Chronik | Wetterextreme

Alarm von oben

Unwetter sind unberechenbar – deshalb gilt es, größte Vorsicht walten zu lassen und kein unnötiges Risiko einzugehen, warnt Zivilschutzlandesrat Schuler.
Unwetter Seis
Foto: LPA

Vor knapp einer Woche war Seis am Schlern Schauplatz eines Unwetters von bislang unbekannter Heftigkeit. Derzeit ist man noch dabei, die Schäden zu dokumentieren. Zwölf Bagger und einige LKW sind weiter mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Das Land hat dafür 250.000 Euro an Soforthilfe bereit gestellt. Zivilschutzlandesrat Arnold Schuler war bereits vorigen Freitag für einen Lokalaugenschein vor Ort. Jetzt nimmt er das Hochwasserereignis von Seis zum Anlass, um an die Präventionsmaßnahmen und das Warn- und Alarmierungssystem bei Unwettergefahren zu erinnern – und einen Appell an die Bevölkerung zu richten.

 

“In der Vergangenheit wurden in Südtirol viele Vorbeugemaßnahmen getroffen, um das Gefahrenpotenzial durch Unwetter zu verringern”, hielt Schuler auf der Medienkonferenz im Anschluss an die Sitzung der Landesregierung am Dienstag Mittag fest. Er erwähnte die Wildbach- und Lawinenverbauungen, in die das Land jährlich zwischen 25 und 30 Millionen Euro investiert. Zudem verfügen derzeit mehr als die Hälfte der Gemeinden – 60 von 116 – über einen Gefahrenzonenplan. Auch die Gemeinde Kastelruth, zu der Seis gehört, hat einen. Dass es dennoch zu großflächigen Überschwemmungen auch in besiedeltem Gebiet kommen konnte, ist für Schuler kein Grund, Gefahrenzonenpläne in Frage zu stellen. Sie seien “sehr wertvoll für die Abschätzung der Risiken, mit denen sich auch seltene Ereignisse, die mit einer statistischen Wahrscheinlichkeit alle 300 Jahre auftreten, relativ gut abbilden lassen”.

 

Dennoch: Gewitter sind und bleiben unberechenbar. Im Gegensatz zu der Niederschlagsmenge von Tiefdruckgebieten können jene von Gewittern nur schwer vorausgesagt werden. “Die entsprechenden Niederschläge sind oft sehr lokal, weshalb bei Gewittern besondere Vorsicht geboten ist”, meint Schuler. In Deutschland und Österreich habe man gesehen, wie schnell die Situation außer Kontrolle geraten kann. “Aber auch in Seis haben wir erkennen müssen, wie man trotz aller bisheriger Maßnahmen und Prognosen von Unwetterereignissen überrascht werden kann.”

Deshalb richtet der Zivilschutzlandesrat folgenden Aufruf an die Bevölkerung: "Es gilt, auf die Warnungen zu achten: Wenn etwa der Zivilschutzstatus erhöht wird, sollte die Wetterlage in den Wetterberichten im Auge behalten und auf etwaige Radiodurchsagen geachtet werden. Im Falle eines Unwetters bzw. drohender Gefahr durch Wasser und Muren gilt es, sich in Sicherheit zu bringen und kein unnötiges Risiko einzugehen.”


Die Alarmierung der Bevölkerung bei drohenden Gefahren erfolgt in Südtirol über ein flächendeckendes, zentral gesteuertes Netz von rund 600 Sirenen. Es gibt drei Signale:

  • Die wöchentliche landesweite Sirenenprobe mit einem 15 Sekunden langen Dauerton wird immer samstags kurz vor 12 Uhr durchgeführt
  • Der Feuerwehralarm besteht aus einem dreimaligen 15 Sekunden langen Dauerton, der zwei Mal von einer sieben Sekunden dauernden Pause unterbrochen wird
  • Der Zivilschutzalarm ist ein einminütiger auf- und abschwellender Heulton ohne Pausen
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Karl Trojer Fr., 30.07.2021 - 10:44

Den Vorschlag, grüne Bedachungen und bekieste Parkplätze zu verwirklichen, fände ich sehr wertvoll und allerorts jederzeit umsetzbar. Hierzu sollten, m.E., das Land und die Gemeinden ehestens Rahmenbedingungen festlegen.

Fr., 30.07.2021 - 10:44 Permalink