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Das Athesia-Almdorf

Am Ende des Schnalstals ist Südtirols wohl größter Hotelkomplex geplant. Umsetzen will das Projekt die Schnalstaler Gletscherbahnen AG – allerdings nicht ohne UVP.
Almdorf Schnals
Foto: ARGENATURA/Kathrin Kofler

Er kenne keinen Beherbergungsbetrieb dieser Größe in Südtirol. “Zumindest mir wäre nicht bekannt, dass es ein einziges Hotel in dieser Kubatur gibt.” So zitiert RAI Südtirol den Direktor des Landesamtes für Umweltprüfungen Paul Gänsbacher. Noch gibt es den Bau, auf den sich der Amtsdirektor bezieht, nicht. Doch er ist in Planung: ein Hotel-Projekt, das die Schnalstaler Gletscherbahnen AG in Kurzras, im Talschluss des Schnalstales, realisieren will.

 

Auf ca. 2.000 Metern Meereshöhe soll das “Almdorf Schnals” entstehen. Gleich neben der Talstation der Schnalstaler Gletscherbahn, die zusammen mit dem Skigebiet Schnalstaler Gletscher von der gleichnamigen Aktiengesellschaft betrieben wird. Seit Oktober 2018 ist die Schnalstaler Gletscherbahnen AG, zu der auch ein Wasserkraftwerk, ein Blockheizkraftwerk, das Glacier Hotel Grawand, der Caravan Park Schnals und Skihütten gehören, und an der auch die Gemeinde Schnals Anteile hält, mehrheitlich in den Händen des Athesia-Konzerns. Und dieser hat nun Großes vor.

 

Voluminöses Vorhaben

 

Auf einem 1,7 Hektar großen Areal soll ein Hotelkomplex mit einem zentralen Mehrzweckgebäude – samt Sport-, Pool- und Wellnessbereich – sowie sechs Zimmertrakten mit 600 Zimmern entstehen. Veranschlagt ist ein oberirdisches Bauvolumen von rund 55.000 und ein unterirdisches Bauvolumen von rund 26.000 Kubikmeter, die vor allem für zwei Garagengeschosse verwendet werden sollen.

Das Projektgebiet ist als Tourismuszone ausgewiesen und umfasst aktuell eine Naherholungszone samt Wanderweg, Tennisplätzen, einem Parkplatz und Weideflächen. Um den Hotelkomplex zu realisieren, müssten unter anderem ein Bach verlegt und Lawinenschutzdämme von 6 bis 8 Metern Höhe errichtet werden. Für die Eingriffe in die Umwelt sind Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen.

 

Das geht aus einer Umweltvorstudie (UVS) hervor, die dazu diente festzustellen, ob das Projekt einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) unterzogen werden muss. Datiert ist das Dokument auf den 14. Februar 2020. Und die Antwort aus dem zuständigen Amt für Umweltprüfungen lautet: Ja.

 

UVP unumgänglich

 

Das bestätigt Direktor Paul Gänsbacher gegenüber RAI Südtirol. Insbesondere weist die Umweltvorstudie auf das äußerst sensible Moorgebiet hin, an das das Projektgebiet direkt grenzt, das “einen sehr hohen naturschutzfachlichen Wert” aufweise und daher “unangetastet und in seiner ökologischen Funktionalität erhalten” bleiben müsse. Außerdem heißt es in der UVS: “Nachteilige Auswirkungen ergeben sich für das Landschaftsbild, da es sich beim Talschluss bei Kurzras um eine sensible Zone in subalpinem Gelände handelt. Der Bau des Almdorfes samt seinen Lawinenschutzwällen werden zu Änderungen des Landschaftsbildes führen, die neuen Strukturen liegen teilweise höher als der aktuelle Bestand.” Dass das Planungsgebiet direkt an bestehende Strukturen angrenze und in einer “bereits technisch überprägten Landschaftskammer” liege, wirke sich hingegen mildernd auf die Auswirkungen aus.

 

Im Amt für Umweltprüfungen ist man schließlich zu folgendem Schluss gekommen: “Aufgrund der Größe des Eingriffs und der Lage des Projektgebietes erscheinen zusätzliche Untersuchungen zur Bestimmung der Umweltauswirkungen notwendig. Besonders zu beachten sind die landschaftlichen Auswirkungen durch das enorme unterirdische und oberirdische Bauvolumen der Gebäude des Hotelkomplexes und die notwendigen Lawinenschutzdämme, die möglichen hydrogeologischen Auswirkungen auf den angrenzenden, sehr sensiblen Moorkomplex durch den Aushub für die unterirdischen Garagengeschosse, die Auswirkungen durch die Baustellen und die notwendigen Transporte des Aushubmaterials und der eventuell notwendigen Deponieflächen.”

Sprich, das “Almdorf Schnals” wird nun auf Herz und Nieren bzw. seine Umweltverträglichkeit geprüft.