Umwelt | Pestizide

Malser Pestizidverordnung ausgesetzt

Das Malser Pestizidverbot ist vorläufig ausgesetzt: Südtirol steuert auf seine Selbstvernichtung als Tourismusregion zu, wird der Beschluss des TAR kritisiert.
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Foto: Foto: Salto.bz

Es ist ein offenes Spiel, bei dem man nicht weiß, wie es ausgeht, sagte selbst der Malser Bürgermeister Ulrich Veith vor dem definitiven Inkrafttreten der Malser Pestizidverordnung. Die große Frage? Hält das Quasi-Verbot von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln über die Abstandsregelung einer gerichtlichen Überprüfung stand. Sprich, dem Rekurs, den der Bozner Anwalt Arthur Frei im Auftrag von mehreren Dutzend Obstbauern bereits mit dem Rekurs betreibt. Die vorläufige Antwort heißt: Nein. Denn das Bozner Verwaltungsgericht hat die Verordnung nun bis zur meritorischen Verhandlung am 12. Juni ausgesetzt. Und zwar im zweiten Anlauf, wie die Südtiroler Tageszeitung am Donnerstag berichtet. Ursprünglich sei der Antrag der Rekurssteller auf eine vorübergehende Aussetzung nicht angenommen worden, da das Gericht keine Gefahr im Verzug sah. Diese notwendige Voraussetzung hätte Anwalt Frei nun dennoch belegen können: Sollten die Obstkulturen ab der laufenden Woche nicht mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln behandelt werden, drohe eine unmittelbare Gefährdung durch Parasiten oder Krankheiten, die zu Ernteausfällen führen könnten, habe der Anwalt laut dem Bericht überzeugend argumentiert. 

Sprich: In Mals darf bis Mitte Juni wieder gespritzt werden. „Südtirol steuert - mit dem Kopf durch die Wand - auf seine Selbstvernichtung als Tourismusregion zu“, wird dies unmittelbar auf der Facebook-Seite von „Das Wunder von Mals“ kommentiert. Dort empört sich Filmemacher Alexander Schiebel auch nach seinem Umzug von Südtirol nach Leipzig über die Aufhebung der Verordnung durch das Gericht. „Was vor drei Jahren noch als satirische Warnung gedacht war, wandelt sich zur bitteren Realität“, schreibt Schiebel unter Bezugnahme auf seine damalige PestizidTirol-Parodie. „Statt das pestizidfreie Mals als Vorbild für ganz Südtirol anzusehen, wird es mit allen Mitteln bekämpft“, meint Schiebel. „Nur - eines haben unsere machtbewussten Südtiroler Provinzpolitiker und Bauernfunktionäre dabei übersehen: die Zeit, in der man die Wünsche der Bevölkerung einfach niedertrampeln konnte, diese Zeit ist abgelaufen.“

In jedem Fall hat er neues Futter für die Premieren seines Films „Das Wunder von Mals“ – am 28. Mai im Filmtheater am Sendlinger Tor und am 30.Mai bei der Südtirol-Premiere im Oberschulzentrum von Mals. 

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Stereo Typ Do., 17.05.2018 - 12:42

Mir tut es sehr leid - um die Menschen, die Tiere, die Pflanzen. Südtirol einer der begehrenswertesten Lebensräume Europas? Bleiben nur noch die hochgelegenen Täler im Pustertal, im Wipptal, am Reschen.

Do., 17.05.2018 - 12:42 Permalink
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Stereo Typ Do., 17.05.2018 - 14:43

@Mensch ärgerdichnicht Meine Nahrungsmittel kommen nur noch wenig vom Südtiroler Bauern, außer er produziert bio. Bin noch nicht verhungert und auch nicht verdurstet. Wenn es bio ist, nehm ich's auch aus Sizilien oder Kampanien, regionale Kreisläufe hin oder her. Leider mit schlechter CO2-Bilanz, das ist der Preis.

Do., 17.05.2018 - 14:43 Permalink
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Stereo Typ Do., 17.05.2018 - 19:37

@Manfred Klotz Hab ja gesagt, notgedrungen aus Sizilien und Kampanien, wenn's bio ist, mit schlechter CO2-Bilanz, weil's so weit hergekarrt wird. Also: Südtiroler Bauer, produzier du auch bio, dann nehm ich's von dir, keine Frage.

Do., 17.05.2018 - 19:37 Permalink
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Sepp.Bacher Fr., 18.05.2018 - 11:15

Antwort auf von Manfred Klotz

"Vergessen Sie Bio-Anbau in Süditalien... meistens eine Mogelpackung." Diese Behauptung wundert mich, Manfred Klotz!
Wissen Sie da Genaueres? Dass es Schwindel gibt, ist bekannt: allgemein. Dass das speziell in Süditalien sein soll, scheint mir fraglich. Ich habe mir sagen lassen, dass gerade in Süditalien noch naturnaher angebaut wird, als in in Zonen, wo die Agrarindustrie vorherrscht. Und dass es in Italien allgemein einen sehr hohen Anteil an Biolandwirtschaft gibt.

Fr., 18.05.2018 - 11:15 Permalink
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Manfred Klotz Fr., 18.05.2018 - 12:51

Antwort auf von Sepp.Bacher

Herr Bacher erst im Vorjahr hat die Finanzbehörde einen Megaschwindel in Sizilien mit Bioprodukten aufgedeckt. Aber die Betrügereien gehen schon noch weiter zurück, Sie müssen nur die italiensiche Presse aufmerksam lesen.
Abgesehen vom Zustand von Boden und Grundwasser, wie Herr Kofler schon schrieb. In Süditalien wurde über Jahrzehnte Giftmüll einfach vergraben und darüber landwirtschaft betrieben (Stichwort Terra dei fuochi).

Fr., 18.05.2018 - 12:51 Permalink
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Manfred Klotz Sa., 19.05.2018 - 07:54

Antwort auf von Sepp.Bacher

Herr Bacher, ob man allen Gütesiegeln misstrauen sollte, wenn die Ware aus Süditalien kommt, kann ich nicht mit Gewissheit sagen, habe ich auch nicht behauptet (ich schrieb von "meistens eine Mogelpackung"). Mit Sicherheit kommt es gerade im Süden häufiger zu Etikettenschwindel in der Landwirtschaft als anderswo. Was ich eigentlich damit sagen wollte ist, dass die Meinung von Gesunde Umwelt, bei Bio-Produkten aus Süditalien auf der sicheren Seite zu sein, nicht unbedingt stimmt.

Sa., 19.05.2018 - 07:54 Permalink
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Sepp.Bacher Do., 17.05.2018 - 19:46

Erinnere ich mich falsch: Ich dachte die beiden Pro- und Kontra-Gruppen hätten sich im Vorfeld unter Vermittlung des Landesrates auf einen Kompromiss geeinigt? Wenn ja, warum richten sich die Bauern nicht nach dieser Vereinbarung und laufen zum Gericht?

Do., 17.05.2018 - 19:46 Permalink
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Sepp.Bacher Do., 17.05.2018 - 19:53

Nun die Bauern haben den ersten Richterspruch auch nicht akzeptiert. Warum stört Sie das nicht?
Warum sollte die Autorin anders gesinnt sein? Ihnen würde es auch erst passen, wenn sie in ihrem Sinne schreiben würde!
salto.bz hat nun mal eine bestimmte Gesinnungsrichtung. Motzen Sie sich auch bei den anderen Südtiroler Portalen (Stol, Tageszeitung-Online, Südtirol-News, usw.) wenn sie nicht 100% neutral (in Ihrem Sinne) schreiben?

Do., 17.05.2018 - 19:53 Permalink
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Hermann Rochholz Mo., 21.05.2018 - 16:40

Unabhängig davon, dass ich ungerne mit dem Fahrrad mit Gasmaske herumfahre, da irgendwelche Sprühgeräte in 7-8m Höhe sprühen, aber die zu besprühenden Pflanzen nur 3 m hoch sind, nervt mich auf anderer Seite ebenfalls die Berichterstattung:

Ich zitiere: " Die große Frage? Hält das Quasi-Verbot von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln über die Abstandsregelung einer gerichtlichen Überprüfung stand."
Das "Chemisch-synthetisch" taucht dann noch einmal auf.

ES ist bei Stoffen VÖLLIG egal, ob sie nun "synthetisch" hergestellt sind oder aus der Natur kommen. Man hat in Giftpilzen Gifte entdeckt, die GENAU SO in der Landwirtschaft als Insektizide Verwendung finden. Wenn die chemische Formel gleich ist, ist das Jacke wie Hose, ob das nun in einer großen Firma hergestellt wurde oder aus Pflanzen extrahiert.
Chemieunterricht war immer schon "überflüssig" - aber jetzt darüber reden, ohne es zu wissen- das ist besser?!

Das "Y" im Namen- Glyphosat- Acrylamid- synthetisch- hört sich natürlich ganz gefährlich an!
Übrigens ein klassisches Beispiel, wo die vielgelobten "Kompetenzen" in der Schule mitnichten ausreichen- Das muss man wissen. Das sind GRUNDLAGEN.

"Je weniger er weiß, desto fester glaubt er an das, was er weiß."
Das war gendermäßig nicht korrekt, was Platon da sagte. Aber er lag richtig.

Mo., 21.05.2018 - 16:40 Permalink