Gesellschaft | Massentest

Südtirol testet – und dann?

Die Verordnung zum Corona-Screening ist in Kraft. “Niemand wird gezwungen”, stellt der Landeshauptmann klar. Der Gesundheitslandesrat spielt den Ball der Bevölkerung zu.
Corona-Screening
Foto: LFV

Um 16.59 Uhr ist am Dienstag die Dringlichkeitsverordnung Nr. 70 in Kraft getreten. Damit regelt Landeshauptmann Arno Kompatscher die landesweite Corona-Schnelltestaktion “Südtirol testet”, die am 20., 21. und 22. November in allen 116 Südtiroler Gemeinden stattfindet.

Um 17 Uhr informierte Kompatscher die Landtagsabgeordneten über die Inhalte der Verordnung. Die darin festgehaltenen Regeln nur für das “Sonderprojekt” Massentest. Sie betreffen in erster Linie die Rechtsfolgen, die sich aus dem Ergebnis des Antigen-Schnelltests für die Personen, die sich testen lassen, ergeben. Und zwar sind das folgende:

  • nach dem Test werden die Bürger auf telematischem Weg – über E-Mail oder Handynachricht – über das Testergebnis informiert
  • bei negativem Resultat erhält man die Benachrichtigung samt der Anweisung, weiterhin Vorsicht walten zu lassen und die allgemeinen Sicherheitsregeln (Abstand, Hygiene, Atemschutz) einzuhalten
  • bei positivem Resultat erhält man die Benachrichtigung samt der Isolationsverfügung für 10 Tage und Anweisungen, wie man sich während der Isolation zu verhalten hat
    • wer zum Zeitpunkt des Tests keine Symptome hat und während der 10-tätigen Isolation asymptomatisch bleibt, darf sie nach 10 Tagen ohne weiteren Test verlassen
    • wer Symptome aufweist – diese Personen sollten erst gar nicht zum Screening kommen, sondern sich an den Hausarzt wenden – bzw. während der Isolation entwickelt, muss sich mein Hausarzt melden, mit dem das weitere Vorgehen besprochen wird; der Hausarzt beantragt einen PCR-Test und, falls notwendig, die medizinische Versorgung; ist das Ergebnis des PCR-Tests negativ, wird die Isolation beendet, auf jeden Fall beendet ist sie nach spätestens 21 Tagen – auch ohne negativen Test
  • alle Positiven, mit oder ohne Symptomen, werden krank geschrieben, falls der entsprechende Wunsch auf Krankschreibung bei der Anmeldung zu den Tests angegeben wurde; um die Meldung bei der INPS, mit der dieses Vorgehen schriftlich vereinbart worden ist, kümmert sich der Sanitätsbetrieb
  • enge Kontaktpersonen von positiv Getesteten werden nicht automatisch in Quarantäne geschickt, der Infizierte muss sich aber isolieren; falls das nicht möglich ist, könnten dazu so genannte “Covid-Hotels” zur Verfügung gestellt werden, wo sich eventuell negativ getestete Personen aufhalten können, die sich zu Hause nicht von der positiv getesteten Person abschotten können – man sei dabei diese Möglichkeit zu prüfen, bestätigt Gesundheitslandesrat Thomas Widmann, einige Betriebe hätten sich auch schon gemeldet; er rechnet damit, dass 100 bis 300 Personen Bedarf dafür haben könnten
  • die Tests können auch bei akkreditierten Haus- oder Amtsärzten und Apotheken, Privatstrukturen oder betriebsinternen Amtsärzten durchgeführt werden (die entsprechende Liste soll am Mittwoch veröffentlicht werden), und zwar bis zu 72 Stunden vor und 72 Stunden nach der Aktion “Südtirol testet”

 

Gemeinden geben vor

 

Zur Frage, wie die Corona-Screenings am Wochenende logistisch und organisatorisch bewältigt werden, verweist Landeshauptmann Kompatscher auf eine Pressekonferenz, die am Mittwoch, 18. November, für 13 Uhr angesetzt ist, und auf der “Südtirol testet” der Öffentlichkeit vorgestellt wird (mitzuverfolgen auf Facebook oder Youtube).

Die Einladungen zum Test, die Vormerkungen und eventuelle Gruppierungen – etwa nach Straßenzügen – erfolgt je nach Gemeinde unterschiedlich. Mit Meran und Brixen haben zwei der größten Städte ihre Strategie bereits erstellt. Das Vorgehen in der Landeshauptstadt Bozen wird am Mittwoch Vormittag präsentiert. “Der Ordnungsdienst – Freiwillige Feuerwehren, Sicherheitskräfte – wird dafür sorgen, dass es zu keinen Menschenansammlungen kommt”, verspricht der Landeshauptmann. Das gesamte am Screening-Wochenenende eingesetzte Personal wird vorab selbst einem Corona-Schnelltest unterzogen.

 

Theoretisch sei “logistisch schaffbar”, die angepeilten 350.000 Personen zu testen, betont Kompatscher. Auch die Testkapazitäten sind vorhanden. “Wir haben 570.000 Testkits im Haus”, berichtet Landesrat Widmann. Doch sie beide rechnen nicht damit, dass sich tatsächlich 350.000 Personen testen lassen werden. Nicht zuletzt, weil inzwischen die Meinung weit verbreitet ist, dass die Landesregierung zum Test zwingen will. Etwa, um in der Woche nach den Tests wieder arbeiten gehen zu können. Das sei völlig falsch, bemüht sich der Landeshauptmann im Gespräch mit den Landtagsabgeordneten klarzustellen: “Die Tests sind freiwillig. Niemand wird gezwungen.”

 

“Wie der Zwang zu Sicherheitsschuhen”

 

Die Verordnung Nr. 69 vom 12. November sieht vor, dass in den Wirtschaftsbetrieben, die in der Zeit des 15-tägigen Lockdowns vom 14. bis 29. November weiter arbeiten dürfen, “nur das Personal eingesetzt werden [kann], das bei dem vom Landesgesundheitsdienst organisierten Corona-Screenings teilnimmt”. Das aber sei kein Zwang, sondern eine Sicherheitsvorschrift zum Schutz der Arbeitnehmer, präzisiert Kompatscher. Die Betriebe müssten eine Risikobewertung vornehmen und jene Bereiche definieren, in der es zu Kontakten (mit Kunden oder Arbeitskollegen) kommen kann. In diesen Risikosituationen können, falls sie nicht anderweitig behoben werden können – etwa durch räumliche Trennung oder verstärktes Lüften – nur getestetes Personal eingesetzt werden.

“Nicht jede Arbeitssituation ist eine Risikosituation. Die Fälle werden in den Sicherheitsprotokollen genau definiert”, so der Landeshauptmann. Er vergleicht diese Regelung mit den Sicherheitsschuhen auf Baustellen. “Da könnte man auch sagen, ja, wir ‘zwingen’ die Menschen, Sicherheitsschuhe zu tragen. Aber es ist ein Schutz für den Arbeitnehmer und kein Zwang. Wer sich weigert, sie anzuziehen, darf auch nicht arbeiten.” Mitarbeiter der betroffenen Betriebe, die sich nicht testen lassen (wollen), können gegebenenfalls anders, also nicht in Risikosituationen, eingesetzt werden oder müssen als ultima ratio dem Arbeitsplatz fern bleiben. Von den größeren Unternehmen habe er bisher nicht gehört, dass sie Probleme mit testunwilligen Mitarbeitern hätten, berichtet Kompatscher.

 

Ball an die Bevölkerung

 

Auf die Frage vieler Landtagsabgeordneten nach dem “Südtirol testet – und dann?” antworten Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat folgendes: Es werde lokale bzw. punktuelle oder breiter angelegte Folgetests geben – je nachdem, welches Bild des Infektionsgeschehens sich aus den Massentests ergibt. Zu möglichen Lockerungen oder Öffnungen nach dem 29. November wollen beide nichts sagen. “Wir können nicht heute definieren, was es nächste Woche an Lockerungen gibt. Das wäre nicht seriös. Wir werden nach dem Test-Screening eine Neubewertung der Situation vornehmen”, meint Kompatscher. Das Ziel sei es nun, möglichst viele Positive zu isolieren und dadurch möglichst viele Infektionsketten zu unterbrechen. Dafür müssen möglichst viele Menschen an dem Screening teilnehmen und sich testen lassen.

Eine genaue Teilnehmerzahl, ab der man von einem Erfolg sprechen oder wieder Lockerungen in Angriff nehmen könnte, will Kompatscher keine nennen. Für den Gesundheitslandesrat ist indes klar: “Die Bevölkerung entscheidet, ob der Lockdown länger oder weniger lang dauern wird.” Bei genügend Beteiligung sei der Lockdown “vor Weihnachten aufhebbar”. Falls aufgrund mangelnder Teilnahme deutlich weniger Infizierte isoliert werden können und weiter – wie seit Wochen – täglich hunderte neue Fälle auftreten, sei erst kommenden Jahr mit einer Entspannung der Infektionslage zu rechnen. Es könnte “bis Februar mit strengsten Maßnahmen” weitergehen, sagt Widmann.

 

Alle aktualisierten Informationen und Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Corona-Schnelltestaktion gibt es im Corona-Portal des Südtiroler Zivilschutzes.

 

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Martin Koellen… Di., 17.11.2020 - 21:44

“Die Bevölkerung entscheidet, ob der Lockdown länger oder weniger lang dauern wird.”
Wenn man 2/3 der Bevölkerung testen will, um, innerhalb der Grenzen des verwendeten Tests, die Virusträger zu isolieren, bleiben rein rechnerisch 1/3 unerkannt (plus ein paar Hundert falsch negative).
Es reichen dann rein rechnerisch weniger als zwei Verdopplungszyklen, um 4/3, also deutlich mehr Infizierte als jetzt, zu erreichen.
Kommt dann einfach der nächste Lockdown? Darf das auch die Bevölkerung entscheiden?

Di., 17.11.2020 - 21:44 Permalink
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Peter Gasser Di., 17.11.2020 - 21:52

Antwort auf von Martin Koellen…

Im deutschen Fernsehen sagte grad ein Experte, der die Kanzlerin berät, dass der Lockdown jetzt strenger sein und länger dauern müsste, um Weihnachten “retten” und eine dritte Welle klein halten zu können; öffne man jetzt oder bald, geschieht genau das, was Sie oben beschreiben.
Unsere Lobbys und Politiker aber haben das Gegenteil vor, das uns dann langfristig wieder in diese Situation von jetzt zurückbringen wird: sie versprechen eine Lockerung und Aufhebung der Maßnahmen nach 1er, bzw. 2 Wochen, was wohl völlig kontraproduktiv sein wird.
Ich denke, das ist ihnen bewusst - aber dennoch machen Sie solche Versprechungen... warum?
(man soll niemals die “Warum”-Frage stellen).

Di., 17.11.2020 - 21:52 Permalink
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G. P. Di., 17.11.2020 - 22:57

"Nicht zuletzt, weil inzwischen die Meinung weit verbreitet ist, dass die Landesregierung zum Test zwingen will. ... Das sei völlig falsch, bemüht sich der Landeshauptmann im Gespräch mit den Landtagsabgeordneten klarzustellen: Die Tests sind freiwillig. Niemand wird gezwungen.”

Der ist echt gut ... Tatsachenverdrehung par excellence.

Di., 17.11.2020 - 22:57 Permalink
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Thomas Unterwinkler Mi., 18.11.2020 - 00:03

Eine kürzlich (im Preprint) erschienene Studie zeigt, dass die Empfindlichkeit von Antigentests (insbesondere auch des Tests von SD Biosensor, der offenbar bei der Testreihe in Südtirol verwendet wird) ausreicht, die ansteckenden Fälle zu erkennen. Wenn sich also ein hoher Anteil der Bevölkerung testen lässt, würde es sich durchaus um einen wirksamen Schritt in der Pandemiebekämpfung handeln.
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.11.12.20230292v1

Mi., 18.11.2020 - 00:03 Permalink
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Martin Koellen… Mi., 18.11.2020 - 08:21

Antwort auf von Thomas Unterwinkler

In dieser Studie lag die Spezifität in der Personengruppe bei 97,12% (über den gesamten Test bei 98,53%) also deutlich schlechter als der Zulassungswert von 99,58%
Bei der von mir vermuteten Prävalenz von 2% und 350.000 getesteten hieße das falsch positive Ergebnisse bei 7.300 (5.900) Personen im Vergleich zu den 1.140 zu erwartenden nach Zulassungswerten.
Kleine Änderung große Auswirkung.
Falsch negative sind laut Zulassungswerten 240 zu erwarten (immer bei einer Prävalenz von 2%), meine (beschränkte) klinische Erfahrung lässt mehr vermuten

Mi., 18.11.2020 - 08:21 Permalink
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Peter Gasser Mi., 18.11.2020 - 09:00

Antwort auf von rotaderga

Wird man die statistisch zu erwarteten eventuell falsch befundeten Fälle überhaupt erkennen und persönlich zuordnen (können)?
Die “falsch Positiven” kaum, da ja kein nachfolgender PCR-Test am selben Tag vorgesehen ist.
Die “falsch Negativen” zum Teil und indirekt dadurch, dass es weitere Ansteckungen geben wird, welche wohl von diesen ausgehen werden.

Mi., 18.11.2020 - 09:00 Permalink
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Markus S. Sa., 21.11.2020 - 00:48

Antwort auf von Martin Koellen…

Natürlich kann ich/man das. Jeder seriöse Wissenschaftler wird die Zahlen unter verschiedenen Gesichtspunkten analysieren und versuchen Regelmäßigkeiten zu erkennen. Es wäre durchaus möglich, dass am Morgen die Leute weniger infektiös sind als am Abend. Und wer sich schon am Donnerstag testen ließ, hatte wohl einen Grund dazu (daher die 4,1%). Genauso wurde ein möglicher Zusammenhang mit dem Geschlecht oder der Blutgruppe untersucht.
Aber Analytik und Statistik sind wohl nicht Ihre Stärke.

Sa., 21.11.2020 - 00:48 Permalink
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Martin Koellen… Sa., 21.11.2020 - 11:09

Antwort auf von Markus S.

"So wenig Positive wären mit einer Spezifität von weniger als 98,9% nicht erklärbar." ist schlichtweg nonsens. Meine Antwort war wohl zu komplex für Sie.
Wenn Sie ein seriöser Wissenschaftler sind, können sie ja Ihre Publikationsliste zeigen. Und dann versuchen zu erklären, wie Sie zu dieser Aussage oben gekommen sind.

Sa., 21.11.2020 - 11:09 Permalink
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Markus S. Sa., 21.11.2020 - 12:31

Antwort auf von Martin Koellen…

Je komplexer Sie rechnen, desto mehr Fehler unterlaufen Ihnen. Die Rechnung ist doch sehr simpel. Die Spezifität gibt an welcher Prozentsatz von positvien Ergebnissen auch wirklich positiv ist. bei eine Spezifität von 99,5% ist also von 200 Positiven im Schnitt nur eine Person nicht wirklich positiv.

In Südtirol wurden bisher 137.171 Personen getestet. Angenommen es exitieren keine infizierten Personen, so hätte der Test, wenn er nur zu 90% spezifisch wäre, stolze 13.717 Positive finden müssen. Hat er aber nicht - also muss der Test doch viel besser sein. Rechnen wir es umgekehrt und nehmen an, dass alle 1744 Positive bisher falsch positive sind, so ergibt das eine Spezifität von 98,7%. Daher die mathematisch korrekte Schussfolgerung, dass der Test zu mehr als 98,7% spezifisch sein muss.

Sa., 21.11.2020 - 12:31 Permalink
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Martin Koellen… Sa., 21.11.2020 - 15:30

Antwort auf von Markus S.

Sie gehen von der Annahme aus, dass die falsch positiven Ergebnisse absolut regelmäßig verteilt sind, und somit (bei einer Spezifität von 98,7% ) pro 300 Tests mindestens knapp 4 falsch positive aufscheinen müssten.
So wie beim Würfeln eine 6 alle sechs Würfe auftritt. Statistisch gesehen hat man dafür zwar schon beim ersten Wurf eine Wahrscheinlichkeit von 16,7%, erst bei 13 Würfen eine hohe Wahrscheinlichkeit von 90% und "Sicherheit", also 99.9%, erst bei 38 Würfen. Deshalb heißt ein beliebtes Spiel auch "Mensch ärgere dich nicht".
Wenn Sie mir jetzt sagen, mit welcher Wahrscheinlichkeit (95% CI) ihr Rechnungsweg wirklich den Grenzwert für die Spezifität des Tests darstellt, dann bin ich beeindruckt.
Wenn ich noch zum Schluss darauf Hinweise, dass nach Ihrer Rechenmethode gestern Abend der Test eine Spezifität von mindestens 98.9% haben musste, heute Mittag aber 98,7% für den selben Test reichen, dann um darauf hinzuweisen, dass sich hinter einer scheinbar simplen Rechnung nicht selten Komplexes versteckt.

Sa., 21.11.2020 - 15:30 Permalink
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Markus S. Sa., 21.11.2020 - 18:14

Antwort auf von Martin Koellen…

Ja genau, je mehr Leute wir testen, desto mehr konvergietr die Spezifität auf einen konkreten Wert hin. So wie beim Würfeln: je mehr ich würfle, desto mehr erkenne ich, dass die Chance auf einen 6er bei 16,666% liegt.

Wir testen ja nicht nur 3, 10 oder 100 Personen sondern bis zu 350.000. Das reicht vollkommen um sinnvolle statistische Daten zu erhalten. Diese Zahlen strafen alle jene Lügen, die bisher (ohne eine Funken Sachkenntnis) behauptet haben, die Tests erzeugen 30% oder gar 95% falsch Positive.

Sa., 21.11.2020 - 18:14 Permalink
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Martin Koellen… Sa., 21.11.2020 - 19:45

Antwort auf von Markus S.

"Diese Zahlen strafen alle jene Lügen, die bisher (ohne eine Funken Sachkenntnis) behauptet haben, die Tests erzeugen 30% oder gar 95% falsch Positive."
Diese Zahlen sagen gar nichts zum Anteil der falsch positiven aus, die könnten alles zwischen 0% und 100% sein. Nur eine zeitnahe PCR- Bestätigung der Positivität könnte uns darüber Auskunft geben. Sonst bleibt es eine Gleichung mit zwei unbekannten.Auch Ihnen würde ein Funken Sachkenntnis gut tun.

Sa., 21.11.2020 - 19:45 Permalink
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Markus S. So., 22.11.2020 - 19:24

Antwort auf von Martin Koellen…

Ach Martin, sie sind schon ein komischer Kauz: wenn die "falsch positiven" 100% wären, dann hätten wir bis jetzt 323.313 "Neuinfizierte" gefunden. Da es aber nur 3040 sind, können es rein rechnerisch nicht mehr als 0,94% sein. Also hat der Schnelltest eine Spezifität von mindestens 99,06%.

So., 22.11.2020 - 19:24 Permalink
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Martin Koellen… So., 22.11.2020 - 22:36

Antwort auf von Markus S.

@Markus
Die Positiven können 100% falsch positiv sein (bei einer Prävalenz von 0%), oder 100% richtig positiv sein (bei einer Spezifität von 100%), oder alles dazwischen.
Lassen Sie das mit der Statistik lieber, oder lernen Sie zumindest die Grundlagen, sonst kommt, wie bisher, nur Blödsimn raus.

@ Manfred Gasser
Die falsch negativen können alles zwischen (null) und (Testpopulation - positiv Getestete) sein. Wahrscheinlich ist deren Zahl aber relativ niedrig.
Ob der Anteil der positiven Tests im nicht getesteten Drittel der Bevölkerung ebenso niedrig gewesen wäre, lässt sich ebenfalls nicht sagen, da die Teilnahme am Massentest nicht randomisiert war sondern auf Freiwilligkeit beruhte.
Ohne PCR Bestätigung der positiven Schnelltests ist die Aussagekraft des Massentests beschränkt. Und auch mit wissen wir nur: wer misst misst Mist

So., 22.11.2020 - 22:36 Permalink
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Markus S. Mo., 23.11.2020 - 10:56

Antwort auf von Martin Koellen…

@Martin bleiben Sie besser bei ihren Leisten! Bei einer Prävalenz von 0% sind die falsch Positiven 100%, egal wieviele Positive gefunden wurden, logisch - das macht aber keinen Sinn. Sie müssen den Prozentsatz daher immer auf die Gesamtmenge der Getesteten beziehen, nicht nur auf die Positiven.

@Manfred die falsch Negativen ergeben sich aus der Sensitivität. Wenn der Test zu 95% sensitiv ist, so wurden bei 3000 positiven Ergebnissen etwa um die 150 Infektiöse übersehen. Da es aber auch Personen gibt, die durch den Antigentest gar nicht erfasst werden können, da diese noch nicht die entprechendenn Proteine gebildet haben (in den ersten 3 Tagen - aber da bin ich jetzt nicht der Fachmann), entgehen uns etwa 30%. Also sind es wohl um die 1000 falsch Negative.

Mo., 23.11.2020 - 10:56 Permalink
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Martin Koellen… Mo., 23.11.2020 - 12:47

Antwort auf von Markus S.

@ Markus
ich habe bereits mehrfach klar und deutlich geschrieben, dass ich mich auf den Anteil der falsch positiven an den positiven Ergebnissen beziehe. Im anderen Thema weil der Artikel, zu dem ich Stellung genommen hatte, ebenso diesen Bezug hergestellt hatte.
Genauso schreibe ich hier über den Anteil der falsch positiven wie auch hier.
Ich vermische also gar nichts sondern stelle klar dar, worüber ich rede. Im Gegensatz zu Ihnen, wenn Sie sagen: Diese Zahlen strafen alle jene Lügen, die bisher (ohne eine Funken Sachkenntnis) behauptet haben, die Tests erzeugen 30% oder gar 95% falsch Positive aber von der Falsch-positiven-Rate sprechen, obwohl jene, die Sie damit widerlegen wollen, den Anteil der falsch Positiven meinen (es ist nämlich evident, dass dieser Anteil gemeint ist, denn bisher waren noch nie soviele der Tests positiv, als dass sich jemand auf etwas anderes hätte beziehen können)
Ob es für Sie Sinn macht ist einerlei. Ich kann den Prozentsatz auf das beziehen, was ich angebe, und das ist im Text auch klar verständlich.
Es würde die Kommunikation deutlich erleichtern, wenn Sie einerseits klar angeben, auf was Sie sich beziehen und andererseits auf das Geschriebene eingehen.

Mo., 23.11.2020 - 12:47 Permalink
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Salto User
Meinhard Ploner Mo., 23.11.2020 - 13:28

Antwort auf von Martin Koellen…

Also laut Sanitätsbetrieb wurden Antigen Tests der Firmen Relab (Spezifität 99,68%) sowie Abott (Spezifität 99,4%) verwendet. Da die Sensitivität bei ca. 70% liegt, ergeben sich bei einer mittleren Spez. von 99.54%, N=343227 und 3185 positiven Tests genau folgende Resultate:

Richtig Positiv: 1617
Falsch Positiv: 1568
Falsch Negativ: 693
Richtig Negativ: 339349

Also sind 2310 von 343227 an COVID erkrankt, und wir konnten 1617 davon entdecken.

All diese Resultate geben lediglich Erwartungswerte wieder, gegeben die Zuverlässigkeit der Tests ist wie oben angeführt; und gegeben die beiden Tests wurden im Verhältnis 50:50 eingesetzt.

PS. Für mich ist das Thema Hypothesentest kein Neuland.

Mo., 23.11.2020 - 13:28 Permalink
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Markus S. Mo., 23.11.2020 - 13:34

Antwort auf von Martin Koellen…

@Martin die meisten, die hier mitlesen (oder auch die facebook-Seite von Frau Holzeisen lesen) sind keine Mathematiker, und verstehen bei der Angabe dass ein Test "bis zu 95% falsch Positive lieferen kann" einfach nur, dass der Test total unzuverlässig ist - was aber nicht stimmt. Daher darf man die Zahlen für die Allgemeinheit nicht so selektiv darstellen.

Also zurück zu meiner Frage: glauben Sie im Ernst, dass man das Ergebnis dieser 3200 Positiven bei 345.000 getesteten Personen mit eine Spezifizität von weniger als 99% erklären kann?!?

Mo., 23.11.2020 - 13:34 Permalink
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Martin Koellen… Mo., 23.11.2020 - 14:18

Antwort auf von Markus S.

Nein, glaube ich nicht, dazu sind die Zahlen mittlerweile gross genug.
Aber trotz der hohen Spezifität könnten von den positiv getesteten dennoch 95% falsch positiv sein. Bei der derzeitigen Prävalenz sind 20-40% wahrscheinlich.
Ich weiss jetzt nicht was Renate Holzeisen genau schreibt aber ich persönlich habe bisher noch niemand gehört, der die falsch positiven auf die Gesamtzahl der Tests gesehen hat.

Mo., 23.11.2020 - 14:18 Permalink
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Markus S. Mo., 23.11.2020 - 16:38

Antwort auf von Martin Koellen…

@Martin vertrau mir, Otto Normalverbraucher kann zwischen "95% falsch" und "95% falsch positiv" nicht unterscheiden - er hört nur das Wort "falsch" und die hohe Quote von 95%...

Frau Holzeisen hatte dazu ein Video auf ihrer facebook-Seite veröffentlicht, das sie inzwischen aufgrund zahlreicher (kompetenter) Kritiken entfernt hat. Aber es ist derweil viral geworden, vor allem untern den No-Vax-Anhängern, die der Autorität einer Anwältin blind vertrauen.

Mo., 23.11.2020 - 16:38 Permalink
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Martin Koellen… Mi., 18.11.2020 - 09:52

Szenario 15.000 positive, davon die Hälfte falsch positiv. Wird aber nicht mit PCR überprüft.
Es kommt zu einer Verschärfung der Massnahmen, da die Zahlen ja wahnsinnig hoch sind.
Wer wieder dafür bezahlen wird ist klar. Wer übernimmt aber die Verantwortung?

Mi., 18.11.2020 - 09:52 Permalink
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Peter Gasser Mi., 18.11.2020 - 10:01

Antwort auf von Martin Koellen…

Sie schreiben:
“Szenario 15.000 positive, davon die Hälfte falsch positiv”.
Die 15.000 Positiven sind also ein “Szenario”.
Die Aussage “die Hälfte falsch positiv” ist eine reine “Vermutung”, wie Sie weiter oben (08:21 Uhr) schreiben, und nicht eine Tatsache, wie es hier klingt.
Bitte erklären Sie, wie Sie zu der “Vermutung” kommen, mehr als die Hälfte der Ergebnisse (falsch Positive + falsch Negative) seien “falsch”.
Damit müsste man die ganze Aktion als wertlos abblasen.
Führen Sie selbst auch Tests durch?

Mi., 18.11.2020 - 10:01 Permalink
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Martin Koellen… Mi., 18.11.2020 - 10:28

Antwort auf von Peter Gasser

Oben genanntes Szenario von 9:52 ist eine Modellrechnung, welche auf den im Beitrag von 8:21 genannten Voraussetzung (Prävalenz von 2% und der Testvalidität nach der von "Thomas Unterwinkler" verlinkten Studie aus dem Hause Drosten) beruht.
Entwerfen wir ein Szenario mit der von Ihnen vermuteten Prävalenz von 1% (peter gasser 15.11.2020, 14:26), wird sich die absolute Zahl der falsch Positiven natürlich ebenfalls verringern, aber im Verhältnis zu den richtig Positiven steigen, und zwar auf ca 2 falsch Positive pro richtig Positive.
Verwenden wir für ein 3. Szenario die 2% Prävalenz und die Werte der Validierungsstudie der Herstellerfirma erhalten wir nur etwas über 1100 falsch positive auf 7000 richtig positive, wie bereits von mir beschrieben.
Alle 3 sind plausible Szenarien

Mi., 18.11.2020 - 10:28 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Koellensperger
Martin Koellen… Mi., 18.11.2020 - 13:34

Antwort auf von Martin Koellen…

"Damit müsste man die ganze Aktion als wertlos abblasen."
Jede Studie hat ihre Limitierungen, wichtig ist, dass man sie kennt und bei der Interpretation berücksichtigt.
Man könnte z.B. eine repräsentative Stichprobe der positiv Getesteten mittels PCR überprüfen. Wenn diese Stichprobe gut gewählt ist, erhöht man die Aussagekraft enorm.

Mi., 18.11.2020 - 13:34 Permalink
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Profil für Benutzer Klaus Schoepf
Klaus Schoepf Mi., 18.11.2020 - 13:31

Hallo Herr Koellensperger, ich besitze leider nicht Ihre medizinische Expertise aber ich zweifle Ihre Berechnungen trotzdem an. Wie Sie sicher wissen, geht es hier sehr stark um Wahrscheinlichkeiten, welche sehr stark von der Prävalenz beeinflusst werden. Wenn man sich die aktuellen Zahlen anschaut, erkennt man unschwer, dass es bereits fast 2% durch PCR-Tests bestätigte Infektionen in der Bevölkerung gibt. Wenn man nun annimmt, dass ein Großteil der Infizierten asymtomatisch ist und die täglichen Zahlen der Neuansteckungen betrachtet, kann man davon ausgehen, dass die Prävalenz doch deutlich größer sein dürfte. Das reduziert wiederum die Wahrscheinlichkeit von falsch-positiven und falsch-negativen Tests deutlich.
Weiteres möchte ich sagen, dass keine sofortigen und umfangreichen Lockerungen in Aussicht gestellt wurden. Wir werden uns auch nach dem Massentest nicht ohne Maske in die Arme fallen können. Hygiene- und Abstandsregeln werden uns auch weiterhin begleiten. Der Sinn von strengen Maßnahmen wie Lockdowns ist immer, das Infektionsgeschehen so weit abzusenken, dass eine Kontaktverfolgung durch die Behörden wieder möglich wird. Dafür ist ein solcher Massentest meiner Meinung nach ein geeignetes Mittel, um einen langen Lockdown zu vermeiden. Voraussetzung ist allerdings, dass die Landesregierung ihre Hausaufgaben macht und die Kapazitäten bei der Kontaktverfolgung erhöht. Ein Erfolg dieser Aktion liegt also doch zum Großteil bei uns, aber nicht nur.

Mi., 18.11.2020 - 13:31 Permalink
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Profil für Benutzer G. P.
G. P. Mi., 18.11.2020 - 15:02

Antwort auf von Klaus Schoepf

"Voraussetzung ist allerdings, dass die Landesregierung ihre Hausaufgaben macht und die Kapazitäten bei der Kontaktverfolgung erhöht."
Wie gerne würde ich daran glauben. Aber die Chance hatte man schon einmal, in den Monaten Mai bis September, und man hat sie augenscheinlich nicht genutzt.

Mi., 18.11.2020 - 15:02 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Koellensperger
Martin Koellen… Mi., 18.11.2020 - 15:09

Antwort auf von Klaus Schoepf

Hallo Hr. Schoepf,
eine höhere Prävalenz reduziert zwar den Anteil der falsch Positiven, erhöht aber deutlich die Anzahl der falsch Negativen, wie an anderer Stelle bereits dargestellt (allerdings mit den Validierungsdaten der Hersteller).
Rechnet man mit der Spezifität aus dem oben verlinkten preprint und 10% Prävalenz kommen auf 35.000 Positive ca 7.200 falsch Positive

Mi., 18.11.2020 - 15:09 Permalink
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Profil für Benutzer Markus S.
Markus S. Di., 24.11.2020 - 18:24

Ich muss hier was loswerden, was mit dieser Geschichte nicht direkt zu tun hat: in diesem Blog sind einige Intellektuelle unterwegs, und von denen erwarte ich mir schon, daß sie auch die richtigen Begriffe verwenden: es gibt kein "Dèpartment für Gesundheit" in Südtirol! Dieser französische Begriff ist wohl eine Fehl-Übersetzung des italienischen "dipartimento". Auf Deutsch heißt das "Abteilung" oder "Ressort", wie für alle anderen Landesabteilungen. Danke!

Di., 24.11.2020 - 18:24 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Koellensperger
Martin Koellen… Mi., 25.11.2020 - 15:54

Antwort auf von Markus S.

Departments gibt im klinischen (primär universitär aber auch nicht) Bereich überall in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ich gehe davon aus, dass der Begriff aus dem englischsprachigen Bereich übernommen wurde, wo er seit langem verwendet wird. Deshalb auch das fehlende e.

Mi., 25.11.2020 - 15:54 Permalink
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Sepp.Bacher Mi., 25.11.2020 - 19:56

Antwort auf von Markus S.

Das Department für Gesundheitsvorsorge ist nicht mit den Ressort für Gesundheit gleich zu setzen. Nach meinem Verständnis ist das Ressort für Gesundheit eine Verwaltungseinheit des Landes, während das Department für ........ eine Organisationseinheit des Sanitätsbetriebes ist (Im Department für Gesundheitsvorsorge sind mehrere Dienste zusammengeschlossen, die im Netzwerk arbeiten).

Mi., 25.11.2020 - 19:56 Permalink