deeg/Taschler zeigt auch mit welcher Scheinheiligkeit man zwischen der Regierungspartei SVP und dem Südtiroler Bauerbund seit Monaten über eine gesetzliche Reform diskutiert, während man die Wölfe im eigenen Schafstall gemütlich schlafen lässt.
 

Der Weiherhof

 
Waltraud Deeg wächst in Bozen auf. Sie ist familiär aber mit Bruneck verbunden und hat dort seit ihrer Geburt auch den Wohnsitz. Nach dem Tod ihrer Eltern behält sie die elterliche Wohnung in der Rienzstadt, wo sie auch heute noch wohnt. „Ich bin seit 47 Jahren in Bruneck ansässig“, sagt die Landesrätin sichtlich stolz. 1999 heiratet Deeg den Toblacher Gemeindesekretär Wilfried Taschler. Zusammen mit ihrer inzwischen volljährigen Tochter ist die Familie anfänglich in Bruneck ansässig.
2006 steht in Niederdorf ein genehmigtes Bauprojekt zum Verkauf. Es handelt sich um die Aussiedlung und Neuerrichtung einer Hofstelle für einen geschlossenen Hof. Weil der Neubau am Weiherweg entstehen soll, erhält das Hofprojekt den Namen „Weiherhof“.
Wilfried Taschler, der Ehemann von Waltraud Deeg, kauft das Projekt und baut zwischen 2008 und 2010 einen ansehnlichen Hof mit einem gleich großen Nebengebäude, in dem Stadel und Stall untergebracht sind. Das Ganze ist eher eine Villa als ein Bauernhof. Im Bauernhaus werden auch zwei Wohnungen gebaut, die für den „Urlaub auf dem Bauernhof“ dienen sollen.
 

Der Junglandwirt

 
Wilfried Taschler absolviert, weil er damals unter 40 Jahre alt ist, den „Junglandwirtelehrgang“. Es ist ein Lehrgang, der an den vier Landwirtschaftsschulen des Landes jungen Erwachsenen ohne landwirtschaftliche Ausbildung eine berufliche Qualifikation im Bereich Landwirtschaft ermöglichen soll. Im Volksmund wird dieser Kurs „Schnellsiederkurs“ genannt, weil man in 270 Stunden die Berufsqualifikation als Landwirt erhält.
 
 
So wird aus dem Toblacher Gemeindesekretär und Juristen auf dem Papier ein vollwertiger Bauer.
Laut Regionalgesetz müssen Nebenbeschäftigungen der Gemeindebediensteten genehmigt werden und eine selbstständige Tätigkeit ist verboten, doch landwirtschaftliche Tätigkeiten sind davon ausgeklammert. Demnach ist auch dienstrechtlich alles in Ordnung. Am 19. Jänner 2010 lässt sich Wilfried Taschler in der Bozner Handelskammer als landwirtschaftlicher Unternehmer eintragen. Dabei werden auch die Aufzucht von Vieh und die Haltung von Pferden eingetragen. Zweieinhalb Jahre später wird die Tätigkeit auf „Agritourismus und Beherbergung von Gästen“ erweitert.
Damit beginnt auch der „Urlaub auf dem Bauernhof“ am Weiherhof. Der Hof und die Wohnungen sind in das offizielle Register in der Kategorie „zwei Blumen eingetragen. „Ich vermiete die beiden Wohnungen“, bestätigt Wilfried Taschler gegenüber salto.bz. Auffallend ist: Weder in der offiziellen Liste des „Roten Hahns“ noch im Internet ist der Weiherhof zu finden.
 

Zwei Wohnsitze

 
Aber auch sonst ist der Weiherhof ein besonderer Hof. Urlaub auf den Bauernhof gilt als Nebenerwerb eines Bauern. Im Gesetz gibt es genaue Tabellen, wie dabei die Arbeitstunden zwischen Landwirtschaft und Nebenerwerb verteilt sein müssen.
Hier dürfte es nicht ganz stimmen. Auf dem Weiherhof ist im offiziellen Landesregister (UMA) keine einzige Maschine zugelassen. Zudem gibt es im geräumigen Stall seit mindestens zwei Jahren auch kein Vieh mehr. „Wir hatten bis 2015 Kälber und danach bis Mitte 2017 mehrere Pferde“, sagt das Ehepaar Taschler/Deeg unisono.
In Niederdorf behaupten böse Zungen, dass man sich die Tiere vom Toblacher SVP-Vizebürgermeister Anton Tschurtschenthaler ausgeliehen“ habe, um rechtlich in Ordnung zu sein. Hier dürfte es sich aber eher um üble Nachrede handeln.
Dass man in der Familie Deeg/Taschler aber durchaus kreative Lösungen zugetan ist, zeigt ein anderes Detail. Ein Bauernhof braucht natürlich auch eine Bauernfamilie. Umso mehr, wenn man dort auch noch Urlaub auf den Bauernhof anbietet.
 
 
Deshalb haben Waltraud Deeg und Wilfried Taschler zwei verschiedene Wohnsitze. Die SVP-Politikerin in ihrer Wohnung in Bruneck, der Gemeindesekretär und die gemeinsame Tochter am Weiherhof in Niederdorf. Auch das ist gesetzlich durchaus zulässig.
Der steuerlich angenehme Nebeneffekt: Beides sind Erstwohnungen und damit GIS-befreit.
 

Reiche Bauern

 
Der Sinn der Urlaub-auf-dem-Bauernhof-Gesetzgebung ist es, dem Landwirt, der unter schwierigen Bedingungen arbeiten und leben muss, eine zusätzliche Einnahmequelle zur Existenzsicherung zu erschließen. Ein durchaus sinnvolles und ehrenhaftes Anliegen.
Dass diese politische Maxime im Fall Deeg/Taschler wohl kaum zutreffen kann, zeigt ein Blick auf die Einkommenssituation des Ehepaares. Beide sind öffentliche Verwalter und müssen damit ihre Steuererklärungen offen legen. Waltraud Deeg hat im Jahr 2018 162.756 Euro verdient. Wilfried Taschler bekam im vergangenen Jahr als Gemeindesekretär von Toblach ein Jahresgehalt von 101.204,02 Euro. Es dürfte damit schwer erklärbar sein, warum diese „Bauernfamilie“ auch noch einen bäuerlichen Nebenerwerb braucht.
 
 
Mein Mann hat den Hof gekauft, bevor ich 2010 in die Gemeindepolitik gegangen bin“, versteht Waltraud Deeg das Interesse an dieser Geschichte nicht ganz. Auch ihr Mann Wilfried Taschler meint: „Ich habe nur das getan, was viele andere auch machen“.
Auch das stimmt. Es gibt sicherlich ein Dutzend noch problematischere Fälle von Papierbauern in Südtirol.
Dass aber ausgerechnet ein Mitglied der Landesregierung die Bestimmungen so dehnt und pervertiert, dürfte für die SVP ein heißes politisches Eisen sein.
 

Die geplante Reform

 
Erst im Oktober hat Peter Faistnauer vom Team K in einem Beschlussantrag im Landtag den Missbrauch des Urlaubs auf dem Bauernhof und die mangelnden Kontrollen aufs Tapet gebracht.
Es entwickelte sich im Landtag eine heftige Diskussion. Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler kündigte für Frühjahr 2020 eine Überarbeitung des Gesetzes an. Die Kriterien und Bestimmungen sollen verschärft werden. „Urlaub am Bauernhof soll nur mehr dort erlaubt sein, wo Bauer und Bäuerin wohnen und den Hof auch bearbeiten“, umschreibt Schuler seine Gangart. Der Südtiroler Bauernbund applaudierte wenig später etwas verhalten.
 
 
Die bloße Einführung der Verpflichtung, am Hof Tiere zu halten, um eine Lizenz für den Urlaub auf dem Bauernhof zu erhalten, wird das Problem nicht beheben“, nimmt Peter Faistnauer jetzt das Thema wieder auf. Der Team K- Abgeordnete: „Sogenannte Papierbauern und -bäuerinnen sind vielfach den Gemeindeverwaltungen bekannt und ich bin schon gespannt, wie man mit dem neuen Gesetz den Schlaumeiern das Handwerk legen will“.
Während der Landtagsdebatte saß Waltraud Deeg auf der Regierungsbank neben Arnold Schuler. Die SVP-Politikerin sagte selbstredend damals kein Wort. Darauf angesprochen, zögert Deeg jetzt keine Sekunde: „Ich trage die von der SVP vorgeschlagene Gesetzesänderung voll mit“, sagt sie zu salto.bz.
Die Ironie der Geschichte: Schulers Reform wird genau das, was die Familie Deeg/Taschler am Weiherhof tut, nicht mehr erlauben.
Waltraud Deeg ist aber Juristin. Und als solche weiß sie, dass man Bestimmungen nicht rückwirkend anwenden kann.
 

Update: (8.11.19 - 12.22 Uhr)

 
Waltraud Deeg legt Wert auf zwei Berichtigungen. Im Sinne der korrekten Anwendung nutzte Sie den Erstwohnungsabsetze-Betrag der GIS in Bruneck nicht. Zudem stimme es auch nicht, das Wilfried Taschler einen Jungbauernkurs besucht habe.
 


 
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Sigmund Kripp Fr., 08.11.2019 - 09:01

Ein sehr interessanter Artikel! Einzig der Satz "Das Ganze ist eher eine Villa als ein Bauernhof." ist heute nicht mehr angebracht! Denn wie soll ein neu gebauter Bauernhof heute ausschauen? Wie einer aus dem 17. Jahrhundert? Ich denke, es ist gut, wenn moderne Architektur auch in der Landwirtschaft angewandt wird. Ein Bauernhof kann kubistisch designt sein, aus Stahl und Glas, oder aus Strohballen gebaut werden. DAS ist nicht das Problem!

Fr., 08.11.2019 - 09:01 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Fr., 08.11.2019 - 14:41

Antwort auf von Sigmund Kripp

Ich glaube es geht nicht um die Ästhetik, sondern um die Widmung bzw. die Natur der Liegenschaft. Ein Bauernhof müsste eigentlich der (land)Wirtschaft dienen und Nutzen. Will heißen bevor Platz für den Mercedes geschaffen wird, muss Platz für den Traktor da sein, bevor Platz für den Pool genommen wird, muss Platz für ein Hühnerstall da sein usw. Keiner hat dann darüber zu richten ob die Dachterrasse am Hof besser als Veranda genutzt werden sollte.

Fr., 08.11.2019 - 14:41 Permalink
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Günther Alois … Fr., 08.11.2019 - 09:22

Frau Deeg und Familie,rechtlich seid ihr sicherlich in absoluter Ordnung,aber in der Position als Landesrätin in der SVP finde ich es moralisch und ethisch absolut nicht in Ordnung! Gerade IHR Landesräte solltet ein Vorbild sein! Da werden sich doch einige "SVP Schäflein aufregen,ihr schon,andere nicht????? Ach ja rückwirkend kann man ............. Bin neugierig wie sie sich im Südtiroler Landtag verhalten werden,wen es in Zukunft um dieses"heisse SVP Eisen" gehen wird???? Ja Herr Schuler,was sagen sie dazu????

Fr., 08.11.2019 - 09:22 Permalink
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Manfred Gasser Fr., 08.11.2019 - 11:42

Antwort auf von Günther Alois …

Bin da ganz ihrer Meinung, und hätte noch eine Frage bezüglich Einkommen von Bauernhof.
Wird dieses Bauernehepaar mit einem Einkommen von ca. 250.000 € beim Einkommen des Bauernhofes steuerlich gleich behandelt, wie ein Bergbauer in Pfelders, der zum überleben zwei Zimmer vermietet?

Fr., 08.11.2019 - 11:42 Permalink
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Felix von Wohlgemuth Fr., 08.11.2019 - 09:31

„Der steuerlich angenehme Nebeneffekt: Beides sind Erstwohnungen und damit GIS befreit.“

Gibt es hier auch eine Ausnahmegenehmigung für Bauern?

Bei Ehepartnern, welche beide eine Erstwohnung besitzen, muss zum Zwecke der Gemeindeimmobiliensteuer (GIS) angegeben werden, für welche die Befreiung in Anspruch genommen wird. Die Gemeinden fordern diese Erklärung von Ehepartnern auch regelmäßig ein. Zwei Erstwohnungs-Befreiungen sind für Ehepartner daher nicht möglich und ich gehe davon aus, dass das auch in diesem Fall nicht so sein wird.

Von dieser steuerrechtlichen Regelung bleiben meldeamtliche Bestimmungen unberührt, weshalb auch Ehepartner durchaus zwei verschiedene Wohnsitze haben können.

Fr., 08.11.2019 - 09:31 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Fr., 08.11.2019 - 14:57

Schade dass die Medien auf Nationalebene diesem Thema keine Achtung schenken. Fünf Sterne und PD könnten hier mal eine Gattung anprangern, die es verdienen würde richtig salzige Steuern zu zahlen! Feindbilder sind in der Politik doch immer so gefragt, wieso sagt keiner dem Capitano was?

Fr., 08.11.2019 - 14:57 Permalink
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Sepp.Bacher Fr., 08.11.2019 - 16:26

Diese Geschichte zeigt auch deutlich, dass eine erklärte Arbeitnehmer-Vertreterin keine Skrupel hat, solche Dinge zu tun! Außerdem hat Frau Deeg auch kein bisschen Gespür für Korrektheit. Politiker verschiedenen Couleurs scheinen keine politische Ethik mehr zu haben. Das sieht man auch beim Verhalten der Landtags- und Regionalrats-Abgeordneten im Zusammenhang, wie sie sich weiterhin Privilegien und Vorteile für sich und ihre Vorgänger bei der Rentenberechnung oder bei den Steuerfreibeträgen ihrer Bezüge sichern!
Ob Arbeitnehmer - glaubt ihnen eh keiner mehr - oder jene mit Freiheit in der Bezeichnung: Sie sind keinen deut besser. Die SVP-ler machen´s aber gezielt und mit System! Wie lange noch??

Fr., 08.11.2019 - 16:26 Permalink
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Felix von Wohlgemuth Fr., 08.11.2019 - 17:45

Antwort auf von Sepp.Bacher

Ich stehe ja sicher nicht im Verdacht, ein SVP’ler zu sein ;) aber ich sehe da leider die Story nicht. Was hätte Frau Deeg Ihrer Meinung nach machen sollen Herr Bacher? Hätte Sie ihren Mann etwa zwingen sollen, den Hof zu verkaufen, als sie beschlossen hat, in die Politik zu gehen?
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung.

Fr., 08.11.2019 - 17:45 Permalink
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Sepp.Bacher Fr., 08.11.2019 - 19:38

Antwort auf von Felix von Wohlgemuth

Hallo Felix - meine Antwort: sie hat gemacht, was alle machen und sie hat es Gesetzes-konform gemacht. Juristisch richtig ist noch nicht ethisch gut. Oder ? Ich würde vorschlagen - wie ich es schon einmal getan habe -, man sollte nicht nur in der Sanität eine Ethikkommission einrichten sondern auch in der Politik.
Und du findest richtig, dass die SVP - inkl. Arbeitnehmer - sowie die meisten Oppositionellen - sich einerseits das Gehalt nach der Inflation anpassen, wovon Lohnempfänger und noch mehr wir Rentner nur träumen können; dass sie sich alle Privilegien in krummer Weise bei den Renten sichern und bei uns Rentnern sagen "Uns sind die Hände gebunden" (O-Ton Renzler)?!

Fr., 08.11.2019 - 19:38 Permalink
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19 amet Fr., 08.11.2019 - 18:22

Was ist das für ein Bauernhof wo keine Tiere sind, keine Maschinen, nur die Wohnungen der Besitzer und der Gäste ? Entweder er wird bewirtschaftet oder er ist als Wohnhaus (im Bauernstil) einzustufen, und die Zimmervermietung besteuert, aber nicht nach dem privilegierten Bauerntarif.

Fr., 08.11.2019 - 18:22 Permalink
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Waltraud Deeg Fr., 08.11.2019 - 21:34

Schönen guten Abend, Herr Franceschini hat seine Absicht, eine Story zu konstruieren und Stimmung zu machen sicher erreicht. Werde nur auf jene Punkte eingehen, die ihm bereits vor dem Verfassen dieses Artikels bekannt waren.

Ich schicke voraus, dass -wie Herr Franceschini im Artikel richtig anführt- nicht ich Eigentümerin des Hofes bin, sondern mein Mann in Gütertrennung.

Da es aber um mich und die SVP und die Politik geht, beziehe ich kurz Stellung: Wie RA Felix von Wohlgemut richtig ausführt, ist die gesetzliche Regelung diejenige, dass Ehepaare getrennte Wohnsitze haben dürfen, dass aber die Befreiung für die Erstwohnung nur einmal genutzt werden kann. So ist es auch in unserem Fall. Herr Franceschini wusste das natürlich beim Verfassen des Artikels nur zu gut.

Zum Urlaub auf dem Bauernhof und Privatzimmervermietung: Die steuerliche Handhabung betreffend GIS ist dieselbe. Es macht also steuerlich keinen Unterschied, ob die Wohnungen als Privatzimmervermietung oder als UAB vermietet wird, auch was die Gästemeldung betrifft. Es wurde am Hof keine Zusatzkubatur für UAB verbaut.

Für die Bewirtschaftung ist natürlich auch der Einsatz von Maschinen notwendig. Ein Ankauf der Maschinen in Eigentum ist bei so kleinen Flächen nicht rentabel und jeder kann in diesem Fall auf den Maschinenring als Unterstützung zurückgreifen.

Herr Franceschini bezieht sich auf „böse Dorfgespräche“ um schließlich nicht schreiben zu müssen, dass die Tierhaltung am Hof erst 2017 aufgegeben wurde, weil sie wirklich zeitlich und beruflich kaum machbar war.

Sehr geehrter Herr Franceschini, wenn sie bei Meldungen, die manche meiner Kollegen der Opposition betreffen, dann auch auf die Dorf- oder Stadtgespräche als verlässliche Quelle setzen um Menschen/Politiker schlecht darzustellen, dann wird es für manchen echt interessant, denn „böse Dorfgespräche“ kenne wir alle. Ich werde selten polemisch, diese Aussage sei mir hier angesichts dieser Diskussion erlaubt und verziehen. Persönlich würde ich das aus Rücksicht auf die Familien auch nie machen.

Für Rückfrage stehe ich natürlich weiterhin zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen Waltraud Deeg

Fr., 08.11.2019 - 21:34 Permalink
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Sepp.Bacher Sa., 09.11.2019 - 09:22

Antwort auf von Waltraud Deeg

Frau Deeg, drei Bemerkungen:
Ich dachte, dass ein geschlossener Hof mindestens so groß sein muss, dass er eine Lebensgrundlage bietet. Oder wurde die kleine Fläche nur geschlossen, um alle Vorteile der "armen Bauern" zu nutzen?
Aha, dann weiß ich jetzt auch, dass auch Privatzimmervermietung auch steuerfrei ist. Also sind wirklich nur Renten- und Lohnempfänger die Geschröpften, die Sie angeblich vertreten?!
Dass die Tierhaltung zu aufwendig ist, haben schon andere vor Ihnen bzw. Ihrem unschuldigen Mann gemerkt. Wohnungsvermietung ist im Vergleich viel erträglicher. Aber was bieten Sie den Gästen dann auf dem Bauernhof? Nicht einmal einen stinkenden Misthaufen? Fragen Sie mal Ihren Kollegen Alfreider, wie er das mit seiner Familien-"Holding" handhabt? Ein paar Schafe für die Optik, die brauchen keine große "Betreuung"!

Sa., 09.11.2019 - 09:22 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Sa., 09.11.2019 - 10:05

Antwort auf von Waltraud Deeg

Ich finde es schon mal gut, dass man hier mindestens bei den Steuern gleich behandelt wird wie jeder andere Normalsterbliche: ein Schritt in die richtige Richtung! Es stellt sich mir aber die Frage ob in diesem oder vergleichbaren Fällen, nicht andere der Landwirtschaft vorbehaltenen Privilegien in Anspruch genommen werden.

Sa., 09.11.2019 - 10:05 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Sa., 09.11.2019 - 11:25

Antwort auf von Waltraud Deeg

"Die steuerliche Handhabung betreffend GIS ist dieselbe. Es macht also steuerlich keinen Unterschied, ob die Wohnungen als Privatzimmervermietung oder als UAB vermietet wird"
Betreffend GIS ok Frau Deeg, aber wie schaut aus mit der Besteuerung der Einnahmen aus dem UaB? Sind Sie da Bauern oder Privatzimmervermieter?

Sa., 09.11.2019 - 11:25 Permalink
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Sepp.Bacher Sa., 09.11.2019 - 13:35

Antwort auf von Manfred Gasser

In meinem obigen Kommentar habe ich mich bezüglich Steuern nicht auf die GIS sondern auf die Einkommenssteuer bezogen. Denn ich finde es höchst ungerecht, wenn Gutverdiener in der Landwirtschaft (Obst- und Weinbauern, Gemüsebauern am Bauernmarkt, Bauern- und Almgastbetriebe) einfach keine Einkommenssteuer bezahlen müssen, obwohl die Einkommen über die Genossenschaften, oder einzuführenden Registrierkassen leicht zu erheben wären!

Sa., 09.11.2019 - 13:35 Permalink
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m s Fr., 08.11.2019 - 21:34

Empörend wie viele Pseudo-Bauern Privilegien auf Kosten von echten Bauern nutzen und zu ihrem Vorteil ausnutzen. Möchte nicht mal wissen welche zusätzliche öffentliche Unterstützungsbeiträge in solchen Fällen auch noch gezahlt werden und welche verminderten Steuern und Abgaben greifen,- weil "Bauer". Etwas ist Faul im Staate Däne...Südtirol.

Fr., 08.11.2019 - 21:34 Permalink
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Martin Federspieler Sa., 09.11.2019 - 09:52

Liebe Redaktion, dieses Problem löst man nicht, indem man einzelne Leute vorzugsweise aus dem Umfeld der (verhassten?) SVP an den Pranger stellt (die Meute der Kommentatoren hat man da schnell auf seiner Seite).
Denn die Nutznießer jener Bestimmungen, welche zum Schutze unserer (Berg)Bauernhöfe gedacht sind, gibt es quer durch alle Parteien und Gesellschaftsschichten.
Da nützen auch neue Regelungen nicht viel, wenn nicht entsprechende Sanktionen vorgesehen werden, die auch umsetzbar sind (was z.B. wenn jemand Kubatur für Urlaub am Bauernhof gebaut hat und diese nicht entsprechend nutzt - oder gütigkeitshalber zwei Übernachtungen im Jahr für die Ortstaxe meldet?).
Das kann sich nur ändern, wenn der Bauernbund - die wohl letzte und einzige noch wirklich schlagkräftige Lobby im Lande - hier seine Ausrichtung ändert:
indem es sich als Interessensvertreter der Höfe sieht, nich der Hofbesitzer.

Sa., 09.11.2019 - 09:52 Permalink
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Marcus A. Sa., 09.11.2019 - 13:41

Antwort auf von Martin Federspieler

Da haben Sie recht.

Aber was will man dem Bauernbund vorwerfen? Dass er sehr effizient die Interessen seiner Mitglieder unterstützt und es geschafft hat, die SVP unter vielen Aspekten in eine SBP zu ändern?

Wohl kaum. Das Problem ist die Nichtexistenz der Arbeitnehmervertretung und anderer Interessenverbände im Lande. Diese müssten hier auf den Tisch hauen und Druck machen.

Wo sind diese? Besonders die Arbeitnehmer sind seit vielen Jahren nicht mehr existent. Während für Otto-Normalbürger ein Haus und eine Wohnung zunehmend unerschwinglich wird, scheint es für andere kein Problem zu geben. Aber nochmals: der Bauernbund ist keine Caritas, sondern eine straff organsierte und sehr effiziente Lobby-Maschine. (nebenbei ist auch die Caritas keine "Caritas" im Sinne des Wortes....)

Frau Deeg scheint hier elegant die bestehenden Bestimmungen "auszunutzen". Nicht mehr, nicht weniger.
Kann man tun, sollte man aber speziell als "Arbeitnehmerin" nicht tun....

Es sind die Arbeitnehmer die endlich aufwachen müssten und sich fragen ob die SBP wirklich noch ihre Partei ist....
Besonders beim Aufwachen habe ich meine Zweifel.... Tiefschlaf ist noch milde ausgedrückt.

Sa., 09.11.2019 - 13:41 Permalink
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Hans Hanser Sa., 09.11.2019 - 16:10

Antwort auf von Marcus A.

Ihrem treffenden Kommentar ist nur beizupflichten. Der Südtiroler ist obrigkeitshörig und vertraut "der Partei", die ihm mit Einweihung von neuen Musiklokalen, Feuerwehrhallen, Sportplätzen und Kegelbahnen den Eindruck vermittelt, es werde etwas für "das kleine Volk" getan. Die Volksvertreter werden auch nach diesen Kriterien ausgesucht, sie sind auf Maturabällen, Skipisten und Volksfesten gern zugegen und müssen dieses Anforderungsprofil liefern. Beispielsweise haben während des Wahlkampfs alle Landtagskandidaten vermehrt auf ihr ehrenamtliches CV verwiesen.
Dass dabei eine Eigentumswohnung für eine 4köpfige Familie in Bozen die Grenze der halben Million überschreitet, scheint den freiwilligen Feuerwehrmann nicht zu beeindrucken. Und dass das Geld nur bis zum 20. reicht, ebenso nicht.
Auf das schlecht funktionierende System angesprochen, lautet die Antwort meistens "was soll man machen?" und auf den Hinweis es mal mit Charakter anstatt mit buckeln zu versuchen, folgt der pragmatische Satz "nützt eh nichts".
Der Verfall der Arbeitnehmerkultur hat eigentlich mit der Landtagspräsenz von Georg Pardeller seinen Anfang genommen und die Hoffnung, dass der klassische Arbeitnehmer in Südtirol über ausreichend Lobby verfügt, habe ich seit der Anwesenheit des Gewerkschaftsfunktionärs im Landtag aufgegeben.
Letztes Frage-Antwort-Spiel mit dem typischen Arbeitnehmer, der sich über die Zustände beklagt: "Hast du es mal mit der Wahl einer anderen Partei versucht?". Antwort: "Sinnlos, sind alles die selben."
@Marcus A., Sie verfolgen einen ehrenwerten, aber absolut sinnlosen Gedanken.

Sa., 09.11.2019 - 16:10 Permalink
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Profil für Benutzer Marcus A.
Marcus A. Sa., 09.11.2019 - 19:05

Antwort auf von Hans Hanser

Vollste Zustimmung.

Eine funktionierende Demokratie sollte immer durch das Ausbalancieren von Interessen funktionsfähig sein.
Tatsächlich ist dies in Südtirol seit vielen Jahren nicht mehr vorhanden.
Die Auswüchse kann man überall sehen, aber verstehen tun es Herr und Frau Südtiroler in vielen Fällen wohl nicht.

Zum Thema Arbeitnehmer innerhalb der SBP erübrigt sich jeder Kommentar und ist reine Zeitverschwendung.
Der Bauernbund und weitere mächtige Verbände können sich keine besseren "Parteifreunde" wünschen.

Aber nochmal: wer die Schuld für diese Misere beim Bauernbund sucht, hat Ursache und Wirkung nicht verstanden. Die Bauern waren schon immer sehr pragmatisch wenn es um das Ausnützen von sich eröffnenden Vorteilen geht. Moral ist für die Armen, das Geld gehört den Reichen.
Aber ja, "was soll man machen?
Jedes Volk hat die Regierung die es sich verdient.
Damit ist alles gesagt

Sa., 09.11.2019 - 19:05 Permalink
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Sepp.Bacher So., 10.11.2019 - 18:02

Antwort auf von Marcus A.

Die SVP ist nicht nur eine Bauernpartei sondern viel mehr ein Wirtschaftspartei; müsste als SWP heisen!
Politiker sollten aber den Anspruch haben, ethisch und korrekt zu handeln - ein Vorbild zu sein! Die ganzen Skandale haben nichts genutzt, weder in Italien noch in Südtirol. Erst wenn wenn die SWP - mitsamt den Arbeitnehmern und dem warmen Sessel der Frau Deeg - unter die Wahrnehmungsgrenze sinkt, wird sich etwas ändern. Ganz sicher bin ich mir dann auch noch nicht! Aber das ist ein frommer Wunsch, schon eher gefriert der Hölleneingang......

So., 10.11.2019 - 18:02 Permalink
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Sepp.Bacher Mo., 11.11.2019 - 09:45

Antwort auf von Marcus A.

@ marcus a. 09.11.2019, 13:41 - Diesmal will ich auf Nummer sicher gehen, dass auch jeder weis, auf wen ich antworte.
Bezüglich Bauernpartei und Arbeitnehmer: Ich lese heute in den Dolomiten, dass der Vorsitzenden Helmuth Renzler jetzt im Dienst der der Bauern-Rentner steht und bei den verschieden INPS-Direktionen im Sinne der Altbäuerinnen intervenieren will. So was habe ich bzgl Normal-Rentner/innen noch nie gehört oder gelesen. Er wird schon wissen, dass er damit einen guten Rückhalt für einen evtl Wiederwahl bekommt, was sonst fraglich sein könnte!
@ hans hanser 09.11.2019, 16:10 - Bei meinem Kommentar "Voll einverstanden!" waren Sie gemeint!

Mo., 11.11.2019 - 09:45 Permalink
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Profil für Benutzer rotaderga
rotaderga Sa., 09.11.2019 - 10:56

Wollte auch auf Urlaub auf dem Bauernhof ausbauen. Obwohl vergleichbare Basis wie hier und und heutigem Bericht in TZ wurde immer von den zuständigen Behörden und Beratungseinrichtungen auf fehlende Voraussetzungen im Sinne des Gesetzgebers verwiesen...Wenn man alles richtig machen will, macht man meistens am Ende nichts oder alles falsch.

Sa., 09.11.2019 - 10:56 Permalink
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Profil für Benutzer Werner Tasser
Werner Tasser Sa., 09.11.2019 - 19:20

An Frau Deeg: Als offiziell eingestufter Urlaub auf dem Bauernhof -Betrieb kann Ihr Ehemann für das äusserst vorteilhafte pauschale Steuersystem optieren, wo sämtliche Einnahmen aus der Vermietung der Ferienwohnungen keiner weiteren Besteuerung mehr unterliegen und lediglich 50% der kassierten Mehrwertsteuer (= 5%) an den Staat abgeführt werden müssen. Reine Privatzimmervermieter können diese vorteilhafte Steuerregelung nicht in Anspruch nehmen. Lassen Sie uns Leser und Leserinnen wissen ob Ihr Ehemann für diese äußerst günstige Steuerregelung, optiert hat und diese nützt bzw. unter welcher Steuerregelung er die U.a.B-Einnahmen versteuert?

Sa., 09.11.2019 - 19:20 Permalink
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Salto User
Günther Alois … So., 10.11.2019 - 09:11

Frau Deeg,ihre versuchten Rechtfertigungen sind nur peinlich,lassen sie das,das Volk weiss was hier abläuft!!! Bauernschaft nicht rentabel???Wurde erst2017 usw.das glaube ich ihnen,aber die Zimmervermietung mit fast NULL Steuern schon rentabel,oder?????? Ich glaube ihnen auch,dass Herr Franceschini nicht ihr Freund sein kann,denn wer die Wahrheit schreibt,ist immer unbequem,Vertuschungen sind eben bei ihm NICHT GEFRAGT,zum Glück gibt es noch hochqualifizierte,clevere Journalisten in Südtirol,was man von vielen anderen nicht behaupten kann-Weinberg und Co.

So., 10.11.2019 - 09:11 Permalink
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Profil für Benutzer G. P.
G. P. So., 10.11.2019 - 13:21

Antwort auf von Günther Alois …

Auch wenn ich Franceschinis politische Einstellung absolut nicht teile, Kompliment an ihn. Ich wage zu behaupten, er ist der einzige investigative Journalist in Südtirol, der sich diesen Namen verdient. Ohne ihn hätten viele hier im Lande noch leichteres Spiel ... alles zu vertuschen.

So., 10.11.2019 - 13:21 Permalink