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Ein Arzt für die Volkspartei

Die Meraner SVP hat einen neuen Chef und will “sehr offen und unvoreingenommen” in die Verhandlungen mit Rösch gehen. Die finden ohne Dario Dal Medico statt.
Kurhaus Meran
Foto: Othmar Seehauser

Wie geht es in Meran weiter? Die Frage muss sich nicht nur der wiedergewählte Bürgermeister Paul Rösch stellen. Sondern insbesondere auch die SVP. Nach dem Wahldebakel der heurigen Gemeinderatswahlen, bei denen es ihr Bürgermeisterkandidat Richard Stampfl nicht in die Stichwahl schaffte und der Wiederwahl von Rösch, mit dem die SVP die vergangenen fünf Jahre regiert hat, und den sie genauso lange auch zu sabotieren versucht hat, wurde am Montag Abend personelle Konsequenzen gezogen. Der Stadtobmann der Meraner SVP, Andreas Zanier, war am Wochenende zurückgetreten. Die Aufgabe, die Stadtpartei auf neue Wege zu führen, wird nun Ernst Fop übernehmen. Am Montag wurde er einstimmig zum neuen SVP-Stadtobmann ernannt.

Fop ist ein politisch unbeschriebenes Blatt. Lange Zeit war der Notfallmediziner und Anästhesist bei der Landesflugrettung tätig. Er hatte sich als Nachfolger von Manfred Brandstätter für das Primariat des Landesnotfalldienstes beworben, den er nach dessen Abgang geschäftsführend leitete. Im Juli 2018 erhielt schließlich Marc Kaufmann die Stelle, Fop kündigte. Derzeit ist er als Hausarzt in Martinsbrunn tätig.

 

Seit Ende 2019 ist der 50-Jährige Vorsitzender des Meraner Sozialausschusses, bei den Gemeinderatswahlen am 20. und 21. September erhielt er 554 Vorzugsstimmen – am zweitmeisten gleich nach dem scheidenden Stadtrat Stefan Frötscher – und zog erstmals in den Gemeinderat ein. Nun wird Fop interimsmäßig Meraner SVP-Chef. Bis Ende des Jahres soll die gesamte Funktionärsriege ausgetauscht werden und dann Neuwahlen des Stadtkommiteeobmannes stattfinden. “Mitregieren, aber nicht um jeden Preis” ist die Losung, die Fop für die Verhandlungsgespräche mit Rösch ausgegeben hat. In die will die SVP “sehr offen und unvoreingenommen” gehen, teilt sie am späten Montag Abend mit. Neben Fop gehören die Gemeinderäte Frötscher, Martin Ganner und Hannes Gamper sowie Fops Vize Silvia Paler zur Verhandlungsdelegation.

 

Verhandlungen ohne Dal Medico

 

Rein numerisch ist Rösch nicht auf die SVP angewiesen. Er könnte eine Mehrheit aus Liste Rösch/Grüne, Team K, Ökosoziale Linke (insgesamt 10 Sitze), La Civica, Alleanza (zusammen 8 Sitze) und PD (2 Sitze) auf die Beine stellen und die acht SVP-Räte zur Opposition verdammen. Doch er wolle das Gespräch mit der SVP suchen, betonte Rösch am Stichwahlabend. Genauso wie mit den beiden italienischen Bürgerlisten, die seinen Herausforderer Dario Dal Medico unterstützt haben. Mit Alleanza per Merano hat Rösch bereits nach 2015 regiert. La Civica per Merano ließ er damals – aufgrund des Vetos der SVP – außen vor.

Dal Medico wird selbst nicht am Verhandlungstisch sitzen. Nach seiner knappen Niederlage am Sonntag waren Spekulationen laut geworden, dass es der 52-Jährige Richard Stampfl gleich tun und sein Gemeinderats-Mandat nicht annehmen wird. “Torno a fare l’avvocato”, hatte Dal Medico bereits im salto.bz-Video-Duell vergangenen Freitag auf die Frage geantwortet, was er machen wird, falls er nicht Bürgermeister wird. Rösch hingegen könnte ihn sich als seinen Vize vorstellen. Am Montag Abend sorgt Dal Medico selbst für Klarheit. Er sei anfänglich enttäuscht gewesen, dass es nicht geklappt habe, gesteht er. Vorerst denkt er aber nicht daran, sich zurückzuziehen. Er wolle die vielen Menschen – am Sonntag haben ihn 7.013 Wähler gewählt –, die ihm ihr Vertrauen geschenkt haben, “keineswegs enttäuschen” und “weiterhin im Interesse unserer Gemeinschaft arbeiten”, schreibt Dal Medico auf Facebook.

 

Einer der Knackpunkte bei den Verhandlungen zwischen Civica, Alleanza und Rösch wird die Mobilität sein. Dal Medico hatte sich im Wahlkampf stets dafür ausgesprochen, wieder mehr Autoverkehr in der Stadt zuzulassen. Den Verkehrsplan, der auf Vorschlag von Rösch und Mobilitätsstadträtin Madeleine Rohrer mit der Bevölkerung ausgearbeitet und im Juli 2019 vom Gemeinderat genehmigt wurde, nochmals aufschnüren und völlig überarbeiten, kommt für den neuen alten Bürgermeister nicht in Frage. Sehr wohl aber sei er bereit, einzelne Punkte und Vorhaben neu zu diskutieren, zeigt sich Rösch kompromissbereit.