Umwelt | Seilbahnverbindung

Zwei Träume, ein Schicksal?

Die Landesregierung sagt endgültig Nein zur Seilbahn Kastelruth-Seiser Alm. Und noch ein Traum scheint geplatzt: Langtaufers-Kaunertal wurde doppelt negativ begutachtet.
Seilbahn
Foto: Pixabay

Update

Die Nachricht bzw. Pressemitteilung mit dem Titel “Skizone Marinzen: Machbarkeitsstudie endgültig abgelehnt” wurde von der Landespresseagentur am Dienstag (16. April) um 15.25 Uhr an die Medien verschickt. Um 17.00 Uhr folgt eine “Richtigstellung zur PM Skigebiet Marinzen”:

“Die Presseaussendung der LPA bezüglich der Skizone Marinzen wurde gelöscht, da sie nicht die Entscheidung der Landesregierung wiedergab. Wir bitten daher, von einer Veröffentlichung abzusehen oder aus dem Newsportal zu löschen.”

 

Was bisher berichtet wurde

 

2016 war es ein Nein. 2018 war es ein Nein. Und 2019 bleibt es ein Nein, das die Landesregierung zur geplanten Seilbahnverbindung von Kastelruth auf die Seiser Alm ausspricht.

Anfang des Jahres hat das Verwaltungsgericht Bozen befunden, dass der Fall noch einmal aufgerollt werden muss. Zum zweiten Mal. Zuvor hatte die Landesregierung bereits 2016 die entsprechende Machbarkeitsstudie abgelehnt der Beschluss war, wie jener von 2018, von der Marinzen GmbH vor dem Verwaltungsgericht angefochten – und aufgehoben worden. Mit dem Urteil von Anfang Jänner 2019 befanden die Verwaltungsrichter, dass zusätzlich zur ursprünglichen Machbarkeitsstudie auch die beiden vorgelegten Varianten geprüft werden müssen. Und dass die Landesregierung eine “endgültige und verfahrensabschließende Maßnahme” erlassen muss.

60 Tage (ab Zustellung des Urteilsspruchs) gaben die Richter dem Land dafür Zeit. Nach einem – aufgrund landschaftsökologischer, verkehrstechnischer und sozioökonomischer Bedenken erneut negativen – Befund des Umweltbeirates vom 26. Februar folgten weitere Gutachten. Und zwar je eines vom Amt für Seilbahnen, von der Abteilung Mobilität und von der Abteilung Wirtschaft. Laut letzterem sei das geplante Projekt “eher negativ” zu bewerten. Auch das Amt für Seilbahn und die Abteilung Mobilität melden Zweifel ob der geplanten Förderleistung und der angestrebten Verkehrsreduzierung an.

So steht es im Beschluss Nr. 209, mit dem die Landesregierung bereits am 26. März dieses Jahres ein klares Signal gesendet hat: Es wird nichts mit dem Kastelruther Traum von der eigenen Seilbahn auf die Seiser Alm. Mit dem Beschluss teilte die Landesregierung der Marinzen GmbH die Hinderungsgründe mit. Danach waren 30 Tage Zeit für eventuelle Einwände.

Jetzt, drei Wochen später, ist es besiegelt: Nach Einsichtnahme in die Stellungnahme der Marinzen GmbH vom 3. April hat die Landesregierung den ergänzenden Eingriff zur “Erweiterung des Skigebietes Marinzen mit Anbindung an das Skigebiet Seiser Alm” – so der technische Titel des geplanten Seilbahnprojektes – endgültig abgelehnt.

Sowohl die ursprüngliche Machbarkeitsstudie als auch die beiden zusätzlichen Varianten erhalten ein Nein. Denn alles in allem würden die negativen Aspekte des Projekts gegenüber den positiven Aspekten überwiegen, lässt die Landesregierung ausrichten.

 

Luft raus auch in Langtaufers?

 

Und noch ein Jahrzehnte alter Traum von einer Seilbahnverbindung scheint endgültig ausgeträumt. In der Antwort auf eine Anfrage der Grünen teilt die zuständige Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer mit, dass der skitechnische Zusammenschluss des Obervinschger Langtauferer Tales mit dem Nordtiroler Gletscherskigebiet Kaunertal inzwischen zweifach negativ bewertet worden ist.

Zur Erinnerung: 2017 erteilte die Landesregierung dem Vorhaben eine Abfuhr. Wegen rechtlicher Widrigkeiten wurde der Beschluss aber im Frühjahr 2018 zurückgezogen – das Projekt musste erneut vom Umweltbeirat und von einer “sozioökonomischen Kommission” begutachtet werden.

Ersteres sei negativ ausgefallen, berichtet der Grüne Landtagsabgeordnete Hanspeter Staffler, der sich von Hochgruber Kuenzer die Unterlagen hat aushändigen lassen. Auch die “sozioökonomische Kommission” habe ein negatives Gutachten erteilt. Mitglieder dieser Kommission waren Manuela Defant (Direktorin der Landesabteilung Wirtschaft), Joachim Dejaco (Generaldirektor der STA) und Luca Filippi (Vizegeneralsekretär der Handels-, Industrie-, Handwerks- und Landwirtschaftskammer Bozen).

Die Kommission wird sich “allerdings erneut mit der Begutachtung des Projektes befassen”, teilt Landesrätin Hochgruber Kuenzer mit, “da für ein Kommissionsmitglied ein Befangenheitsverdacht besteht”.
 
Für Hanspeter Staffler ist die Sachlage trotzdem glakslar: “Das negative Gutachten dieser beiden Kommissionen bedeutet für die Grüne Fraktion, dass die Zusammenlegung der Skigebiete Kaunertal und Langtaufers ein für alle Mal vom Tisch ist. Auch wenn mit der Befangenheit eines Kommissionsmitglied noch ein Hintertürchen offenbleibt, ändert dies nichts an der Sachlage. Wir werden mit einem Beschlussantrag die Landesregierung zum wiederholten Male dazu aufzufordern, die Ergebnisse der Gutachten – vor allem des Umweltbeirats – als bindende Entscheidung anzuerkennen und konsequenterweise das Projekt abzulehnen.”