Politik | Wahlkampf der Südtiroler Freiheit

Sven Knoll: "Wir haben viel Zuspruch bei den Jugendlichen"

Sven Knoll im salto.bz Interview. Eine offene Südtiroler Bevölkerung hat der Spitzenkandidat der Südtiroler Freiheit im Wahlkampf getroffen, eine internetaffine und eine, die Angst vor der Zukunft hat. "Ja, mit unsere Aktionen polarisieren wir", sagt Knoll. "Unsere Wähler können sich auf uns verlassen."
  • Herr Knoll Ihr dritter Wahlkampf neigt sich dem Ende zu. Was haben Sie beobachtet - im Vergleich zu 2008?

Ich stelle fest, dass die Bevölkerung viel offener geworden ist. Gerade was die Informationsveranstaltungen betrifft, merkt man das. Letztens war ich bei einer Bürgerversammlung in Gsies, eine echte SVP-Gegend war das immer. Früher wäre es unmöglich gewesen, dass Bürger da hin gehen. Wenn man da gesehen wurde, hätte es schon Konsequenzen haben können. Jetzt waren über 100 Leute da. Sie waren interessiert, sehr aufgeschlossen.

Absolut. Vor allem auch bei den Jungen, die ja viel politisch interessierter geworden sind. Heute ist es ja so, dass die Lehrer das Politikinteresse der Schüler beanstanden. Die Jugendlichen informieren sich über die neuen Medien, da kann eine Tageszeitung Dolomiten nicht mehr viel anrichten. Auch für uns Politiker eröffnete das Facebook neue Dimensionen, neue Möglichkeiten.

  • Was passiert noch bis zu den Wahlen am Sonntag? Wahlkämpfen bis zur letzten Sekunde?

Ich bin noch unterwegs zu Streitgesprächen, zu Podiumsdiskussionen und Pressekonferenzen stehen an. Am 24. Oktober wollen wir Bilanz ziehen, darüber, wie der Wahlkampf gelaufen ist. Und am Freitag sind wir in allen Bezirken noch mit Infoständen präsent. Am Samstag darf man ja keine Flugzettel mehr verteilen und am Sonntag – da heißt es dann wählen gehen.

  • Vor fünf Jahren zogen Sie mit 6.641 Stimmen in den Südtiroler Landtag. Können Sie das toppen?

Ein Zuwachs freut einen natürlich immer. Aber wir sind auch froh, wenn wir die zwei Mandate halten können. Dabei muss ich sagen, es geht uns nicht so sehr um die Mandate, sondern darum, dass wir unsere Themen gut positionieren konnten. Und das haben wir bewiesen, auch in der vergangenen Legislatur.

  • Ihre Taktik ist aufgegangen? Sie haben die Menschen mit Ihren Themen erreicht?

Ich würde sagen, es ist uns auf der ganzen Linie gelungen den Wahlkampf mit dem Thema der Selbstbestimmung zu lenken. Unsere Themen haben Platz, denn die Menschen wollen darüber sprechen. Das war uns auch ganz wichtig: direkt mit den Menschen sprechen. Auch von Haustür zu Haustür zu gehen, das Gespräch suchen. Das haben unsere KanidatInnen in den Bezirken getan, denn es geht ja nicht nur um mich und um die Eva Klotz.

Über die Testimoni della libertà lesen Sie einen salto-Artikel hier.

Die Zukunftsfragen sind in diesem Wahlkampf in den Vordergrund gerückt. Die Ausländerfrage war so gut wie nicht präsent. Im Mittelpunkt steht die Zukunft Südtirols. Da ist einmal die Wirtschaft mit der Jugendarbeitslosigkeit, den Jungakademikern, die keine Arbeit finden, den Betriebe, die abwandern. Das beschäftigt die Menschen und auch die Zukunft im Hinblick auf unsere Autonomie. Die Leute wollen mitreden, mitgestalten.

  • Was beanstanden die Südtiroler Freiheit?

Wir haben gesehen, dass die Autonomie Stück für Stück ausgehöhlt wird. Südtirol leidet darunter, dass es zu Italien gehört. Auch wirtschaftlich. Das beweisen die letzten Daten des ASTAT. Und das ASTAT ist ja kein Ableger unserer Partei. Darin ist schwarz auf weiß zu lesen. Dass Südtirol ohne Italien besser da stünde.

Die letzten Daten des Astat beweisen es. Und das ASTAT ist ja kein Ableger unserer Partei. Darin ist schwarz auf weiß zu lesen. Dass Südtirol ohne Italien besser da stünde.

  • Und Ihre Meinungsumfrage?

Sie meinen das Referendum? In der Politik braucht es Geduld, es brauch Glück und auch Hartnäckigkeit. Ich glaube, dass ich sehr hartnäckig bin. Uns geht es darum Bestehendes nicht nur zu kritisieren, sondern wir wollen etwas verändern. Dass die Schotten nächstes Jahr abstimmen, das hat viele SüdtirolerInnen nachdenklich gestimmt. Wenn es bei denen geht, warum nicht auch bei uns? Unsere Referendum ist da ganz wichtig.

  • Sie werden dem Thema Selbstbestimmung treu bleiben, egal wie die Wahl ausgeht?

Auf jeden Fall. Wer uns wählt, der weiß genau, wofür wir stehen. Protestwähler erwarten wir keine, denn unsere Wählerschaft hat sich genau für uns entschieden. Wir polarisieren mit unseren Ansichten, das ist uns ja auch bewusst. Wer Südtiroler Freiheit wählt, der wünscht sich eine andere Zukunft für das Land.

Wer uns wählt, der weiß genau, wofür wir stehen. Protestwähler erwarten wir keine, denn unsere Wählerschaft hat sich genau für uns entschieden. Wir polarisieren mit unseren Ansichten, das ist uns ja auch bewusst.

  • In der Opposition fühlen Sie sich wohl?

Wir werden sicher keine Regierungspartei werden, das ist uns klar. Aber wir sind ja auch keine klassische Partei, sondern eine Bewegung. Wir wollen, dass unsere Themen zum Regierungsthema werden. Wir haben sehr viel erreicht, die Toponomastikdiskussion, die Thematik der faschistischen Relikte. Wir sprechen Themen an, die vielen unangenehm sind.

  • Sind Sie zufrieden mit sich? Ein gutes Zeugnis für die Arbeit der Südtiroler Freiheit?

Ich bin sehr selbstkritisch und es geht immer noch. Aber wenn wir sehen, dass wir den Mitgliederstock kontinuierlich aufbauen konnten, wir so viele KandidatInnen auf der Liste haben, wie noch nie. Ja, dann muss ich sagen, wir haben schon etwas richtig gemacht. Aber das richtige Zeugnis, das wird uns am Sonntag der Wähler ausstellen.